Franklin D. Roosevelt

Franklin D. Roosevelt
Franklin D. Roosevelt (1942)
Franklin D. Roosevelts Unterschrift

Franklin Delano Roosevelt [ˈfɹæŋklɪn ˈdɛlənoʊ ˈɹoʊzəvɛlt] (* 30. Januar 1882 in Hyde Park, New York; † 12. April 1945 in Warm Springs, Georgia) war von 1933 bis zu seinem Tod 1945 der 32. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Er war Kandidat der Demokratischen Partei und wurde nach seiner ersten Amtszeit dreimal wiedergewählt (1936, 1940, 1944) – er ist damit der einzige Präsident der USA, der länger als zwei Wahlperioden amtierte. Aufgrund der kritischen außenpolitischen Lage, bedingt durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, entschied sich Roosevelt, für eine dritte und vierte Amtszeit zu kandidieren, und setzte sich somit über die von George Washington eingeführte freiwillige Selbstbeschränkung hinweg. Erst seit einer Verfassungsergänzung (22nd Amendment to the U.S. Constitution) im Jahre 1947 gibt es seit 1951 eine formale Begrenzung auf zwei Amtszeiten. Roosevelt ist auf der Rückseite des US-Dime abgebildet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Franklin D. Roosevelt (links) mit seinen Eltern beim Segeln 1899
Franklin und Eleanor auf Campobello Island im Jahr 1903

Familie

Franklin D. Roosevelt entstammte einer der wohlhabendsten und vornehmsten Familien New Yorks, deren Vorfahren aus den Niederlanden kamen. Der episkopalische Christ war entfernt mit dem republikanischen 26. US-Präsidenten Theodore Roosevelt verwandt (Cousin 5. Grades).

Vater James Roosevelt, der das Leben eines „Landedelmannes“ pflegte,[1] investierte die Gewinne aus seinem 500 Hektar großen Landgut in Eisenbahnbau und Stahlindustrie und war Vorstandsmitglied bei mehreren Unternehmen. Er legte viel Wert auf klassische Kultur- und Bildungsstandards. Seine gesellschaftlichen Aktivitäten beschränkten sich auf die Unterstützung von Hilfsorganisationen. Politische Ambitionen verfolgte James nicht, er war jedoch ein Stammwähler der Demokraten.

Mutter Sara Ann Delano Roosevelt war 26 Jahre jünger als ihr Mann James, für den es die zweite Ehe war. Sie entstammte einer der wohlhabenden Kaufmannsfamilien Neuenglands und brachte eine Mitgift von einer Million Dollar in die Ehe.

Seit dem 17. März 1905 war Franklin D. Roosevelt mit Eleanor Roosevelt verheiratet, einer entfernten Cousine von ihm und Nichte von Theodore Roosevelt. Sie wurde später selbst zu einer bekannten Person des öffentlichen Lebens. Aus der Verbindung gingen zwischen 1906 und 1916 sechs Kinder (eine Tochter und fünf Söhne) hervor, von denen zwei ebenfalls eine politische Laufbahn einschlugen. Der älteste Sohn, James (1907–1991), war von 1955 bis 1965 Kongressabgeordneter für Kalifornien; sein jüngerer Bruder Franklin (1914–1988) saß von 1949 bis 1955 für den Staat New York im US-Repräsentantenhaus. Beide scheiterten mit Kandidaturen als Gouverneure ihrer jeweiligen Staaten.

Franklin D. Roosevelt wuchs wohlbehütet als Einzelkind auf. Bis zu seinem 14. Lebensjahr hatte er Privatunterricht, unter anderem in Latein, Französisch, Deutsch und Europäischer Geschichte. Die Roosevelts unternahmen häufige Europareisen. Zwischen 1891 und 1896 verbrachte Roosevelt einen Teil seiner Kindheit in Europa. Unter anderem hielt er sich als Neunjähriger mehrere Monate in der deutschen Kurstadt Bad Nauheim in Hessen auf. Dort besuchte er auch einige Zeit die Schule.

