- António Bernardo da Costa Cabral
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António Bernardo da Costa Cabral, 1. Graf und 1. Markgraf (Marquês) von Tomar (* 9. Mai 1803 in Fornos de Algodres, Portugal; † 1. September 1889 in Porto) war ein bedeutender Führer der cartistischen Bewegung in Portugal. Er war zweimal (1842–1846 und 1849–1851) portugiesischer Ministerpräsident und regierte das Land autoritär und mit diktatorischen Vollmachten.
Leben
Costa Cabral wurde in einem kleinen Dorf in der Nähe von Beira geboren. In der Universität Coimbra wurde er zum Juristen ausgebildet. Danach ging Costa Cabral zum Militär.
Costa Cabral war ein Anhänger der Konstitutionalisten, trat also dafür ein, dass Portugal als konstitutionelle Monarchie regiert werden sollte. Während der Herrschaft der Absolutisten und des Königs Michael I. (von 1828 bis 1834) musste er deshalb zeitweise ins Exil gehen, das er zum Teil in England verbrachte. Er ging schließlich auf die Azoreninsel Terceira, wo er sich dem Heer anschloss, mit dem Peter seinen Bruder Michael aus Portugal vertrieb (vgl. Miguelistenkrieg).
Nach dem Sieg der Konstitutionalisten wurde er Richter auf den Azoren, später Parlamentsabgeordneter. Als solcher erwarb er sich bald das Vertrauen der Königin Maria II.
In Lissabon herrschten damals zum Teil anarchische Zustände, der Kampf zwischen Setembristen und Cartisten lähmte das Land. 1836 hatten die Setembristen in der Septemberrevolution die Macht im Land übernommen, 1838 hatten sie dem Land eine neue, extrem demokratische Verfassung gegeben. Die Cartisten waren gegen diese Entwicklung Sturm gelaufen. So wechselten sich in dieser Zeit Aufstände der Cartisten und Gegenrevolten der Nationalgarde miteinander ab. In dieser Situation sah die Königin in Costa Cabral den Mann, der dem Land mit harter Hand wieder zu Stabilität und Ruhe verhelfen konnte.
Die letzten setembristischen Regierungen waren schon sehr schwach, so dass die Königin es durchsetzen konnte, dass mit Costa Cabral auch ein wichtiger Cartist in das Kabinett berufen wurde. 1839 wird Costa Cabral so zum ersten Mal in die Regierung berufen und übernimmt das Amt eines Justizministers. Costa Cabral führt als Justizminister eine Reihe von bedeutenden Reformen durch.
Schon in dieser Zeit war er ein überzeugter Anhänger der Verfassungscharta von 1826. Costa Cabral war der Überzeugung, dass die Verfassung, die die Setembristen dem Land 1838 gegeben hatten, Quelle kontinuierlicher Anarchie sein würde. Nachdem die traditionellen Führer der Cartisten, die Herzöge von Saldanha und Terceira 1837 mit ihrem Versuch, die Charter wieder einzuführen, gescheitert waren (Aufstand der Marschälle), wurde Costa Cabral mehr und mehr zum eigentlichen Führer der Cartisten.
Schließlich gelang es ihm 1842 von Porto aus, einen Staatsstreich gegen die setembristische Regierung in Lissabon durchzuführen und die Verfassungscharta wieder einzuführen. Costa Cabral errichtet eine autoritäre Regierung. Der Gegensatz zur katholischen Kirche wird beendet und neue Beziehungen zum Papsttum geknüpft. Die Nationalgarde, die sich als treueste Unterstützerin der Setembristen erwiesen hatte, wurde aufgelöst und danach von Costa Cabral neu gegründet.
