Anton von Wolkenstein-Trostburg

Anton von Wolkenstein-Trostburg

Anton Karl Simon Graf von Wolkenstein-Trostburg (* 2. August 1832 in Brunnersdorf, Böhmen; † 5. Dezember 1913 in Valsugana, Trentino) war ein österreichischer Diplomat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anfangs im Militärdienst, trat Graf Wolkenstein-Trostburg 1858 in den diplomatischen Dienst und wurde 1870 Botschaftsrat in London, 1877 in Berlin und 1880 außerordentlicher Gesandter in Dresden. 1881 wurde er Sektionschef der handelspolitischen Abteilung im Außenministerium. Er war an den Verhandlungen zur Donaufrage sowie am Abschluss der Handelsverträge mit dem Deutschen Reich von 1878 und 1881 beteiligt. 1882 schließlich wurde er österreichischer Botschafter in St. Petersburg, 1894 in Paris. 1903 schied er aus dem diplomatischen Dienst aus und lebte fortan mit seiner Gattin in Berlin, wo diese im Palast Hotel einen berühmten literarischen Salon führte. Die warme Jahreszeit verbrachte das Paar auf Schloss Ivano im Trentino, wo der Graf 1913, ein halbes Jahr vor Ausbruch des I. Weltkrieges, starb.

Ehe

Am 16. Juni 1886 heiratete er in zweiter Ehe die eben verwitwete Marie Gräfin Schleinitz, geborene Baronesse Buch, die berühmte Salonière und Gönnerin Richard Wagners, mit der er seit seiner Zeit bei der österreichischen Botschaft in Berlin eng befreundet gewesen war. Unter ihrem Einfluss interessierte er sich für Wagner und Schopenhauer und besuchte die Bayreuther Festspiele. Harry Graf Kessler beschreibt das Verhältnis des Grafen zu seiner von ihm tief verehrten Gattin in seinen Mémoiren:

„Einmal hat sie eine große, romantische Leidenschaft entfesselt: die ihres zweiten Mannes Wolkenstein. Als er schon ganz weiß und lange Jahre Botschafter war, benahm er sich gegen sie immer noch wie ein Jüngling. Er blickte sie mit verliebten Augen an, beugte sich über ihre Hand mit Inbrunst, redete zu ihr mit einer anderen Stimme wie zu anderen Frauen. Der Zauber, den ihr Geist, das Abseitige und Beschwingte ihres Wesens, ihre hohe und feine Kultur auch auf andere ausübten, war um ihn zu einem Bann verdichtet, aus dem er keinen Augenblick freikam. Da er in seinem Äußeren und seinen Manieren von gewinnender Grazie und Vornehmheit war, entging er auch in einer späteren, für solch romantische Ehen weniger empfänglichen Epoche der Lächerlichkeit, während sie jeden Schatten des Komischen durch das Strahlende ihrer Lebenskraft überglänzte. Aber was auch von leiser Komik vielleicht doch das Verhältnis der beiden alten Leute umschwebte, ging unter in der bis ins Grausige gesteigerten Tragödie ihrer letzten Tage. Sie erkrankte im Palast-Hotel in Berlin und starb in ihrem Hotelzimmer. Während sie krank war, pflegte sie der alte Graf mit seinen ritterlichen Handreichungen und aller Zärtlichkeit und Anbetung, die sie von ihm gewohnt war. Stundenlang soll er an ihrem Bett gesessen und sie schweigend angeblickt haben. Als sie aber tot war, da fiel aller Firnis seiner Herkunft und Erziehung von ihm ab, und was übrig blieb, war ein waidwund geschossenes Tier. Tagelang soll er an ihrem Totenbett geschrien haben, so dass die Hotelgäste entsetzt aus dem Hotel flüchteten. Dann legte auch er sich und starb.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Petra Wilhelmy, Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert, Berlin 1989.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Kessler, Gesichter und Zeiten (= Gesammelte Schriften, Bd. 1), Frankfurt/Main 1988, S. 17 f.).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Anton Graf von Wolkenstein-Trostburg — Anton Graf Wolkenstein, Cosima Wagner, Marie Gräfin Schleinitz Wolkenstein vor dem Festspielhaus Bayreuth Anton Karl Simon Graf von Wolkenstein Trostburg (* 2. August 1832 in Brunnersdorf; † 5. Dezember …   Deutsch Wikipedia

  • Wolkenstein-Trostburg — Beim Geschlecht Wolkenstein Trostburg handelt es sich um ein Adelsgeschlecht im Tirol, dessen Wurzeln bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen. Die Familie Wolkenstein ist eine Seitenlinie der Herren von Villanders. 1293 erwarb die Familie die… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolkenstein-Trostburg (Adelsgeschlecht) — Wappen des Geschlechts Wolkenstein aus dem Scheiblerschen Wappenbuch. Beim Geschlecht Wolkenstein Trostburg handelt es sich um ein Adelsgeschlecht in Tirol, dessen Wurzeln bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen. Die Familie Wolkenstein ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Marie Gräfin von Wolkenstein — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

  • Marie von Wolkenstein — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

  • Geschlecht Wolkenstein-Trostburg — Beim Geschlecht Wolkenstein Trostburg handelt es sich um ein Adelsgeschlecht im Tirol, dessen Wurzeln bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen. Die Familie Wolkenstein ist eine Seitenlinie der Herren von Villanders. 1293 erwarb die Familie die… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolkenstein-Trostburg — Wolkenstein Trostburg, Anton Korl Simon, Graf von, österreich. Diplomat, geb. 2. Aug. 1832, ward 1870 Botschaftsrat in London, 1877 in Berlin und 1880 außerordentlicher Gesandter in Dresden. Kurz darauf zum Sektionschef des handelspolitischen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wolkenstein — steht für: Wolkenstein Rodenegg (Adelsgeschlecht) Wolkenstein Trostburg (Adelsgeschlecht) Der Wolkenstein, Kinder Geschichtenlieder von Reinhard Lakomy Wolkenstein (Oper), eine Oper von Wilfried Hiller Max Wolkenstein, eine Fernsehserie… …   Deutsch Wikipedia

  • Marie von Wolkenstein — Marie von Schleinitz Marie von Schleinitz. Portrait par Franz von Lenbach, 1873. Marie comtesse de Schleinitz Wolkenstein (* 22 janvier 1842 à Rome; † 18 mai 1912 à Berlin) était une des plus célèbres salonnières allemandes …   Wikipédia en Français

  • Marie Gräfin von Schleinitz — Marie von Schleinitz. Gemälde von Franz von Lenbach, 1873. Marie („Mimi“) Gräfin von Schleinitz Wolkenstein, geb. von Buch (* 22. Januar 1842 in Rom; † 18. Mai 1912 in Berlin) war eine der bedeutendsten Berliner Salonièren in der zwe …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”