Lucrezia di Lorenzo de’ Medici

Lucrezia di Lorenzo de’ Medici

Lucrezia di Lorenzo de’ Medici, (* 4. August 1470 in Florenz; † zwischen 10. November und 15. November 1550 oder 1553) war die älteste Tochter von Lorenzo den Prächtigen (1449–1492), des Stadtherren von Florenz, und dessen Ehefrau Clarice Orsini (1453–1488) und wurde am 10. September 1486 mit Jacopo Salviati (1461– 1533), einen Florentiner Bankier, verheiratet. Sie war außerdem die Schwester von Piero den Unglücklichen (1472–1503), der von 1492 bis 1494 in Florenz regierte, von Giovanni de’ Medici (1475–1521), den späteren Papst Leo X. und von Giuliano de’ Medici (1479–1516), den späteren Herzog von Nemours.

Leben

Im Jahr 1474 forderte der Neffe des Papstes Sixtus IV. (1414–1484), Kardinal Giuliano della Rovere, der spätere Papst Julius II. (1443–1513), Lorenzo den Prächtigen auf, dessen damals vierjährige Tochter Lucrezia mit seinem Bruder Giovanni della Rovere (1457–1501) zu vermählen. Des Weiteren erwartete der Kardinal als Mitgift für Lucrezia die Übergabe der Städte Sansepolcro und Città di Castello. Sansepolcro gehörte allerdings rechtlich zum Kirchenstaat und wurde 1441 Florenz als Pfand für die Schulden des Papstes überlassen. Niccolò Vitelli, den mit den Medici verfeindeten Stadtherren von Città di Castello, beabsichtigte der Kardinal della Rovere erst mit Hilfe der Florentiner aus seinem Herrschaftsgebiet zu vertreiben.

Lorenzo beabsichtigte nicht seine Lieblingstochter dem Haus della Rovere zu überlassen und entschied aufgrund der fragwürdigen Politik des Papstnepoten, Lucrezia nicht mit dessen Bruder Giovanni zu vermählen. Giuliano della Rovere fiel daraufhin im Juni 1474 an der Spitze eines päpstlichen Heeres in Umbrien ein, er vollzog dann ein grausames Strafgericht an Aufständische in Todi und Spoleto und versuchte wenig später Città di Castello zu erobern. Lorenzo entschloss sich deswegen seinen bisherigen Feind Vitelli zu unterstützen und vertrieb mit Hilfe mailändischer und neapolitanischer Truppen das päpstliche Heer. Sixtus IV. entzog daraufhin Lorenzo und Giuliano de’ Medici (1453–1478) das einträgliche Amt eines päpstlichen Depositars und beauftragte den Condottiere Federico da Montefeltro (1422–1482) mit der Eroberung von Città di Castello. Federico da Montefeltro eroberte diese Stadt, seine Tochter Giovanna heiratete wenig später Giovanni della Rovere, der ein Herrschaftsgebiet, bestehend aus den Gebieten Senigallia und Mondavia, erhielt. Lorenzo de’ Medici musste sich ab diesem Zeitpunkt der unversöhnlichen Politik des Papstes erwehren, deren trauriger Höhepunkt die Pazzi-Verschwörung im Jahr 1478 werden sollte. Florenz festigte deshalb seine Bündnisse mit Mailand und Neapel, letzteres wurde durch die Übernahme einer Patenschaft für Lucrezia durch den neapolitanischen König Ferrante (1423–1494) manifestiert.

Trotz dieser schwierigen politischen Lage erlebten Lucrezia und ihre Geschwister eine behütete und glückliche Kindheit. Lorenzo der Prächtige sorgte für eine gute Ausbildung seiner Kinder. So gehörte zu ihren Lehrern der Humanist Angelo Poliziano (1454–1494), der sowohl Lorenzos Söhnen als auch seinen Töchtern das Lesen und das Schreiben beibrachte sowie in Literatur, Poesie und Philosophie unterrichtete. Lucrezia Tornabuoni (1425–1482), die Mutter Lorenzos, vermittelte ihren Enkelinnen Grundkenntnisse in der Buchhaltung, im Rechnungswesen und im Führen eines Haushaltes. Des Weiteren erlernten die Mädchen praktische Fähigkeiten, wie das Nähen.

Lorenzo de’ Medici befürchtete nach der Niederschlagung der Pazzi-Verschwörung weitere Komplotte von Teilen der Oligarchie. Er erkannte die politische Notwendigkeit, potentielle innenpolitische Gegner familiär an sich zu binden und entschied deshalb, seine älteste Tochter Lucrezia mit Jacopo, dem Sohn des früh verstorbenen Giovanni Salviati, zu vermählen. Jacopo und sein Vormund Averardo Salviati erwiesen sich bisher als loyale Anhänger der Medici, allerdings war ihr Verwandter Kardinal Francesco Salviati, der ehemalige Erzbischof von Pisa, einer der Initiatoren der Pazzi-Verschwörung gewesen und dies führte zur gesellschaftlichen Ächtung der Familie Salviati. Die Eheschließung Lucrezias und Jacopos sollte zur Versöhnung ihrer Familien beitragen. Am 13. September 1481 gaben beide Familien die Verlobung ihrer Kinder in der Domkirche, in der Lorenzos Bruder Giuliano 1478 ermordet wurde, öffentlich bekannt. Der Hochzeitstermin wurde, da Lucrezia erst elf Jahre zählte, auf das Jahr 1486 verschoben und ihre Mitgift auf 2.000 Fiorini festgesetzt.

