- Weiße Flotte (Bodensee)
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Als Weiße Flotte des Bodensees wird umgangssprachlich die Gesamtheit aller dortigen Anbieter im öffentlichen Schiffsverkehr (Kursschifffahrt) bezeichnet. Der Ausdruck rührt her vom traditionell weißen Anstrich der Schiffe. Die fünf in den „Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein“ (VSU) zusammengeschlossenen deutschen, Schweizer und österreichischen Schifffahrtsgesellschaften haben derzeit 35 Motorschiffe (Stand 2010) im Kurs- und Ausflugsfahrtenprogramm.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Nutzung des Bodensees als Transportweg reicht bis in die Bronzezeit zurück. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde er größtenteils nur für den Transport von Frachtgütern benutzt. Hierfür wurden Lastensegler (Lädinen) benutzt, welche von 1824 an zunächst von Dampfschiffen (Einführung durch Johann Friedrich Cotta) abgelöst wurden. Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem auch die Eisenbahn den Bodensee erreichte, gewannen Eisenbahnfähren (Trajekte) stark an Bedeutung. Entsprechende Trajekt-Anlagen gab es in Bregenz, Friedrichshafen, Konstanz, Lindau und Romanshorn. Im Zuge der allgemeinen Motorisierung Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde im Jahr 1928 dann die erste Fährverbindung zwischen Konstanz und Meersburg eröffnet. Heute spielt der klassische Güterverkehr keine Rolle mehr, Eisenbahnfähren gibt es nicht mehr.
Das Konzil-Gebäude am Konstanzer Hafen ist ein Beispiel für den einst regen Handel auf dem See. Bis zur Umgestaltung des Uferbereichs stand das Gebäude am Wasser und konnte direkt von Schiffen angefahren werden.
Die Zeit der Personenschifffahrt begann Mitte 19. Jahrhunderts mit Schaufelraddampfern (SD). Neben dem eigentlich für den Linienbetrieb ausgelegten Schiffen kamen gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehr luxuriös ausgestattete, repräsentative Schiffe hinzu. Die 1930er Jahre läuteten dann die Ära der Motorschiffe (MS) ein. Der einzige noch verbliebene Schaufelraddampfer ist die Hohentwiel, welche vor der Verschrottung gerettet und aufwändig restauriert wurde.
Heute unterscheidet die Schifffahrt klar zwischen dem ganzjährigen Betrieb, welcher auf Pendler setzt, und der touristischen Schifffahrt. Letztere findet nur in den Sommermonaten statt. Zunehmend Bedeutung gewinnt der Miet- bzw. Charter-Betrieb zu speziellen Anlässen, Veranstaltungen oder Festen wie z. B. Silvester. Im Zuge der Privatisierung der Staatsbahnen kam es auch zu einer Privatisierungswelle der großen Reedereien am Bodensee, da viele Eigentum der Staatsbahnen waren. Nach der Privatisierung erfolgte der Verkauf, da die Schifffahrt nicht zum Kerngeschäft der Bahnen zählt.
Der Bodensee verfügt heute über die größte Binnenflotte Europas. Die Flotte verfügt über schätzungsweise 60 bis 80 Schiffe, Boote, Fähren unterschiedlicher Größe und Zwecke (Privatyachten und Segelboote nicht miteingerechnet).
Betreiber
Auf dem See verkehren Schiffe verschiedener Betreiber. In der Nachkriegszeit waren sie überwiegend Töchter der jeweiligen nationalen Eisenbahnen der Anrainerstaaten. Etwa seit 2000 gibt es auch in diesem Gewerbe ein transnationales Zusammenwachsen.
- Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB): Die BSB ist eine Neugründung in Folge der Umstrukturierung der Deutschen Bahn AG (DB), vormals Deutsche Bundesbahn. Ihre Kurse erschienen deshalb früher auch im nationalen Kursbuch der DB. Haupteigner ist die Stadt Konstanz über die Stadtwerke Konstanz GmbH. Zum Betrieb gehören auch viele Hafenanlagen und Wasserflächen in den Seegemeinden, sie sind seit dem Kauf in der Bodensee-Hafengesellschaft mbH (BHG) firmiert.
- SBS Schifffahrt AG: Die SBS und die BSB betreiben gemeinsam die Fährlinie Friedrichshafen–Romanshorn.
- Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh): Zwischen April und Oktober verkehren Motorschiffe der URh rheinaufwärts in die Bodenseeregion.
