- MS St. Louis
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MS St. Louis war ein deutsches Linienschiff der Hapag-Reederei, das für Fahrten für Kraft durch Freude eingesetzt wurde, am 13. Mai 1939 aber auf Initiative des NS-Regimes mit 906 jüdischen Flüchtlingen[1] Hamburg in Richtung Amerika verließ.
Inhaltsverzeichnis
Scheitern der Emigration und Rückfahrt nach Antwerpen
In der Karibik begann die Auswanderung zu scheitern, weil das Schiff nirgends eine Anlegeerlaubnis erhielt. Denn trotz zuvor erfolgter Zusage weigerte sich die kubanische Regierung, das Schiff den Hafen von Havanna am Pier anlaufen zu lassen; ebenso weigerte sich Kanada zu helfen. Die Besatzung bat dann US-Präsident Franklin Roosevelt persönlich um Hilfe, die jedoch verweigert wurde.
Die Odyssee des Schiffs führte zu heftigen Diskussionen in den Vereinigten Staaten, da Franklin D. Roosevelt zwar anfangs einige der Flüchtlinge aufnehmen wollte, aber sich dem Druck seines Außenministers Cordell Hull und der Demokratischen Partei beugen musste. Einige Parteimitglieder sollen ihm gedroht haben, die Unterstützung für die Präsidentschaftswahlen 1940 zu versagen. Am 4. Juni 1939 lehnte Roosevelt das Anlegen des Schiffes in den USA ab, das in der Karibischen See zwischen Florida und Kuba wartete.
Das Schiff musste auf Anweisung der Reederei nach Europa zurückkehren, woran auch ein Versuch der Passagiere, das Kommando über das Schiff zu übernehmen, nichts änderte. Aber Kapitän Gustav Schröder setzte sich für die Flüchtlinge ein: Er erreichte, dass die Passagiere von Antwerpen aus auf einige westeuropäische Staaten verteilt werden konnten. Mit der Besetzung Belgiens, der Niederlande und Frankreichs durch Truppen des "Dritten Reichs" ab 1940 geriet die Mehrzahl der zwischen dem 13. Mai und dem 17. Juni 1939 an der Emigration Gehinderten jedoch in den Herrschaftsbereich des NS-Regimes und wurde deportiert. So überlebte nur annähernd die Hälfte der Flüchtlinge den Holocaust.
Das Drama der MS St.Louis war Gegenstand des 1976 erstaufgeführten amerikanischen Films Reise der Verdammten (Voyage of the Damned).
Anmerkungen
- ↑ Georg Reinfelder, MS "St. Louis". Die Irrfahrt nach Kuba Frühjahr 1939. Kapitän Gustav Schroeder rettet 906 deutsche Juden vor dem Zugriff der Nazis. Berlin 2002. ISBN 3-933471-30-3 und Passagiere der "St. Louis".
Siehe auch
Literatur
- Gordon Thomas und Max Morgan-Witts: Das Schiff der Verdammten. Die Irrfahrt der St. Louis (Originaltitel: Voyage of the Damned). Deutsch von Helmut Kossodo. Edition Bergh und WMP-Verlagsauslieferungsdienst, Tübingen und Zug (Schweiz) 1976, 382 S., ISBN 3-88065-044-6
- Diane Afoumado: Exil impossible. L'errance des Juifs du paquebot St. Louis, Paris, L'Harmattan, 2005, 286 S.; Vorwort von Serge Klarsfeld. (frz.)
- Julian Barnes: Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln, deutsch 1990, ISBN 3-499-22134-9
- Georg Reinfelder, MS "St. Louis". Die Irrfahrt nach Kuba Frühjahr 1939. Kapitän Gustav Schroeder rettet 906 deutsche Juden vor dem Zugriff der Nazis. Berlin 2002. ISBN 3-933471-30-3.
- Gilbert Sinoué: Un bateau pour l'enfer. 2005 (frz.)
- Sarah A. Ogilvie und Scott Miller: Refuge Denied: The St. Louis Passengers and the Holocaust, 2006. ISBN 978-0-299-21980-2
Weblinks
- [1] - Jennifer Rosenberg, Jewish Virtual Library, The American-Israeli Cooperative Enterprise
- Dimitri Ladischensky: Passage in den Tod. In: Mare 56, Juni 2006, Artikel bei Spiegel-Online
- Holocaust Encyclopedia: Voyage of the St. Louis (englisch)
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