Am 10. September 1486 fand die Hochzeit zwischen Lucrezia und Jacopo Salviati in Florenz statt. Lucrezia lebte nach ihrer Eheschließung noch häufig im Haus ihres Vaters, zu dem sie ihr enges Verhältnis, vor allem nach dem Tod ihrer Mutter († 1488), beibehielt, den sie 1492 als Sterbenden beistand und den sie zeitlebens verehrte. Lucrezias Ehegatte Jacopo Salviati stieg in den 1490-er Jahren zu einem einflussreichen Bankier und Politiker in Florenz auf. Er fungierte von 1499 bis 1518 als einer der Prioren der Signoria und begleitete 1514 das höchste Amt eines Gonfaloniere de Giustizia. Lucrezia respektierte ihren Mann und widmete ihr Leben vor allem der Erziehung und Ausbildung ihrer zehn Kinder. Außerdem sah die älteste Tochter Lorenzos des Prächtigen ihre Aufgabe darin, für den Zusammenhalt ihrer seit 1494 im Exil lebenden Geschwister zu sorgen. Ebenso bemühte sie sich, die zerstrittenen Angehörigen der jüngeren und älteren Linie der Medici zu versöhnen.

Im Jahr 1509 nahmen die Salviatis den elfjährigen verwaisten Sohn von Giovanni il Popolano (1467–1498) und Caterina Sforza (1463–1509), Giovanni de’ Medici, in ihrem Haus auf. Lucrezia gelang es, den eigensinnigen Giovanni (1498–1526), der später der letzte große Condottiere der italienischen Renaissance Giovanni dalle Bande Nere werden sollte, positiv zu beeinflussen. Besondere Zuneigung empfand Giovanni zu Maria, der fast gleichaltrigen Tochter der Salviatis. Lucrezia initiierte deshalb 1515 die Verlobung und 1516 die Vermählung ihrer Tochter mit Giovanni. Sie erwartete, dass diese Ehe eine politische Verbindung zwischen den Angehörigen der jüngeren und älteren Linie der Medici herstellen wird und die wirtschaftlichen Beziehungen des Bankhauses Salviati zu den vermögenden jüngeren Medici gefestigt werden. Maria und Giovanni wurden 1519 die Eltern von Cosimo, des späteren ersten Großherzogs der Toskana.

Im Jahr 1513 wurde Lucrezias Bruder Giovanni zum Papst gewählt. Leo X. sah nun seine wichtigste Aufgabe darin, die Herrschaft der Medici in Florenz wieder zu errichten und seine Schwestern Lucrezia, Maddalena und Contessina sowie deren Familien materiell zu begünstigen. Lucrezia lebte während des Pontifikats ihres Bruders (1513–1521) die meiste Zeit in Rom und bewirkte, dass Leo X. ihren ältesten Sohn Giovanni am 1. Juli 1517 zum Kardinal ernannte.

Im Jahr 1530 verließen Lucrezia und Jacopo Salviati aus politischen Gründen Florenz. Lucrezia lebte nach dem Tode ihres Mannes († 1533) zurückgezogen und verstarb hochbetagt zwischen dem 10. und 15. November 1550 (oder 1553). Die Politik ihres Enkels Cosimo I. beeinflusste sie nicht mehr.

Kinder

Aus der am 10. September 1486 in Florenz geschlossenen Ehe zwischen Lucrezia und Jacopo Salviati (* 15. September 1461; † 6. September 1533) entstammten folgende zehn Kinder:

