Louis Hackethal

Louis Hackethal

Louis Hackethal (* 1836 in Duderstadt; † 1911 in Hannover) war als Erfinder des Hackethaldrahts an der Entwicklung des deutschen Telegraphen- und Fernsprechwesens beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Louis Hackethal wurde als zweiter Sohn von Carl und Christiane Hackethal geboren. Nach seinem Abitur 1855 trat er in Hannover in die „Königliche Post- und Telegraphenverwaltung“ ein. Von 1875 bis 1899 war er Telegraphendirektor und Vorsteher der Fernsprechämter Hannover sowie Bremen.

Patente

Als Telegraphendirektor und im Ruhestand war er auf der Suche nach einem guten und wetterfesten Isoliermaterial für Telefonleitungen. An Gasleitungen hatte man schon oft beobachtet, dass diese mitunter als elektrische Leiter schlecht taugen - insbesondere wenn man sie für Blitzableiter missbrauchen wollte. 1894 bemerkte er, dass ein mit Mennige gestrichener Eisenträger, der 18 Jahre draußen gelegen hatte, vom Erdreich vollständig elektrisch isoliert war.[1] Er erkannte, dass Mennige in bestimmter Zusammensetzung und unter bestimmten Verhältnissen eine außergewöhnlich gute Isolation und Wetterbeständigkeit bewirkt. Während Jacob Berliner, kaufmännischer Leiter der hannoverschen „Telephonfabrik“, bereits 1898 die industrielle Herstellung von Hackethals Leitungsdrähten und Kabeln vorbereitete, ließ sich Louis Hackethal im Jahre 1900 zwei Erfindungen patentieren:

  • Isolationsmaterial für elektrische Apparate und Leitungsdrähte
  • Verfahren zur Aufhebung der Beeinflussung elektrischer oberirdischer Leitungen für Fernsprechzwecke. Er brachte Hin- und Rückleitung auf einen sehr geringen Raum dadurch zusammen, dass er sie an ein und denselben Isolator legte und verdrillte sie dadurch, dass er von Isolator zu Isolator die Befestigungsstellen wechselte. An den Kreuzungsstellen wurden beide Leitungen zusammengebunden und erhielten dadurch eine feste gegenseitige Lage. Das war natürlich nur mit einer guten Isolation möglich. Dadurch war ein Telefonieren ohne Nebengeräusche möglich.

Noch kurz vor seinem Tod patentierte Hackethal 1910 einen:

  • Isolator mit seitlichen Ansätzen zur Aufnahme von Doppelleitungen.

Hackethal-Draht-Gesellschaft

1900 gründeten die Brüder Emil, Jacob und Joseph Berliner die Hackethal-Draht-Gesellschaft mbH in Hannover. Die Produktion des Hackethal-Drahts wurde anfangs als Auftragsarbeit vergeben und von der J. Berliner Telefonfabrik in der Kniestraße vertrieben. Dort fabrizierten die Brüder zugleich die ersten Schallplatten für die Deutsche Grammophon und die britische Gramophone Company. Erst 1903 begann die eigene Draht-Produktion in der Nicolaistraße, um mit qualitativen Verbesserungen die Nachfrage großer staatlicher Unternehmen zu bedienen.

1906 erfolgte der Aufbau eines die gesamte Marktbreite abdeckenden Draht- und Kabelwerkes an der Stader Chaussee (heute Vahrenwalder Straße). Das Unternehmensgelände befand sich im Stadtteil Brink-Hafen. Louis Hackethal wurde Mitgesellschafter zur finanziellen Absicherung und Weiterentwicklung seiner Erfindungen.

Unter Übernahme dieser Gesellschaft wurde daraus am 21. Oktober 1907 (mit Wirkung ab 1. Januar 1907) die Hackethal Draht & Kabelwerke AG gegründet. Ihre Aufgabe war die „Herstellung von allen Arten blanker und isolierter Leitungsdrähte für Zwecke der Elektrotechnik sowie von Schwach- und Starkstromkabeln nebst Garnituren, nahtlos gezogenen Rohren, hohlen und massiven Stangen usw. aus Kupfer, Messing und Aluminium“. Unter dem alleinigen Vorstand Rüdiger Platz stieg das Unternehmen innerhalb von drei Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Kabel- und Metallwerke Europas auf.

