MF Tábor

MF Tábor
MF Tábor
Bodensee-Fähre Tabor, ankommend im Fähre-Terminal Konstanz-Staad
Technische Daten (Überblick)
Schiffstyp: Fähre
Heimathafen: Konstanz-Staad/Baden-Württemberg
Einsatzzweck: Autofähre Konstanz–Meersburg
Länge (ü.a.): 72,0 Meter
Breite (ü.a.): 13,4 Meter (Breite auf Spant: 13,00 Meter)
Tiefgang: 1,60 Meter leer,
1,97 Meter beladen
Verdrängung: 660 Tonnen leer,
1.060 Tonnen beladen
Leistung: 4x MTU 12 V 2000, je 498 KW bei 1500 U/min (Maschine)
Dieselaggregat, 86 KW bei 1.500 U/min (Hilfsmaschine)
Antrieb: Voith Schneider 21 G II/110
Geschwindigkeit (leer): 22,5 km/h
Passagierplätze: max. 700
Zuladung: 60 PKW oder 3 LKW mit einer Achslast bis zu 15 t und 4 m Höhe + 15 PKW
Tragkraft: 400 Tonnen
Hersteller: Bodan-Werft,
Kressbronn am Bodensee
Indienststellung: 15. Mai 2004
Eigner: Stadtwerke Konstanz


Die Motorfähre (MF) Tábor ist eine Personen- und Fahrzeugfähre auf dem Bodensee. Sie verkehrt als Autofähre Konstanz–Meersburg und verbindet ganzjährig die Häfen von Konstanz-Staad und Meersburg im Linien- oder Pendelverkehr. Sie ist mit 72 Metern Länge das größte und mit 8,6 Millionen Euro Baukosten das teuerste im aktiven Dienst befindliche Fährschiff auf dem Bodensee.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bau

Tábor vor dem Hafen Staad

Die Fähre wurde im Juli 2003 auf der Bodan-Werft in Kressbronn am Bodensee auf Kiel gelegt. Den Rumpf lieferte die polnische Finnomar-Werft in Stettin. Mit 72 Metern Länge und 13,4 Metern Breite war sie das größte bis zu diesem Zeitpunkt auf der Bodan-Werft gebaute Schiff. Aus diesem Grund wurde sie in mehreren Abschnitten gebaut. Nach 15-monatiger Bauzeit wurde die Motorfähre im April 2004 fertiggestellt. Ihre Baukosten betrugen „nackt“ 7,6 Millionen Euro. Hinzu kamen Kosten für die Antriebe, die Inneneinrichtung und einen behindertengerechten Aufzug, so dass Gesamtkosten von 8,6 Millionen Euro zu entrichten waren. Ursprünglich wurden die Kosten auf sechs bis sieben Millionen Euro beziffert.[2] Für den Fährenneubau wurden keinerlei Landesmittel verwendet. Insgesamt wirkten rund 150 Firmen beim Bau mit.[1]

Taufe und Jungfernfahrt

Die Fähre wurde am 15. Mai 2004 im Staader Hafen auf den Namen Tábor getauft und als die zwölfte Fähre in der Geschichte der Konstanzer Stadtwerke, elf Jahre nach der MF Kreuzlingen, als bislang neueste und größte Fähre der Stadtwerke in Dienst gestellt. Der Name Tábor geht auf die gleichnamige Stadt in der Tschechischen Republik zurück, zu der die Stadt Konstanz eine Städtepartnerschaft pflegt. Damit würdigen die Stadtwerke Konstanz ihre tschechische Partnerstadt und die Beziehungen zum neuen Mitgliedsland in der Europäischen Union.[1]

Die Taufe fand im Rahmen der Feier zum 20-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft statt.[2] Ina Dedic, die Gattin des Taborer Oberbürgermeisters, taufte die neue Fähre. Dedic schenkte den Stadtwerken zur Taufe eine Schiffsglocke.[3]

Zuvor wurde ein Namenswettbewerb veranstaltet, der 623 Namensvorschläge erbrachte. Doch viele der Wettbewerbsteilnehmer mutmaßen, die Namensgebung sei passend zur 20-jährigen Städtepartnerschaft längst abgesprochen gewesen. Der Wunsch, ein Schiff nach Jan Hus zu benennen, wurde abgelehnt.[4]

Linienbetrieb

Die unter deutscher Flagge stehende Tábor ging Mitte Juni 2004 in den Liniendienst und hat ihren Heimathafen in Konstanz. Zuvor führte die Mannschaft Test- und Übungsfahrten durch. Seitdem steht sie ununterbrochen im ganzjährigen Fähreinsatz zwischen Konstanz und Meersburg und ersetzte die MF Thurgau, die zum 1. Januar 2004 ausgemustert wurde.

Mit der MF Tábor können 700 Personen und 60 Pkw oder drei LKW mit einer Achslast bis zu 15 Tonnen und 4 Meter Höhe zusammen mit 15 PKW befördert werden.

