Louis Pergaud

Louis Pergaud
Louis Pergaud

Louis Pergaud (* 22. Januar 1882 in Belmont, Département Doubs; † 8. April 1915 bei Marchéville-en-Woëvre, Département Meuse) war ein französischer Schriftsteller.

Leben und Schaffen

Louis Émile Pergaud wuchs auf in seinem Geburtsort Belmont nahe Besançon als einziges Kind eines Dorfschulmeisters und einer Bauerntochter. Mit 16 (1898) bestand er mit Glanz die Aufnahmeprüfung für das Lehrerseminar in Besançon, das er, ebenfalls sehr gut benotet, 1901 verließ. Anschließend wurde er, mit knapp 19, Dorfschullehrer in Durnes (Dép. Doubs). Ein Jahr später wurde er zum Militär in Belfort eingezogen, und zwar, da ihm die Ausbildung am Seminar den Abiturientenstatus verschafft hatte, zum verkürzten einjährigen Dienst. Danach (1903) war er wieder Lehrer in Durnes und heiratete mit gerade 21 (seine Eltern hatte er mit 18 kurz nacheinander verloren), Marthe Caffot, eine Kollegin aus dem Nachbardorf La Barèche.

Inzwischen hatte er zu schreiben begonnen, und zwar, wie bei jungen Autoren damals üblich, zunächst Gedichte. 1904 ließ er sie gesammelt unter dem Titel L’Aube (Die Morgenröte) erscheinen, unterstützt von dem wenig älteren Belforter Freund und Lyrikerkollegen Léon Deubel.

Als 1905 in Frankreich Kirche und Staat getrennt und das Primarschulwesen neu geordnet, d.h. in der Regel laisiert wurde, wurde Pergaud versetzt in ein anderes Dorf des Départements, Landresse. Hier brachte ihn seine Weigerung, im Sinne der katholischen Kirche zu unterrichten und auch privat Frömmigkeit zu demonstrieren, in Konflikt mit den Honoratioren des Dorfes.

Nachdem er sich offenbar rasch mit seiner Frau auseinander gelebt, aber durch ein nächstes Lyrikbändchen, L’Herbe d’avril (Aprilgrün, 1906), sein Bild von sich selbst als Autor bestätigt hatte, kündigte er 1907 den Schuldienst und ging nach Paris, gefolgt von seiner neuen Partnerin Delphine Duboz (die er nach der 1908 ausgesprochenen Scheidung 1910 auch heiratete).

In Paris arbeitete er zunächst als Schreibkraft und dann wieder als Lehrer. Vor allem aber schriftstellerte er, und zwar, da seine Lyrikbändchen kein nennenswertes Echo gefunden hatten, fast ausschließlich als Erzähler in einem dem Naturalismus verpflichteten Stil.

Den Durchbruch erzielte er 1910 mit den acht meist tragisch endenden Tiererzählungen des Bandes De Goupil à Margot (= Vom [Fuchs] Goupil zur [Elster] Margot). Ihr eigenwilliger makabrer Realismus brachte ihm den renommierten Prix Goncourt ein. 1911 ließ er in ähnlicher Manier La Revanche du corbeau (Die Rache des Raben) folgen, 1913 Le Roman de Miraut, chien de chasse (Der Roman vom Jagdhund Miraut).

Dazwischen, 1912, kam sein bekanntestes Werk heraus: La Guerre des boutons, roman de ma douzième année (Der Krieg der Knöpfe. Ein Roman aus meinem 12. Lebensjahr). Der in Pergauds Heimatprovinz spielende Roman schildert mit viel vordergründigem Witz und hintergründigem Ernst den grotesk-makabren „Krieg“ der Jungen zweier benachbarter Dörfer, die den jeweils Besiegten zu deren Demütigung und zur eigenen Bereicherung die Knöpfe abschneiden. (Der Titel Der Krieg der Knöpfe, den die deutsche Übersetzung trägt, ist ungeschickt, denn er suggeriert einen Krieg zwischen Knöpfen.) La Guerre des boutons thematisiert nicht nur allgemein die menschliche Neigung zu Krieg und Gewalt, sondern speziell auch die Spannungen zwischen dem klerikalen und dem laizistischen Lager im Frankreich der Zeit.

Der Roman erlebte mehr als 30 Auflagen bis in die jüngste Zeit hinein. Er wurde 1936 und 1962 in Frankreich und nochmals 1994 in einer englischsprachigen Version verfilmt.

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 wurde Pergaud eingezogen. Im Stellungskrieg an der festgefahrenen deutsch-französischen Front wurde er bei einem erfolglosen Angriffsversuch seiner Kompanie verwundet, offenbar von deutschen Soldaten geborgen und in ein Lazarett geschafft, dort kurz darauf jedoch bei einem Flächenbeschuss durch französische Artillerie getötet.

Postum erschienen einige weitere Erzählungen um Tiere sowie um Menschen im Ambiente der ländlichen Heimatregion des Autors.

Sein Andenken wird von einer literarischen Vereinigung mit Sitz in Paris gepflegt: Les Amis de Louis Pergaud.

Literatur

  • Jean-Pierre de Beaumarchais, Daniel Couty, Alain Ray: Dictionnaire des littératures en langue française, 4 Bde., Paris: Bordas, 1994 (Artikel Pergaud)
  • Jean-Pierre de Beaumarchais, Daniel Couty, Dictionnaire des œuvres littéraires de langue française, 4 Bde., Paris: Bordas, 1994 (Artikel La Guerre des boutons und De Goupil à Margot)
  • Vgl. auch die Artikel zu Pergaud im französisch- und im englischsprachigen Wikipedia

Weblinks

 Commons: Louis Pergaud – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Louis Pergaud – Quellen und Volltexte (Französisch)

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