  • Giovanni Salviati (* 24. März 1490 in Florenz; † 28. Oktober 1553 in Ravenna) wurde am 1. Juli 1517 durch Papst Leo X. zum Kardinal ernannt.
  • Lorenzo Salviati (* 8. Juli 1492 in Florenz; † 16. Juli 1539 in Ferrara); Senator und Mäzen, verheiratet mit Constanza Conti.
  • Piero Salviati; Patrizier
  • Elena Salviati (* um 1495 in Florenz; † 1552 in Genua) war in erster Ehe mit dem Marchese Pallavicino Pallavicino und in zweiter Ehe mit Jacopo d’ Appiano (* 1480; † 20. Dezember 1545), den Herren von Piombino (1510 bis 1545), verheiratet.
  • Battista Salviati (1498–1524) war mit Constanza de' Bardi verheiratet.
  • Maria Salviati (* 17. Juli 1499 in Florenz; † 29. Dezember 1543 in Villa di Castello bei Florenz) war mit Giovanni dalle Bande Nere (1498–1526) verheiratet und ist die Mutter des ersten Großherzog der Toskana, Cosimo I. (1519–1574).
  • Luisa Salviati; Ehefrau von Sigismondo de Luna e Peralta, Graf von Caltabellotta
  • Francesca Salviati war in erster Ehe mit Piero Gualterotti und seit 1533 in zweiter Ehe mit Ottaviano de’ Medici (* 14. Juli 1484; † 28. Mai 1546) verheiratet und ist die Mutter des späteren Papstes Leo XI. (1535–1605).
  • Bernardo Salviati (* 1508 in Florenz; † 6. Mai 1568 in Rom) wurde am 26. Februar 1561 durch Papst Pius IV. zum Kardinal ernannt.
  • Alamanno Salviati (1510–1571); Patrizier, verheiratet mit Constanza Serristori.

Literatur

  • Ingeborg Walter: “Der Prächtige – Lorenzo de’ Medici und seine Zeit”. Piper Verlag GmbH, München 2005, ISBN 3-492-24204-9
  • James Cleugh: „Die Medici - Macht und Glanz einer europäischen Familie“. Genehmigte Lizenzausgabe für Bechtermünz Verlag im Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-155-4
  • Franco Cesati: „Die Medici – Die Geschichte einer europäischen Dynastie“. La Mandragora s.r.l; 1999, ISBN 88-85957-39-0

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lucrezia di Lorenzo de' Medici — (4 August 1470 c. November 1553) was the eldest daughter of Lorenzo de Medici and Clarice Orsini and mother of Maria Salviati and Giovanni Salviati, who was a cardinal from 1517 until his death. Marriage and Issue She married on the 10 September… …   Wikipedia

  • Lucrezia di Cosimo de Medici — (June 7, 1544 – April 21, 1561) was the daughter of Cosimo I de Medici and Eleonora di Toledo. Born in Florence, she was the first wife of Alfonso II d Este, Duke of Modena and Ferrara, whom she married in 1558. She moved to Ferrara only two… …   Wikipedia

  • Lorenzo de' Medici — Infobox Person name = Lorenzo de Medici caption = A portrait of Lorenzo de Medici by Girolamo Macchietti. birth date = birth date|1449|1|1 death date = death date and age|1492|4|9|1449|1|1 spouse = Clarice Orsini Philippina of Savoy children =… …   Wikipedia

  • Lorenzo de' Medici — Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Florentinischen Stadtherrn Lorenzo I. de’ Medici, „dem Prächtigen“. Für andere Personen des Hauses Medici mit gleichem oder ähnlichem Namen, siehe Lorenzo de’ Medici (Begriffsklärung). Lorenzo I. de’ Medici …   Deutsch Wikipedia

  • Lorenzo de Medici — Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Florentinischen Stadtherrn Lorenzo I. de’ Medici, „dem Prächtigen“. Für andere Personen des Hauses Medici mit gleichem oder ähnlichem Namen, siehe Lorenzo de’ Medici (Begriffsklärung). Lorenzo I. de’ Medici …   Deutsch Wikipedia

  • Lorenzo de’ Medici — Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Florentinischen Stadtherrn Lorenzo I. de’ Medici, „dem Prächtigen“. Für andere Personen des Hauses Medici mit gleichem oder ähnlichem Namen, siehe Lorenzo de’ Medici (Begriffsklärung). Lorenzo I. de’ Medici …   Deutsch Wikipedia

  • Lucrecia de Lorenzo de Médici — «Lucrecia de Médici» redirige aquí. Para otras acepciones, véase Lucrecia de Médici (desambiguación). Lucrecia de Médici. Lucrecia de Lorenzo de Médici, (Florencia, 4 de agosto de 1470 Florencia, noviembre de 1553), hija de Lorenzo el Magnífico y …   Wikipedia Español

  • Lorenzo de Médici — Para otros usos de este término, véase Lorenzo de Médici (desambiguación). Lorenzo de Médici Señor de Florencia Nacimiento 1 de enero …   Wikipedia Español

  • Maddalena di Lorenzo de' Medici — Maddalena de Medici (July 25 1473 ndash; December 1528) was the daughter of Lorenzo de Medici and Clarice Orsini.Born in Florence, she was educated with her siblings to the humanistic cultures by figures such as Agnolo Poliziano. On February 25… …   Wikipedia

  • Lorenzo de' Medici — Laurent de Médicis Laurent le Magnifique par Girolamo Macchietti. Laurent de Médicis dit aussi Laurent le Magnifique, (en italien Lorenzo il Magnifico) Lorenzo di Piero de Medici (Florence, 1er janvier 1449 Florence, 9 avril 1492) fut un homme d… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”