1912 trat das Unternehmen der Vereinigung der Deutschen Starkstromkabel-Fabrikanten bei sowie der Brinker Hafengesellschaft. Die Kontakte zur Gutehoffnungshütte ab 1922 führten bis 1936 zu deren Beteiligungen von mehr als 50%. Erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Unternehmen in die Rüstungsproduktion eingegliedert, um dann während der Luftangriffe auf Hannover zu mehr als 70 % zerstört zu werden.

Der Wiederbeginn 1945 erlaubte zunächst nur die Produktion von Aluminiumkochtöpfen. 1946 wurde das Unternehmen von der Demontageliste gestrichen. Nachdem 1950 der Wiederaufbau abgeschlossen war, begann man mit der Entwicklung des Wellmantels für Produkte mit flexibler Ummantelung. Sie wurden neben dem Hackethal-Draht zum Markenzeichen des Unternehmens. Ebenso bekannt wurden die ab den 1970er/80er Jahren produzierten Hochfrequenzkabel und Richtfunkanlagen.

1966 fusionierten die Gutehoffnungshütte-Töchter Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerke und die Hackethal AG zur „Kabelmetall AG“, kurz kabelmetal. Der Unternehmensname (Firma) ist abgeleitet aus der auf 10 Stellen begrenzten Telegrafenadresse „kabelmetall“. Aus deren Kabel- und Leitungsaktivitäten in Hannover wurde nach einigen Jahren die „kabelmetall electro GmbH“ verselbständigt, die 1982 Kapital-mehrheitlich von der französischen „CDL Les Cables de Lyon“ übernommen wurde. Bis um 1990 wurde die kabelmetall electro AG zu einem führenden Unternehmen in der Energie- und Nachrichtentechnik. Sie verfügte über 7 inländische Werken und Beteiligungen an zahlreichen in- und ausländischen Unternehmens.

Nach dem Zusammenschluss mit der Kabelrheyd AG erfolgte 1992 unter dem Dach der Alcatel Deutschland GmbH die Gründung der „Alcatel Kabel-Beteiligungs AG“, deren Produktpalette von den Kabeln über Mobilfunkantennen bis zur Autoelektronik reichte. Unterschiedliche Gründe für wirtschaftliche Schwierigkeiten ab Mitte der 1990er Jahre führten zu Konzentrationen und Entlassungen. Daraus ging Anfang des 21. Jahrhunderts die Alcatel-Tochter Radio Frequency Systems hervor, die mit ihren Hochfrequenzkabeln Marktführer in Europa ist und global derzeit (2010) auf Platz 2 steht.

Veröffentlichungen

  • Verlegen von Telegraphen- und Fernsprechleitungen; In Dinglers polytechnisches Journal; Ausgabe 316, 1901

Literatur

  • Flüssige Mennige als Isolirmittel bei elektrischen Leitungen; In: Helios: Fach- und Export-Zeitschrift für Elektrotechnik; Ausgabe 7, 1901, S. 28 u. 74f
  • Klaß, Gert von: Hackethal-Draht- und Kabel-Werke A.-G., Hannover: [50 Jahre]. Hoppenstedt, Heppenheim a.d. 1950.
  • Helmut Plath, Herbert Mundhenke, Ewald Brix: Heimatchronik der Stadt Hannover; Köln, 1956, Seite 373ff.
  • Albert Lefèvre: Der Beitrag der hannoverschen Industrie zum technischen Fortschritt; in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 24, Hannover 1970, Seite 274ff.
  • Waldemar R. Röhrbein in: Stadtlexikon Hannover, Seite 246

Einzelnachweise

  1. Helios: Fach- und Export-Zeitschrift für Elektrotechnik, Band 7, 1901, S. 28

Weblinks


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