Schul- und Universitätsausbildung

1896 trat Franklin D. Roosevelt in die Groton School (nordwestlich von Boston) ein. In dieser Eliteschule, die nach englischem Vorbild gegründet und von dem episkopalen Geistlichen Endicott Peabody geleitet wurde, stand die Erziehung zu einem „christlich geprägten Gentleman“, der ganz im Einsatz für Volk und Vaterland aufgehen sollte, im Vordergrund.[2] Die Lernanstalt legte besonderen Wert auf klassisch-humanistische Fächer, Religiosität, asketische Lebensführung und sportliche Aktivitäten. Politische oder gesellschaftliche Themen fanden keinen Einzug. Trotz seines Ehrgeizes blieb Roosevelt im Schulischen und Sportlichen nur Mittelmaß. Besondere Hingabe entwickelte er jedoch bei seinen gemeinnützigen Aufgaben.

In seinen jungen Jahren haben zwei Menschen auf Roosevelt besonderen Eindruck gemacht: der US-Admiral Alfred Thayer Mahan und sein Werk „The Influence of Sea Power upon History, 1660–1783“, das die Bedeutung der Flotte für die Weltmachtstellung eines Staates hervorhob. (Ein Buch, das übrigens auch bei Wilhelm II. viel Anklang fand, so auch bei Franklins Vetter Theodore Roosevelt, der sich im Spanisch-Amerikanischen Krieg besonders auszeichnete und von 1901 bis 1909 US-Präsident war.)

Von 1900 bis 1904 studierte Roosevelt an der Harvard University in Cambridge (Massachusetts). An der bedeutendsten Lehranstalt des Landes ging es Roosevelt (wie seinen Mitstudenten) nicht vorwiegend um ausgezeichnete Studienleistungen, sondern um das Knüpfen von Netzwerken und den Ausbau seiner Führungsqualitäten. Deshalb spielten nebenstudentische Aktivitäten eine große Rolle. Roosevelt war Mitglied der Studentenverbindung „Alpha Delta Phi“ und engagierte sich in der Uni-Zeitung „Crimson“ und wurde sogar ihr Chefredakteur. Bereits nach drei Jahren schloss er das Studium, das sich aus verschiedenen Fächern (unter anderem VWL, Kunstgeschichte und Rhetorik) zusammensetzte, mit einem „Bachelor of Arts“ ab.

Politisch blieb Roosevelt noch unentschieden. Er stand zwischen der demokratischen Tradition seiner Familie und dem Republikaner Theodore Roosevelt.

Seit 1904 studierte Roosevelt Jura an der Columbia-University. Das Fach weckte in ihm kaum Begeisterung. Trotz einer befriedigenden Abschlussnote, aber dank guter Kontakte fing er in einer renommierten New Yorker Anwaltskanzlei an.[3] Der Anwaltsberuf brachte Roosevelt keine Erfüllung, so entschied er sich, in der Politik seine Berufung zu sehen und es seinem berühmten Vetter gleich zu machen: die politische Karriereleiter bis zum Posten des US-Präsidenten zu erklimmen.

Erkrankung

Im Sommer 1921 erkrankte Roosevelt schwer. Seine Krankheit wurde seinerzeit als Poliomyelitis (Kinderlähmung) angesehen. Neuere Forschungen (Universität Texas, 2003) anhand der Krankenakten haben ergeben, dass es sich möglicherweise um das damals noch weitgehend unbekannte Guillain-Barré-Syndrom gehandelt hat, eine seltene Nervenkrankheit, die zu Lähmungen führt. Roosevelt konnte seither auch mit Krücken nur mühsam gehen und war weitgehend auf die Benutzung eines Rollstuhls angewiesen. Zusammen mit seinem Freund und Kanzleipartner Basil O’Connor gründete er zwei Stiftungen zur Hilfe für Poliokranke. Seine Erkrankung und die daraus entstandene körperliche Einschränkung war - entgegen der heute landläufigen Ansicht - der amerikanischen Öffentlichkeit und somit den Wählern bekannt, obwohl Roosevelt es vermied, in seinem Rollstuhl fotografiert zu werden.[4]

In dieser schweren Zeit entwickelte sich die scheue Ehefrau Eleanor zu einer „politischen“ Partnerin Roosevelts, deren Engagement besonders den sozial Benachteiligten, Minderheiten und Frauen galt. Sie wurde zum „linken“ Gewissen ihres Mannes. Die schwere Krankheit barg für Roosevelt auch Chancen: Sie wirkte sich positiv auf Roosevelts Willensstärke aus, zwang ihn, seine Arbeitsweise zu optimieren und langfristiges, strategisches Denken zu entwickeln. Vor allem das Image eines „arroganten Harvard-Mannes“ kam Roosevelt zunehmend abhanden.