- Vorarlberg Lines-Bodenseeschifffahrt GmbH & Co. (VLB): Die Österreichischen Bundesbahnen(ÖBB) betrieben die Bodenseeschifffahrt bis 2005. Seit der Saison 2006 wird die rot-weiß-rote Flotte von den VLB mit Sitz in Bregenz betrieben. Hauptstrecke ist der Kurs Bregenz–Lindau–Friedrichshafen–Meersburg–(Insel Mainau)–Konstanz und zurück.
- Weitere Betriebe: Einige weitere Betriebe haben lokale Bedeutung, z. B. für die Bedienung der Insel Mainau oder für kleinere Rundfahrten. Darunter fällt die 1897 gegründete Motorbootgesellschaft Bodman mbH.
Kurse, Linien, Schiffe
Autofähren
Autofähre Konstanz–Meersburg
Zwischen Konstanz und Meersburg verkehren die Fähren Fontainbleau (1970), Konstanz (1975), Meersburg (1980), Kreuzlingen, Tábor und Lodi (2010), tagsüber im Viertel-, bis in die Abendstunden im Halbstundentakt. Die Fritz Arnold (1963) dient als Ersatzfähre.
Friedrichshafen–Romanshorn
Die Fährlinie Friedrichshafen–Romanshorn ist eine Gemeinschaftsstrecke der BSB und der SBS, begründet in einem 1982 durch die Deutsche Bundesbahn (DB) und die Schweizerische Bundesbahnen (SBB) unterzeichneten Gemeinschaftsvertrag für den Autofährbetrieb: Beide Vertragspartner verpflichteten sich je ein Fährschiff, die MF Friedrichshafen (1966) und die MF Romanshorn (1958), für die Linie einzusetzen.
Heute verkehren regulär zwei Fähren, und zwar die MF Romanshorn und die MF Euregia (1998), zusammen im Stunden-Takt. Die BSB hält mit der MF Friedrichshafen noch eine Ersatzfähre bereit. Die Fahrzeit beträgt 41 Minuten und verläuft direkt über die breiteste Stelle des Sees. Die Abfahrtszeiten sind wegen der Bahnanschlüsse an beiden Ufern so gewählt, dass sich die Fähren zur Symmetrieminute kurz vor der vollen Stunde begegnen.
Für die Umfahrung von 70 km benötigt man in der Regel mindestens 90 Minuten. Sowohl in Friedrichshafen als auch in Romanshorn gibt es eine Zollabfertigung.
Personenschiffe
Katamaran
Die Katamaran-Linie zwischen Konstanz und Friedrichshafen ist das Resultat einer steigenden Anzahl von Pendlern beiderseits des Sees. Die Idee für das Projekt reicht in Mitte der 1990er-Jahre zurück, konnte jedoch zunächst nach massiven Protesten und Klagen von Fischern, Seglern und Umweltschützern nicht realisiert werden. Die Betreibergesellschaft Katamaran-Reederei Bodensee GmbH & Co. KG wurde bereits 1998 gegründet. Anteilseigner der GmbH sind jeweils zu 50 Pronzent die Stadtwerke Konstanz und die Technischen Werke Friedrichshafen.
Mit dem Bau der Schiffe wurde jedoch erst 2004 begonnen nach dem der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim grünes Licht gab. Es wurden bei der Bodan-Werft in Kressbronn am Bodensee in Kooperation mit der Damen Shipyards Group in den Niederlande zwei Katamarane bestellt. Die Kosten je Schiff betrugen 2,75 Millionen Euro, wobei das Land Baden-Württemberg die Hälfte der Baukosten übernahm. Die beiden Katamarane mit dem Namen Fridolin und Constanze pendeln seit 6. Juli 2005 im Stunden-Takt. Die Fahrzeit beträgt im Sommer 46 Minuten und im Winter 53 Minuten. Die Anlegestellen sind so gewählt worden, dass eine Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr gewährleistet ist. Zusätzlich wurde an neu installierten Landungsbrücken Wartehäuser für die Fahrgäste aufgestellt. Aufgrund der hohen Nachfrage auf der Verbindung und zum Ersatz, falls eines der beiden Katamarane nicht einsatzbereit ist, wurde 2006 für 2,7 Millionen Euro ein dritter Katamaran mit dem Namen Ferdinand in Auftrag gegeben und am 28. Januar 2007 in Dienst gestellt.
