- MS Allgäu
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Die MS Allgäu war das erste dieselbetriebene Großschiff auf dem Bodensee, und nach Tonnage bis 2008 das größte Passagierschiff.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Bereits vor den 1920er Jahren wurde der Dieselantrieb in zunehmendem Ausmaß für die Personenschifffahrt auf dem Bodensee eingesetzt. Die meist kleineren Boote mit Kapazitäten zwischen 25 und 200 Personen wurden anfänglich von anderen Gewässern zugekauft, mit zunehmender Erfahrung wurden Neubauten bei renommierten Werften in Auftrag gegeben. Große Passagierschiffe wurden jedoch weiterhin mit dem bewährten Dampfmaschinenantrieb und Schaufelrädern ausgestattet.
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre wurden mit der MS Höri und MS Mainau die ersten größeren Einheiten mit Kapazitäten bis 400 Personen in Dienst genommen.
1927 gab die Deutsche Reichsbahn zwei neue große Passagierschiffe mit einer Kapazität von jeweils 1000 Personen in Auftrag. Für den Heimathafen Konstanz wurde das letzte Passagierdampfschiff des Bodensees, die DS Stadt Überlingen, gebaut. In Lindau hatte man auf einer Flotte kleinerer Personenboote bereits einige Erfahrung mit Dieselantrieben, deshalb wurde für Lindau die dieselbetriebene „Allgäu“ in Auftrag gegeben.
1929 − 1945
Das Schiff wurde als Zweideckschiff mit einem Zweischraubenantrieb und einer Kapazität von 1000 Passagieren gebaut. Durch den ungewohnten Antrieb war die „Allgäu“ schwer zu manövrieren, und wurde deshalb vorwiegend für Sonderfahrten eingesetzt. Bereits 1935 wurde sie zu einem Dreideckschiff umgebaut, wobei die Kapazität auf 1500 Passagieren erweitert wurde. Sie wuchs dadurch auf eine Gesamtverdrängung von 480 to, ein Wert, der auf dem Bodensee erst 2008 von der annähernd doppelt so schweren „MS Sonnenkönigin“ überboten wurde. Die „Allgäu“ war das Flaggschiff der KdF-Bodensee-Flotte.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die „Allgäu“ nicht eingesetzt. Neben der Einstellung der Sonderfahrten und radikalen Ausdünnung des Kursverkehrs war der Treibstoffmangel der Hauptgrund. Als sich im April 1945 alliierte Streitkräfte dem Bodenseeraum näherten, wurde von der NS-Führung die Versenkung aller Schiffe in Lindau und Bregenz angeordnet. Nach geheimen Verhandlungen zwischen Führungskräften der Deutschen Reichsbahn und der Schifffahrtsinspektion Romanshorn wurden die betroffenen Schiffe, darunter auch die „Allgäu“, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion am 26. April 1945 in die Schweiz überführt und dort interniert. Am 17. Mai wurde das Schiff an die französischen Besatzungstruppen übergeben und nach Lindau zurückgebracht, wo sie von den französischen Truppen als Unterkunft genutzt wurde.
1945 − 2002
Nach der Rückgabe im Jahr 1949 wurde die „Allgäu“ generalsaniert und wieder im Passagierverkehr eingesetzt, zunächst wieder vorwiegend für Sonderfahrten. 1954 erfolgte der Umbau auf Voith-Schneider-Antrieb, was die Manövrierfähigkeit des Schiffs wesentlich verbesserte. Seitdem wurde die „Allgäu“ auch im Kursverkehr eingesetzt. Nach Umbauarbeiten am Aufbau 1973 reduzierte sich die Kapazität des Schiffs auf 1200 Passagiere.
Ende 1999 lief die Betriebsgenehmigung der „Allgäu“ aus. Die nötige Modernisierung zur Verlängerung der Betriebserlaubnis wurde vom Betreiber aus Kostengründen nicht vorgenommen. Daher hatte die „Allgäu“ 1999 bei der Flottenparade zum 175jährigen Jubiläum der Bodenseeschifffahrt ihren letzten Einsatz. Nach einer einjährigen Liegezeit im Heimathafen Lindau wurde das Schiff nach Friedrichshafen verlegt, und Ende September 2001 nach Fußach. Dort wurde die 72jährige „Allgäu“ bis ins Frühjahr 2002 abgewrackt.
Technische Daten
- Länge: 60,5 m
- Breite: 10,2 m (nach Umbau 11,2 m)
- Tiefgang: 1,53 m (nach Umbau 1,66 m)
- Größe: 446,5 to (nach Umbau 480,0 to)
- Kapazität: 1000 Personen (nach Umbau 1500 Personen)
- Antrieb: Zwei Schrauben (nach Umbau Voith-Schneider-Antrieb)
- Leistung: 2 x 380 PS (nach Umbau 2 x 460 PS)
- Geschwindigkeit: 27 km/h (nach Umbau 28 km/h)
- Erbauer: Deggendorfer Werft und Eisenbau GmbH
- Eigner: Deutsche Reichsbahn / Deutsche Bundesbahn (ab 1952) / BSB (ab 1994)
- Heimathafen: Lindau
Siehe auch
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