Politischer Werdegang

Einerseits brachte Roosevelt schon von Haus aus die richtigen Eigenschaften für eine Polit-Karriere mit: Spross einer der vornehmsten Familien, beste Ausbildung, Selbstbewusstsein, Ehrgeiz, Erfahrung im Umgang mit Menschen, Interessenvielfalt, Führungsqualitäten und Durchsetzungsfähigkeit. Anderseits suchten die New Yorker Demokraten gerade in dem Moment einen geeigneten Kandidaten, der über eine hohe Stellung und Vermögen verfügte, um die republikanischen Stammwähler für sich zu gewinnen.

Abgeordneter im Senat von New York

1910 – mit 28 Jahren - wurde Roosevelt für den Bezirk um Hyde Park im Dutchess County in den Senat von New York gewählt, der seit 1884 für keinen demokratischen Kandidaten mehr gestimmt hatte. Ausschlaggebend für seinen Wahlerfolg (15.708 Stimmen für Roosevelt und 14.568 Stimmen für den republikanischen Gegenkandidaten John F. Schlosser) war neben dem Bekanntheitsgrad seiner Familie und seines Vetters Theodore der unorthodoxe Wahlkampfstil: Er fuhr mit einem mit Fahnen bestückten roten Auto durch die Gegend und sprach mit den einfachen Leuten. Im Vordergrund der Wahlkampfrhetorik stand die Bekämpfung der Korruption in der Politik und Verwaltung. Zwar konnte er mit anderen Demokraten nicht die Macht der korrupten Parteibosse in der eigenen Partei brechen, aber die interne „Revolte“ war für Neuling Roosevelt ein nützliches Lehrstück in Sachen Politik und trug wesentlich zu seiner Popularität bei.

Während seiner Senatorentätigkeit (1910–1913) setzte er sich für Reformen der politischen Willensbildung (Direktwahl der Senatoren auf Bundesebene, Frauenwahlrecht) ein, bekämpfte die rigorose Abholzung der Wälder – das deutlichste Erbe seines Vetters Theodore – und setzte sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Farmern und Arbeitern ein.

Als Senator erwarb Roosevelt das nötige politische Handwerk und den Ruf eines „progressiven Demokraten“. Somit stand er in seiner politischen Überzeugung dem „progressive movement“ nahe, der als Antwort auf die negativen Auswüchse des Kapitalismus galt und zu einer dominierenden Geisteshaltung der Zeit wurde. Dank seiner „fortschrittlichen“ Überzeugungen und seiner energischen Unterstützung der Präsidentschaftskandidatur von Woodrow Wilson, dem Hauptvertreter des „progressive movements“, gelang Roosevelt der Sprung nach Washington.

Staatssekretär im Marineministerium

1913 wurde Roosevelt (jüngster) Staatssekretär im Marineministerium – ein entscheidender Posten für seine Laufbahn. Roosevelt ging in seiner Position auf, baute seine Stellung im Ministerium aus und knüpfte wichtige Kontakte zu Militärs, Schiffbau-Unternehmen und Gewerkschaften. Da er die Bedeutung der Marine für die Verteidigung des Landes, aber auch für die Kontrolle der Wirtschaftswege erkannte, befürwortete er den Ausbau der Flotte, was natürlich die Sympathie der Admiräle zur Folge hatte.

Im Gegensatz zu Wilson war Roosevelt für den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg, um die Sicherheit der Märkte zu garantieren, aber auch um die liberalen-demokratischen Werte der USA in die Welt zu „exportieren“.[5] Im Oktober 1918 wollte Roosevelt sogar den Kriegsdienst aufnehmen, das Ende des Krieges verhindert dies jedoch.