Kritisiert wird das Projekt wegen mangelnder Rentabilität: Der Katamaran hat seit 2005 ein Defizit von vier Millionen Euro eingefahren, das entspricht einem jährlichen Defizit von rund 800.000 Euro, der von den beiden Anteilseignern getragen werden muss.
Kurs- und Ausflugsschiffe
Die Kurs- und Ausflugsschiffe bilden eine wichtige Säule des Tourismus am Bodensee. Die Verbindungen von Allensbach zur Insel Reichenau und von Wallhausen nach Überlingen werden auch von Pendlern genutzt. Je nach Bedeutsamkeit und Fahrgastaufkommen gibt es saisonal sehr unterschiedliche Fahrpläne. Der Betrieb ist in den Wintermonaten sehr stark eingeschränkt und wird auf manchen Routen ganz eingestellt.
Linien:
- Konstanz–Bregenz: Die Line fährt entlang des Nordufers des Obersees und fährt die Häfen Mainau, Meersburg, Hagnau, Immenstaad, Friedrichshafen, Langenargen, Kressbronn, Nonnenhorn, Wasserburg und Lindau an. Betrieben wird diese Line von der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB), welche die größte Flotte von Verkehrs- und Ausflugsschiffen auf dem Bodensee stellt, in Kooperation mit der österreichischen Vorarlberg-Lines Bodensseeschifffahrt, welche im Frühjahr 2006 aus der ÖBB Bodenseeschifffahrt hervorging. 2003 gingen die BSB aus dem Besitz der Deutschen Bahn AG an die Stadtwerke Konstanz GmbH mit Sitz in Konstanz über. Schiffe der BSB: Stuttgart, Baden II, Schwaben, München, Graf Zeppelin, Überlingen, Karlsruhe, Konstanz, Königin Katharina und fünf weitere, kleinere.
- Konstanz–Überlingen: Die Linie führt über den Überlinger See von Konstanz über Meersburg und die touristisch stark frequentierte Insel Mainau, Unteruhldingen und Dingelsdorf nach Überlingen. Betreiber sind ebenfalls die BSB.
- Überlingen-Nußdorf-Mainau: Die Linie verbindet Überlingen und den Überlinger Stadtteil Nußdorf mit der Insel Mainau von Ostern bis Mitte Oktober. Betreiber sind die Überlinger Schiffsbetriebe (ein Zusammenschluss dreier privater Betriebe).
- Überlingen–Bodman: Die Linie verbindet Überlingen mit der Marienschlucht am Westufer, kreuzt von dort wieder ans Ostufer nach Sipplingen. Von dort geht es über Ludwigshafen weiter nach Bodman. Betreiber ist die Motorbootgesellschaft Bodman mbH.
- Deutschland–Schweiz: Von Lindau führt eine Linie über Wasserburg ins schweizerische Rorschach, das wiederum mit Friedrichshafen verbunden ist. Betreiber sind auch hier die BSB.
- Schweiz: Der Linienbetrieb auf der Schweizer Seite des Obersees betreibt die SBS mit Sitz in Romanshorn.
- Rheineck: Am Südostufer des Sees bei der Mündung des Alten Rheins werden Altenrhein und das flussaufwärts gelegene Rheineck vom Schifffahrtsbetrieb Rorschach mit Sitz in Rorschach angefahren.
- Bregenz: Von Bregenz aus werden die Häfen in Hard und Lochau angefahren. Betreiber ist die Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt. Bis 2006 wurde die österreichische Bodenseeschifffahrt von den Österreichischen Bundesbahnen durchgeführt.
- Kreuzlingen–Schaffhausen: Diese Line führt über den Untersee und den Hochrhein. Haltestellen sind Kreuzlingen, Gottlieben, Ermatingen, die Insel Reichenau, Mannenbach, Berlingen, Gaienhofen, Steckborn, Hemmenhofen, Wangen, Mammern, Öhningen, Stein am Rhein, Diessenhofen, Büsingen am Hochrhein und Schaffhausen. Betreiber dieser Linie ist die URh mit Sitz in Schaffhausen. Die Strecke zwischen Schaffhausen und Stein am Rhein gilt als eine der unberührtesten Stromlandschaften Europas.
- Konstanz–Radolfzell: Die Line über den Zeller See über Gottlieben, Ermatingen und die Insel Reichenau nach Radolfzell.
