Londoner Psalterkarte

Londoner Psalterkarte
Psalterkarte, um 1260

Als Londoner Psalterkarte (engl. Psalter world map) bezeichnet man eine mittelalterliche Weltkarte, die in einem Psalter gefunden wurde. Diese Mappa Mundi befindet sich nun in der British Library in London.

Besonders an dieser Karte ist der Detailreichtum, obwohl sie nur etwa 9,5 cm hoch ist. Der Entstehungszeitpunkt ist um 1260 anzusetzen. Der Autor ist unbekannt. Anna-Dorothee von den Brincken zufolge sieht sie aus wie eine Kleinausgabe der Ebstorfer Weltkarte.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Als eine typische Mappa Mundi stellt die Londoner Psalterkarte das geografische und historische Wissen nicht nur dar, sondern auch in einen Heilszusammenhang. Jesus selbst erscheint im Osten der Karte, das heißt "oben", denn die Weltkarten des europäischen Mittelalters waren meist geostet, nicht genordet. Mit der rechten Hand gibt Jesus seinen Segen, in der linken Hand hält er eine kleine Weltkugel, die beiden Querstriche teilen sie in die drei bekannten Kontinente Europa, Afrika und Asien, wobei letzteres traditionell als so groß wie die beiden übrigen Kontinente angesehen wurde.

Entgegen einem anders lautendem Irrglauben war die mittelalterliche Wissenschaft sich durchaus dessen bewusst, dass die Erde eine Kugel und nicht etwa eine flache Scheibe ist. Kartenautoren wie auch der unbekannte Autor der Londoner Psalterkarte stellten aus Gründen der Zweckmäßigkeit nur den Teil dar, der für die Menschen zugänglich war. Übrige Erdteile wurden angenommen, da sie für das Gleichgewicht der Erde notwendig sein sollten, sie waren aber wegen des Weltozeans und der Hitze um den Äquator herum nicht erreichbar. So erscheint die bekannte Welt hier als vom Ozean mit Inseln umgeben.

Zentrum: Heiliges Land

Heiliges Land (Ausschnitt)

Der Nabel der Welt, das Zentrum der klassischen Mappa mundi, ist Jerusalem, wodurch auch die Bedeutung dieser Stadt für die Heilsgeschichte herausgestellt ist. Das Heilige Land ist besonders groß und detailreich wiedergegeben. Im See Genezareth erkennt man einen Fisch und damit einen Verweis auf den Beruf des Apostels Petrus.

Osten: Paradies

Paradies

Im Osten der Karte, also oben, fließen fünf Flüsse in das Paradies. Der Autor hat nämlich zu den vier in der Literatur erwähnten Flüsse (darunter den Tigris) den Ganges hinzugefügt. Im Paradies sind Adam und Eva zu sehen, getrennt durch einen Baum.

Südlich vom Paradies (rechts) stehen zwei Bäume, der Sonnen- und der Mondbaum, die in einer Geschichte über Alexander den Großen erwähnt werden.

Nordosten

Arche Noah

Auf einem Berg, neben dem armenie steht, befindet sich die Arche Noah. Nördlich davon (links) sieht man ein Tor, mit dem Alexander wilde Völkerschaften hinter eine Bergkette eingesperrt hat.

Nordwesten: Europa

Griechenland und Rom

Europa ist relativ gut abgebildet. Einen großen Raum nehmen das etwas unförmige Italien mit Rom und vor allem das alte Griechenland mit grecia und macedonia ein, der Heimat des Alexander. Bergketten stellen den die Apenninen und die Alpen dar. Dalmatia ist reichlich von der Küste entfernt.

Mittelmeer und Nildelta

Sizilien und Nildelta

Im Mittelmeer, das Europa und Afrika voneinander trennt, schwimmen einige Inseln. sicilia ist außer durch die Beschriftung auch an der dreieickigen Form erkennbar, für die die Insel bekannt war. Gegenüber Sizilien liegt das gefächerte Delta des Nil.

Im Westen des Kartenausschnitts (unten) ist ein Stadtsymbol mit cartago, der von den Römern zerstörten Stadt.

Süden: Monstren

Ägypten, Äthiopien, Rotes Meer, links Monstren

Auf einigen älteren Weltkarten wird im Süden mit einem Landstreifen der Vierte Kontinent auf der Südhalbkugel angedeutet. Dort sind dann meist die so genannten Antipoden angesiedelt, die als Monstren dargestellt werden. Diese sind auf der Londoner Psalterkarte - wie auch auf anderen - gleichsam an den Südrand von Afrika gerutscht.

In der Mitte des Kartenausschnitts sieht man den Schriftzug egyptus, und das Rote Meer (tatsächlich rot gemalt) weist eine Art Landbrücke nach Norden (nach links) auf. Der Gedanke des Weges durch das Schilfmeer, wie ihn Moses gegangen ist, liegt nahe.

Hinter einem Gebirge, östlich (oberhalb) von Ägypten, liegt nur mehr dem Namen nach bekannte Äthiopien, in dessen Nähe die Quelle des Niles zu sehen ist - sie wurde von den Europäern erst im 19. Jahrhundert entdeckt.

Siehe auch

Literatur

  • Anna-Dorothee von den Brincken: Fines Terrae. Die Enden der Erde und der vierte Kontinent auf mittelalterlichen Weltkarten (MGH-Schriften 36), Hannover 1992.

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