Politische Grundüberzeugung

Roosevelts „progressive“ Einstellung begrenzte sich nicht nur auf innenpolitische Reformen (Stärkung der demokratischen Mechanismen, Stärkung des Gemeinwohls, Umweltschutz), sondern bestimmte auch seine außenpolitische Ausrichtung: er war ein „Internationalist“, der für eine aktive Rolle der USA im Weltgeschehen eintrat. Doch für ihre globale Machtstellung schienen die USA noch nicht bereit zu sein. Der US-Senat lehnte mit seiner republikanischen Mehrheit den Versailler Vertrag und den Beitritt zum Völkerbund ab, der auf der Idee von Wilson beruhte. Auch Roosevelt begrüßte die Einrichtung einer internationalen Organisation, die zwischenstaatliche Konflikte friedlich lösen sollte. Noch sollten für die nächsten 20 Jahre die „Isolationisten“ den außenpolitischen Kurs bestimmen.

Vizepräsidentschaftsanwärter

Mit dem Ende der Präsidentschaft Wilsons kam auch für Roosevelt der Abschied aus Washington. Im politischen Geschehen wollte er jedoch nicht vergessen werden. Dank einer Aufsehen erregenden Rede, in der er die Republikaner als die Partei der Reaktion und Millionäre bezeichnete, erhöhte er den Bekanntheitsgrad seines Namens innerhalb der Demokraten. Sie rechneten mit ihm als dem neuen Präsidentschaftskandidaten, aber Roosevelt lehnte ab, da ihm bewusst war, dass die Demokraten gerade jetzt nicht siegen würden.

Er ließ sich zumindest als Vizepräsidentschaftskandidat (demokratischer Präsidentschaftsanwärter: James M. Cox) aufstellen, um so seine Popularität bundesweit zu steigern. Im Wahlkampf von 1920 verkaufte er sich als energischer Reformer und global ausgerichteter Außenpolitiker. Von dem haushohen – und vorhersehbaren - Sieg der Republikaner ließ sich Roosevelt nicht entmutigen; mit 38 Jahren standen ihm politisch alle Türen offen. Er kehrte im gleichen Jahr nach New York zurück und eröffnete eine Anwaltskanzlei. Unter anderem war er als Vizepräsident einer Finanzgesellschaft tätig.

Gouverneur von New York

Nach der Wahlniederlage von 1920, auch bedingt durch seine Krankheit, betätigte sich Roosevelt einige Jahre nicht politisch. 1926 beschloss er, seine politische Karriere wieder aufzunehmen.

Die Vorwahlen der Demokratischen Partei zum Anwärter auf das Amt des Gouverneur von New York gewann Roosevelt. Der wirtschaftliche Boom der 20er Jahre wurde der republikanischen Regierung zugerechnet. Trotzdem errang er im November 1928 einen knappen Sieg bei den Gouverneurswahlen. Wieder einmal setzte Roosevelt auf einen überaus aktiven und unorthodoxen Wahlkampf und griff aktuelle Themen auf, die für die Republikaner ohne Bedeutung waren: Verbesserung der Lage der Farmer, Reformen im Gesundheits-, Bildungs- und Justizwesen, Schaffung eines menschenwürdigen Gesundheitssystems und einer Altersfürsorge, Kontrolle der Energiekonzerne und Befürwortung einer aktiven Außenpolitik. Vor allem in der Erhöhung der Kaufkraft sah Roosevelt die Lösung der langjährigen Krise der Landwirtschaft. Auch mit seinen Auftritten gewann Roosevelt die Herzen der Wähler: Trotz seiner schweren Krankheit versprühte er Optimismus und Lebensfreude.[6]

Als Gouverneur kämpfte Roosevelt für die Verwirklichung der Wahlversprechen, scheiterte aber nicht selten am Übergewicht der Republikaner im New Yorker Parlament. Viele angesprochene Probleme konnten nur auf Bundesebene gelöst werden. Roosevelt setzte auf gut sichtbaren Aktivismus: Zusammen mit seinen Beratern entwickelte er zahlreiche Gesetzesvorlagen. Energische Öffentlichkeitsarbeit – vor allem setzte er auf das neue Medium Radio - brachte seine politischen Ziele einem breiten Publikum näher.

