- Lost City (Hydrothermalquelle)
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Lost City ist der Name eines Gebietes von heißen Quellen, oder hydrothermalen Schloten im Atlantis-Massiv, einem untermeerischen Gebirge im mittleren Atlantik.
Dieses Massiv ist ein Teil des Mittelatlantischen Rückens, dem vulkanisch aktiven Gebirgszug, der den Ozean auf ganzer Länge von Norden bis Süden durchzieht. Lost City unterscheidet sich erheblich von anderen hydrothermalen Gebieten, wie den seit den späten 1970er Jahren bekannten Black Smoker-Schloten. Es besteht aus einem Feld mit etwa 30 Schloten, die hauptsächlich aus Calciumcarbonat (Kalk) bestehen und 30 Meter bis 60 Meter hoch sind. Daneben findet sich eine Anzahl kleinerer Schlote. Geologen, Chemiker und Biologen können dort die abiotischen Prozesse und die Lebensformen eines bisher unbekannten Ökosystems erforschen, das auf Methan und Wasserstoff als Energiequelle basiert.
Lost City wurde im Dezember 2000 auf einer Expedition der National Science Foundation entdeckt. Eine zweite Expedition, die 2003 ausgerüstet wurde, benutzte das Unterseeboot Alvin um die Schlote zu erforschen. Eine dritte Expedition, durch die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) folgte im Jahr 2005, mit den U-Booten Hercules und Argus. Die Einzelheiten über die ungewöhnliche Chemie und Biologie des Hydrothermalgebietes wurden im März 2005 veröffentlicht.
Die Schlote geben vor allem Methan und Wasserstoff in das umgebende Wasser ab. Diese Gase stammen aus hoch basischen Fluiden, das sind konzentrierte Lösungen, die dort mit einem pH-Wert von 9 bis 11, und Temperaturen zwischen 40 °C und 90 °C austreten. Diese Fluide entstehen dadurch, dass Meerwasser mit dem Mineral Peridotit in einem exothermen Prozess miteinander reagiert und es zu Serpentin umwandelt, wobei zusätzlich Methan, Wasserstoffsulfid und Wasserstoffgas (H2) erzeugt werden kann. Möglich ist das, da das Peridotit durch tektonische Vorgänge aus der Tiefe nahe an den Meeresboden angehoben wurde. Weitere Effekte sind eine Abnahme der Dichte des Gesteins und eine Volumenvergrößerung von 20% bis 40%, wodurch zusätzliche Risse im Gestein entstehen und neues Peridotit in Kontakt mit Meerwasser tritt.[1]
Im Gegensatz zu den Black Smoker fördern diese Fluide aber nur unbedeutende Mengen von Kohlendioxid oder Metallen. Die Temperaturen und pH-Werte der Black Smoker-Fluide sind ebenfalls deutlich verschieden.
Die Isotopen-Werte von Strontium, Kohlenstoff und Sauerstoff, sowie Radiokarbon-Datierungen belegen eine mindestens 30.000-jährige hydrothermale Aktivität in Lost City, womit es um mindestens zwei Größenordnungen älter ist, als die bisher bekannten Black Smoker. Dem entsprechend unterscheiden sich auch die Lebensformen in den beiden Typen von Hydrothermalgebieten enorm. Die Schlote von Lost City lassen die hohe Biomasse von Mikroorganismen vermissen, die für die Black Smoker typisch sind. Dennoch beherbergt Lost City eine Vielzahl von kleinen wirbellosen Tieren, die sich vor allem auf den Kalkstrukturen aufhalten, darunter Schnecken, Muscheln, polychaete Würmer, Flohkrebse und Ostrakoden (Ostracoda). Im Inneren der Schlote leben Methanosarcina-ähnliche Archaebakterien, die das austretende Methan oxidieren, neben Verwandten von Firmicutes. Außerhalb der Schlote oxidieren andere Archaebakterien sowohl Methan, als auch Schwefel und Wasserstoff, wie die kürzlich neu beschriebene ANME 1 und andere Bakterien, einschließlich Proteobacteria.
Lost City war ein Schauplatz in dem IMAX 3D-Film Aliens of the Deep von Disney. Regie: James Cameron und Steve Quaile.
Quellen
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel en:Lost City (hydrothermal field).
- ↑ G. Früh-Green: The The Lost City 2005 Expedition
Literatur
- A. Boetius (2005): Lost City Life. Science, 307(5714): S. 1420-1422
- G.L. Früh-Green (2003): 30,000 Years of Hydrothermal Activity at the Lost City Vent Field. Science, 301(5632): S. 495-498
- S. Kelly, et al. (2005): A Serpentinite-Hosted Ecosystem: The Lost City Hydrothermal Field. Science, 307(5714): S. 1428-1434
Weblinks
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