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MS Graf Zeppelin (BSB)
Übersicht
Bei den Angaben in den Tabellen ist zu beachten, dass nicht immer alle Zwischenstationen angefahren werden. Damit können sich Fahrtdauer und Streckenlänge deutlich reduzieren.
Ganzjährige Kurse:
Strecke Zwischenstationen Betreiber Fahrtdauer Streckenlänge km/h Bemerkungen Friedrichshafen – Romanshorn keine BSB und SBS 0:41 h 13 km 19 km/h Autofähre, Stundentakt Konstanz–Meersburg keine SWK 0:15 h 4,2 km 17 km/h Autofähre, 15-Minuten-Takt Konstanz – Friedrichshafen keine SWK und TWF 0:46–0:53 h 24 km 27-31 km/h Personenfähre, Katamaran, Stundentakt Überlingen – Wallhausen keine Ewald Giess 2,6 km Personenfähre Sommerkurse (alle ohne Autobeförderung):
Strecke Zwischenstationen Betreiber Fahrtdauer Streckenlänge km/h Bemerkungen Konstanz – Bregenz (Mainau) – Meersburg – Hagnau – Immenstadt – Friedrichshafen – Langenargen – Kressbronn – Nonnenhorn – Wasserburg – Lindau VL und BSB 3:42 h 61 km 16 km/h März – Oktober Allensbach – Reichenau keine 1,4 Schaffhausen – Kreuzlingen Stein – Konstanz URh 3:45 h 48 km 13 km/h April – Oktober Konstanz – Überlingen Meersburg – Mainau – Unteruhldingen – Dingelsdorf BSB 2:00 h 24 km 12 km/h März – Oktober Unteruhldingen – Mainau keine BSB 0:12 2,7 km 13 km/h Teil der Linie Konstanz–Überlingen Überlingen – Bodman Marienschlucht – Sipplingen – Ludwigshafen Motorbootges. Bodman 1:05 h 15 km 15 km/h März – Oktober Überlingen – Mainau Nussdorf Überlinger Schiffsbetriebe 0:35 h 8,3 km März – Oktober Überlingen – Stein am Rhein Nussdorf – Unteruhldingen Überlinger Schiffsbetriebe 2:45 h 49 km Do. + So. von Mai – September Konstanz – Radolfzell Gottlieben – Ermatingen – Reichenau – Iznang BSB, URh ca. 1:30 h 21 km 14 km/h März – Oktober Konstanz – Freibad Hörnle Seestraße – Therme 3,5 km Mannenbach – Reichenau keine Tom Geiger 1,5 km März – Oktober, Solar-Antrieb Steckborn – Horn 3,0 km Juni – September, „Höri-Fähre“ Steckborn – Gaienhofen keine 0:06 h 1,2 km 12 km/h Lindau – Rorschach Bad Schachen – Wasserburg BSB, SBS 1:05 h 22 km 20 km/h Mai – Oktober Friedrichshafen – Rorschach Langenargen – Kressbronn – Arbon – Horn BSB, SBS 1:35 36 km 22 km/h Mai – Oktober Rorschach – Meersburg Horn – Arbon – Romanshorn - Uttwil - Altnau – Bottighofen – Kreuzlingen – Mainau – Unteruhldingen SBS 3:05 51 km 16 km/h Mai – Oktober Kreuzlingen – Bottighofen keine 0:15 h 2,6 km 10 km/h Rorschach – Rheineck Altenrhein SBS 1:00 12 km 12 km/h Mai – September Siehe auch
- Liste der Passagierschiffe auf dem Bodensee
- Liste der Bodenseedampfschiffe
- Die weisse Flotte auf dem „benachbarten“ Vierwaldstätter- und dem Zürichsee (ZSG)
Einzelnachweise
- ↑ Auflistung der Schiffe im "Schiffsfahrplan Bodensee und Rhein 2010", Seite 21
Literatur
- Friedrich Pernwerth von Bärnstein: Die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee und ihre geschichtliche Entwicklung während ihrer ersten Hauptperiode (1824-1847). Deichert, Leipzig 1905 (Digitalisat)
- Friedrich Pernwerth von Bärnstein: Die Dampfschiffahrt auf dem Bodensee und ihre geschichtliche Entwicklung im Zusammenwirken mit den Eisenbahnen während ihrer zweiten Hauptperiode (1847-1900). Deichert, Leipzig 1906 (Digitalisat)
Weblinks
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