1930 wurde Roosevelt mit einer Stimmenmehrheit von über 700.000 Stimmen erneut zum Gouverneur von New York gewählt und besiegte den republikanischen Kandidaten Charles H. Tuttle, worin die Popularität des Roosevelt'schen Reformeifers offenbar wird. In den nächsten zwei Jahren kämpfte Roosevelt gegen die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Einmalig in der Geschichte der USA bis zu jener Zeit war sein im August 1931 verabschiedetes Notprogramm: Der Staat New York übernahm die Hilfsmaßnahmen für die Arbeitslosen, die Einkommenssteuer wurde um 50% erhöht und lokale Hilfsprogramme durch Obligationen finanziert. Schneller und effizienter konnte die Krise jedoch nur von Washington aus gelöst werden.[7]

Die Weltwirtschaftskrise sollte Roosevelt die Tür ins Weiße Haus öffnen.

Präsidentschaft

„New Deal“

US-Präsidentschaftswahl 1932

Dem Börsenkrach von 1929 (Schwarzer Donnerstag) folgte die Weltwirtschaftskrise. In der US-amerikanischen Ausformung wurde sie als „Great Depression“ (dt. „Große Depression“) bezeichnet. Im Zuge dieser Krise gewann Roosevelt, zuvor seit 1929 Gouverneur des Staates New York, die Präsidentschaftswahl 1932 gegen den republikanischen Kandidaten und amtierenden Präsidenten Herbert Hoover, dem die Schuld an der Krise gegeben und mangelnder Mut zu Entscheidungen vorgeworfen wurde. Von Roosevelt erwartete man vor allem radikale Reformen, um die weit verbreitete soziale Not zu lindern und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Unter dem Schlagwort New Deal führte er einschneidende Wirtschaftsreformen zugunsten größerer sozialer Verantwortung durch. Allgemein gab es in den 1930er-Jahren eine für US-Verhältnisse stark ausgeprägte linke soziale Bewegung, die Popular Front.

„Good Neighbor Policy“

Roosevelt ist vor allem für seine staatsinterventionistische Sozial- und Wirtschaftspolitik und als Führerpersönlichkeit während der Zeit des Zweiten Weltkrieges bekannt (insgesamt über 600 Vetos gegen den Kongress[8]). Aber auch schon lange vor dem Krieg hatte er sich Verdienste um die Etablierung einer gerechteren Weltordnung erworben. In der Amtseinführungsrede vor dem Kongress im März 1933 verkündete er seine außenpolitische Vision der „Good Neighbor Policy“ („Außenpolitik der Guten Nachbarschaft“). Seine Leitlinie beruhte dabei auf dem kategorischen Imperativ. Roosevelt war davon überzeugt, dass die weltweiten imperialistischen Überdehnungen der USA den revolutionären Ursprungsidealen seines Landes zuwiderliefen.

Die kooperativen, gutnachbarschaftlichen und gleichberechtigten Austauschbeziehungen der ländlichen Gemeinden Amerikas untereinander waren das Modell, nach dem die USA unter Roosevelt auch die internationalen Beziehungen eingerichtet wissen wollten. Aus diesem sehr pragmatischen, vom „common-sense“ (Vernunft) geprägten Ansatz heraus war für Roosevelt die Außenpolitik immer auch eine unmittelbare Funktion einer auf Ausgleich, Entwicklung und Gerechtigkeit gegründeten humanen Gesellschaftspolitik im Innern.

Dies musste den Präsidenten zwangsläufig zu einem natürlichen Antagonisten der europäischen Diktatoren Hitler und Mussolini sowie des japanischen Kaiserreiches machen. In seiner weltweit aufsehenerregenden Quarantäne-Rede am 5. Oktober 1937, während der Einweihung der „Outer Link Bridge“ an Chicagos „Lake Shore Drive“, forderte Roosevelt die Staaten Deutschland, Italien und Japan, ohne sie explizit zu nennen, unter politische „Quarantäne“ zu stellen.

