- Lutherische Pfarrkirche St. Marien (Marburg)
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Die Lutherische Pfarrkirche, auch St.-Marienkirche genannt, ist eine evangelische Kirche im Zentrum der Stadt Marburg. Sie versorgt die Lutherische Pfarrkirchengemeinde St. Marien Marburg/Lahn mit ihrem Einzugsgebiet in der südlichen Oberstadt und den angrenzenden Gebieten. Außerdem ist sie Dekanatskirche des evangelischen Kirchenkreises Marburg-Stadt[1].
Inhaltsverzeichnis
Gebäude
Die Kirche steht auf einem terrassenförmig angelegten Plateau am Schlossberg zwischen Ritterstraße und Rübenstein, gestützt durch große Mauern. Es ist eine im gotischen Stil erbaute Kirche, bestehend aus Chor und dreischiffigem Hallenlanghaus. Während der Außenbau durch eine glatte, strebepfeilerlose Wand auffällt, stehen im Inneren keilförmige Strebepfeiler, die das vierteilige Kreuzrippengewölbe tragen. Zwischen den Strebepfeilern sind hohe zweibahnige Fenster angeordnet. Der aus dem 15. Jahrhundert stammende Turm sollte eigentlich einen Turmhelm in Steinbau erhalten, es blieb aber bei einem hölzernen Provisorium. Da sich das Holz des Turms durch anhaltende Sonneneinstrahlung verzogen hat, ist der Turmhelm schief und gehört zu den Wahrzeichen der Stadt. In der Glockenstube hängen vier Glocken mit den Schlagtönen d1, g1, b1 und d2 (g-Moll-Akkord). Die b1-Glocke wurde 1362 von einem unbekannten Meister gegossen und ist das älteste Instrument im Geläut. Im Jahre 1669 goss Johannes Schirnbein in Marburg die große Glocke. Die beiden übrigen Glocken ergänzte die Glockengießerei Rincker aus Sinn in den Jahren 1925 (zweitgrößte Glocke) und 1951 (kleine Glocke).[2]
An der Nordwand des Chores befindet sich das Grabmal Ludwigs IV., begonnen 1590, bestehend aus einem Sandsteinsockel mit Marmorsäulen und Plastiken aus Alabaster. Es ist durch eine mausoleumartige Tiefe und triptychonartige Segmentierung ausgezeichnet. Horizontal ist das Grabmal oberhalb des mit Löwen verzierten Sarkophag-Sockels dreigeteilt: Das große erste Geschoss mit zwei überlebensgroßen stehenden Figuren des Landgrafen und Landgräfin Hedwig und einer Gedenktafel, das zweite Geschoss mit Reliefs sowie die Giebel mit freistehenden allegorischen Figuren.[3] Links davon ist das Grabmal Ludwigs V., das nach dem Vorbild des vorigen gestaltet ist.[4]
Legende
In der Pfarrkirche befindet sich eine originale Wandmalerei, die eine bekleidete, bärtige Gestalt darstellt, die am Kreuz hängt. Dabei soll es sich nicht um Jesus handeln, sondern um die heilige Kümmernis[5]. Der Legende nach war sie die schöne, christliche Tochter eines heidnischen, portugiesischen Königs, der sie kreuzigte, nachdem ihr Gott bzw. Maria einen Bart wachsen ließ, um sie vor einer Hochzeit zu schützen.
Einer modernen Redensart nach soll der Turm der Pfarrkirche erst dann wieder gerade werden, wenn eine Medizinstudentin Marburg als Jungfrau verlässt.
Geschichte
Ursprünglich waren die beiden Marburger Kirchen St. Maria und St. Kilian Filialkirchen der Martinskirche in Oberweimar. Die Marienkirche bestand dabei aus einem romanischen Vorgängerbau, an den gegen Ende des 13. Jahrhunderts der gotische Chor angebaut wurde. Dieser war in etwa so groß wie die romanische Kirche. 1297 wurde der Chor geweiht. Zwischen 1318 und 1390–95 wurde das gotische Langhaus an der Stelle des Vorgängerbaus errichtet. Bereits am 6. April 1227 wurden der Marienkirche die Pfarrrechte durch Landgraf Ludwig IV. verliehen.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.ekmr.de/r7/dekanat/index.htm
- ↑ Videoaufnahme des Vollgeläutes (YouTube, 00′30″)
- ↑ Hans Lorenz: Das Grabmal Ludwig Testators In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 1. Bd., 1924, S. 104–140.
- ↑ Hans Lorenz: Das Grabmal Ludwigs V. und der Hochaltar In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 1. Bd., 1924, S. 141–194.
- ↑ Kümmernis
Weblinks
Commons: Lutherische Pfarrkirche Marburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien50.8089583333338.7681444444444233Koordinaten: 50° 48′ 32,25″ N, 8° 46′ 5,32″ OKategorien:- Marienkirche in Hessen
- Kirchengebäude in Marburg
- Gotisches Kirchengebäude in Hessen
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