Im Oktober und November fiel die Tábor wegen Antriebsschaden für mehrere Wochen aus. Der Fehler lag an einem der vier von einem Dieselmotor gespeisten Elektromotoren.[5] Die Elektromotoren, die die Voith-Schneider-Propeller antreiben, waren durch mechanische Schwingungen geschädigt worden und mussten vom Hersteller im Rahmen der Gewährleistung repariert und neu eingestellt werden.[6]

Design und Umsetzung

Die charakteristische äußere Form der Tábor mit dem transparenten Design aus 780 Quadratmetern Glasfläche und den seitlichen geschwungenen Stahlträgerbögen läutete eine neue Form der Ästhetik in der Bodenseeschifffahrt ein. Die geschwungene Form soll die Brücke über den See symbolisieren.[2] Sie sind die weithin sichtbaren Kennzeichen der als Kunstwerk geplanten Tábor. Das Schiff ist Teil des Gesamtkonzeptes Fähre 2000, zu dem auch die Neugestaltung der Hafenanlagen und die Katamaran-Verbindungen Konstanz–Friedrichshafen zählen.

Der Entwurf für das revolutionäre Design stammt von dem Kressbronner Unternehmen Idea-Design.[7]

Die Tábor besitzt als erste Bodensee-Fähre kein Zwischendeck, die Toiletten befinden sich im Unterdeck.[3] Sie ist behindertengerecht ausgestattet und besitzt einen Fahrstuhl. Neu sind zudem die gesonderten Fahrradstellplätze. Die Tábor hat eine Klassifikation der Germanischer Lloyd.

Schwesterschiff

Die Tábor soll ein von der Bauart gleiches Schwesternschiff erhalten. Hierzu wurde Mitte Mai 2008 die Bodan-Werft in Kressbronn von den Stadtwerken Konstanz mit dem Bau eines rund 11 Millionen Euro teuren Fährschiffs beauftragt, das die MF Fontainebleau zwischen Meersburg und Konstanz ersetzen soll.[8] Das noch namenlose Schiff soll 64 Personenkraftwagen transportieren können. Mit einer Länge von 80,40 Meter wird es größer als die Tabór und ab 2010 zum größten Schiff auf dem gesamten Bodensee.[9] Außerdem soll das neue Schiff modernere Bestandteile haben, eine einfachere Struktur und weniger verschiedene Werkstoffe. Bei der Konstruktion werden Verbesserungen durchgeführt. Dazu zählen die Treppenneigung, mehr Sitzplätze im Außenbereich, optimierte Sitzbankmaterialien, eine bessere Sicht vom Fahrgastdeck aus sowie eine vollständige Nutzung der vier Fahrbahnspuren. Ende Juli 2008 sind die ersten Materiallieferungen für die neue Fähre in Kressbronn angekommen. Das Einschlagen der Baunummer durch den Konstanzer Oberbürgermeister Horst Frank leitete 20. Oktober 2008 auf der Bodan-Werft die offizielle Kiellegung ein. Die Übergabe wurde auf den 31. März 2010 terminiert. Die erste Probefahrt wird voraussichtlich im Januar 2010 stattfinden[10] Derzeit läuft ein Bürgerantrag (bei 1.500 Unterschriften), respektive Bürgerbegehren (bei 5.000 Unterschriften), die Fähre mit dem Arbeitstitel „FS 2010“ unter den Namen „MF Lodi“ in Anlehnung an die Städtepartnerschaft mit Lodi (Italien) zu stellen.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Das größte Fährschiff auf dem See heißt "Tábor". In: Schwäbische Zeitung vom 17. Mai 2004
  2. a b c Josef Siebler: Fähre wird Mitte Mai getauft. In: Südkurier vom 23. März 2004
  3. a b Tabor ist die Grösste. 8,9 Millionen Euro teure Fähre getauft. In: St. Galler Tagblatt vom 17. Mai 2004
  4. Tobias Engelsing: "Tabor" heißt das neueste Bodensee-Fährschiff. In: Südkurier vom 17. Mai 2004
  5. "Tábor" läuft in drei Wochen wieder aus. In: Schwäbische Zeitung vom 24. Dezember 2004
  6. Tábor fährt wieder. In: Südkurier vom 6. November 2004
  7. Wolfgang Boller: "Wasserbusse" im Zeitdruck. In: Südkurier vom 18. Juni 2004
  8. Bodan-Werft baut neue Fähre. In: Schwäbische Zeitung vom 17. Mai 2008
  9. Neue Fähre wird in Kressbronn gebaut. In: Südkurier vom 15. Mai 2008
  10. Bodan-Werft beginnt mit den Bauarbeiten an der Fähre. In: Schwäbische Zeitung vom 9. August 2008
  11. Neue Fähre für die schwimmende Brücke zwischen Meersburg und Konstanz. In: Südkurier vom 20. Oktober 2008

Weblinks


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