Anstelle eines engen Nationalismus versuchte Roosevelt, dem Gedanken der globalen Abhängigkeit aller von allen („One World“) in seiner Außenpolitik zur Geltung zu verhelfen. Diesem sollten sich auch die weltweiten industriellen und die Finanzinteressen der amerikanischen Konzerne unterordnen:

„We now realize, as we have never realized before, our interdependence with each other – that we cannot merely take but we must give as well.“ („Wir stellen nun fest, wie wir es nie zuvor festgestellt haben, dass wir voneinander abhängen – dass wir nicht nur nehmen können, sondern auch geben müssen.“)

Wenige Monate bevor er starb, schrieb Roosevelt:

„that we cannot live alone, at peace; that our own well-being is dependent on the well-being of other nations – far away. We have learned to be citizens of the world, members of the human community. We have learned the simple truth of Emerson that ‘the only way to have a friend is to be one.’“ („dass wir nicht alleine in Frieden leben können; dass unser eigenes Wohlergehen vom Wohlergehen anderer Nationen abhängt – weit entfernten Nationen. Wir haben gelernt, Bürger der Welt zu sein, Mitglieder der menschlichen Gemeinschaft. Wir haben die einfache Wahrheit Emersons gelernt, dass ‚der einzige Weg, einen Freund zu haben, ist, einer zu sein‘.“)

Mit diesen Worten hat Roosevelt seine Vision von den internationalen Beziehungen und von der Außenpolitik der USA am konzentriertesten zusammengefasst.

Es ist daher kein Zufall, dass Roosevelt noch in den Kriegsjahren an die Ausarbeitung einer gerechten Nachkriegsordnung heranging und die Gründung der Vereinten Nationen (1945) in San Francisco 1944 vorantrieb.

Der Zweite Weltkrieg

Rede zum Angriff auf Pearl Harbor: „A date which will live in infamy“

Trotz formaler Neutralität (Neutralitätsgesetze) unterstützte Roosevelt Großbritannien seit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939, unter anderem mit dem Leih- und Pachtgesetz, das die "leihweise" Lieferung von Waffen und Material bis hin zu ganzen Kriegsschiffen an England ermöglichte. Wegen dieser Aktivitäten zog er sich den Widerstand des America First Committees zu, das 1940/41 für eine isolationistische US-Politik eintrat. Erst der japanische Angriff auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii und die deutsche Kriegserklärung vom 11. Dezember 1941 sorgten für einen Stimmungsumschwung in den USA und ermöglichten es Roosevelt, direkt an der Seite Großbritanniens und der Sowjetunion in den Krieg einzutreten. Er begründete mit dem Office of the Coordinator of Information den Vorläufer der CIA.

Während des Krieges berief er sich mit einer bewussten Zielrichtung gegen Hitler und die Nationalsozialisten gerne auf seine „jüdischen Ahnen“. Dabei handelt es sich nicht um eine rein rhetorische Floskel. Jüdische Vorfahren wurden in seiner, im 17. Jahrhundert aus den Niederlanden nach Nordamerika eingewanderten Familie von Heraldikern nachgewiesen, lagen aber Generationen zurück. Der Name „Roosevelt“ ist abgeleitet vom früheren Familiennamen „Rosenveldt“ (Rosenfeld).

Mit dem britischen Premier Winston Churchill einigte er sich auf den Grundsatz „Germany first“, also auf den Vorrang des Krieges gegen Adolf Hitlers Deutsches Reich. Auf der Konferenz von Casablanca im Januar 1943 setzte er gegen Churchills Bedenken die Forderung nach der bedingungslosen militärischen Kapitulation des Deutschen Reiches durch.

In der Atlantik-Charta, welche die Gründungsurkunde der Vereinten Nationen vorwegnahm, einigte er sich mit Churchill auf die Grundsätze einer Nachkriegsordnung. Sie sollte auf den „Vier Freiheiten“ begründet sein. Diese hatte er bereits in einer Rede vom 6. Januar 1941 skizziert:

„Von der Zukunft, die wir zu einer Zukunft der Sicherheit machen wollen, erhoffen wir eine Welt, die sich auf vier entscheidende Freiheiten der Menschheit gründet.
Franklin Delano Roosevelt Memorial, Washington, D.C.
  1. Die erste Freiheit ist die Freiheit der Rede und der Meinungsäußerung – überall in der Welt.
  2. Die zweite Freiheit ist die Freiheit eines jeden, Gott auf seine Weise zu dienen – überall in der Welt.
  3. Die dritte Freiheit ist Freiheit von Not. Das bedeutet, gesehen vom Gesichtspunkt der Welt, wirtschaftliche Verständigung, die für jede Nation ein gesundes, friedliches Leben gewährleistet – überall in der Welt.
  4. Die vierte Freiheit ist Freiheit von Furcht. Das bedeutet, gesehen vom Gesichtspunkt der Welt, weltweite Abrüstung, so gründlich und so weitgehend, dass kein Volk mehr in der Lage sein wird, irgendeinen Nachbarn mit Waffengewalt anzugreifen – überall in der Welt.
Das ist keine Vision eines fernen tausendjährigen Reiches. Es ist eine feste Grundlage für eine Welt, die schon in unserer Zeit und für unsere Generation verwirklicht werden kann. Diese Welt steht in tiefstem Gegensatz zu der sogenannten 'Neuen Ordnung' der Tyrannei, welche die Diktatoren im Krachen der Bomben zu errichten suchen.“
v.l.n.r.: Churchill, FDR und Stalin auf Jalta

Als wichtigstes Mittel, diese Freiheiten in der internationalen politischen Ordnung nach dem Krieg zu realisieren, sah er die Gründung der Vereinten Nationen an. Um auch die Sowjetunion in die Weltorganisation einzubinden, war er auf den Konferenzen von Teheran und Jalta zu erheblichen Zugeständnissen an Stalin bereit.

Am 1. März berichtete Roosevelt dem Kongress von der Konferenz. Er sah noch einen weiten Weg bis Tokio. Wenige Wochen nach der Konferenz von Jalta, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, starb Franklin Delano Roosevelt am 12. April 1945, während einer Porträtsitzung für die Malerin Elizabeth Shoumatoff, im Alter von 63 Jahren an einer Hirnblutung. Sein Amt übernahm sein dritter Vizepräsident Harry S. Truman. Dieser war erst im Jahr zuvor auf Henry Agard Wallace gefolgt, den Roosevelt auf Druck der demokratischen Parteiführung durch den eher unbekannten Senator aus Missouri ersetzt hatte.

Mitgliedschaften

Roosevelt war (wie auch sein Nachfolger Truman) ein sehr aktives Mitglied der Freimaurer und empfing während seiner Präsidentschaftsjahre zahlreiche Freimaurer-Delegationen im Weißen Haus. Außerdem war Roosevelt Mitglied im Rotary Club.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Robin Edmonds: Die großen Drei: Churchill, Roosevelt, Stalin. Siedler, Berlin 1999, ISBN 3-442-75566-2
  • Detlef Junker: Franklin D. Roosevelt, Macht und Vision: Präsident in Krisenzeiten. Muster-Schmidt Verlag, ISBN 3-7881-0105-9
  • Alan Posener: Franklin Delano Roosevelt. Rowohlt Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-499-50589-4
  • Franklin D. Roosevelt, Papst Pius XII., Myron Charles Taylor, Richard C. Seiler: Kriegskorrespondenz zwischen Präsident Roosevelt und Papst Pius XII. 149 S., NZN Buchverlag, Zürich 1947

Einzelnachweise

  1. Junker, S. 9.
  2. Junker, S. 12.
  3. Junker, S. 19.
  4. Philipp Vandenberg: Die heimlichen Herrscher. Die Mächtigen und ihre Ärzte. Von Marc Aurel bis Papst Pius XII. Bertelsmann Verlag, München 1991 ISBN 3570022943 S. 16ff.
  5. Junker, S. 27.
  6. Junker, S. 44.
  7. Junker, S. 52.
  8. BBC: Congress backs Iraq pull-out plan
  9. FAMOUS HONORARY ROTARIANS: Franklin D. Roosevelt

Weblinks

 Wikiquote: Franklin D. Roosevelt – Zitate (Englisch)
 Commons: Franklin D. Roosevelt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Franklin D. Roosevelt – Quellen und Volltexte (Englisch)

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