Gegen den autoritären Regierungsstil Costa Cabrals gab es einigen Widerstand. Einige Maßnahmen Costa Cabrals waren auch unter den Cartisten nicht unumstritten, so besonders das neue Verwaltungsverfahrensgesetz (Código Administrativo), das Costa Cabral 1842 in Kraft setzten ließ. Sein eigener Bruder sammelten daraufhin die Dissidenten unter den Cartisten, die sich mit den Setembristen und Miguelisten (den Anhängern des sich im Exil befindenden Exkönigs Michael) verbündeten. Bei seinem Regierungsantritt hatte Costa Cabral zügige Neuwahlen versprochen, dieses Versprechen jedoch nicht gehalten. 1844 erheben sich deshalb seine Gegner unter der Führung des Grafen von Bonfim (Aufstand von Torres Novas) die Aufständischen können sich zwei Monate in Almeida halten, bevor sie von Costa Cabral besiegt werden. Costa Cabral fühlte sich durch seinen Sieg über die Aufständischen gestärkt und verschärfte noch seine diktatorische und reaktionäre Staatsführung. Zwar ließ er Wahlen abhalten (1845), diese zeichneten sich aber durch Wahlbetrug und Gewalt aus.
So war es kaum verwunderlich, dass es 1846 zu einem neuen Aufstand kam, der in der Kaserne von Minho begann (Aufstand von Maria da Fonte). Dieser Aufstand, der sich zunächst an unbedeutenden Streitigkeiten in Minho entzündete, nahm bald das Ausmaß eines allgemeinen Aufstandes gegen Costa Cabral an. Er erreichte ein solches Ausmaß, dass nicht nur Costa Cabral, sondern selbst die Herrschaft der Königin Maria II. gefährdet schien. Die Königin, vom Ausmaß des Aufstandes erschreckt, entlässt Costa Cabral und setzt eine neue gemäßigt setembristische Regierung unter dem Herzog von Palmela ein. Als sie jedoch glaubte, wieder die Oberhand über die Aufständischen gewonnen zu haben, entließ sie Palmela und ernannte mit dem Herzog von Saldanha erneut eine cartistische Regierung (sog. Staatsstreich des 6. Oktober). Den Herzog von Terceira schickte sie in den Norden des Landes, um den dort noch verbliebenen Widerstand militärisch zu ersticken.
Diese Handlungen der Königin führten zum Bürgerkrieg. In Porto konstituierte sich eine setembristische Gegenregierung. Der Königin, Saldanha und Terceira gelingt es nicht, den Aufstand aus eigenen Kräften zu unterdrücken. Die Königin sendet deshalb Costa Cabral als Sonderbotschafter nach Madrid, es gelingt ihm dort, die Spanier zu einer Intervention zu bewegen, auch die Engländer erklären sich zum Eingreifen bereit. Erst mit Hilfe dieser ausländischen Truppen gelang es Porto einzunehmen und die Führer der aufständischen Junta zu verhaften.
Auch nach Ende des Bürgerkrieges wagte die Königin zunächst nicht, Costa Cabral erneut zum Ministerpräsidenten zu berufen, da er im Lande äußerst unpopulär war. Der Herzog von Saldanha blieb deshalb zunächst Regierungschef, Costa Cabral blieb in Madrid, wo er seinem Land als Botschafter diente.
Am 1849 fand die Königin jedoch, dass sich die Situation so weit beruhigt hätte, dass sie Costa Cabral nach Portugal zurückholen können. Sie entlässt den Herzog von Saldanha und ernennt Costa Cabral am 29. Juni erneut zum Regierungschef, eine Entscheidung, die in der portugiesischen Öffentlichkeit auf große Kritik stößt.
Costa Cabral, der sich über seinen Anhang in Portugal wenig Illusionen machte, soll nur widerwillig aus Madrid nach Lissabon zurückgekehrt sein, wagte es aber nicht, sich dem Wunsch der Königin zu widersetzen. Saldanha, den Costa Cabral von der Macht verdrängte, und der auf Betreiben Costa Cabrals von der Königin auch von seinem Posten als Marschall des Hofes abgelöst wird, verbündete sich daraufhin mit seinen Gegnern. Zudem kommt es zu einigen Skandalen. Eine Londoner Zeitung berichtet über den Reichtum Costa Cabrals und deutet an, er sei der Liebhaber der Königin. Die Krone verpachtet für einen lächerlich niedrigen Mietzins ein Landgut für 99 Jahre an Costa Cabral, was zu einem weiteren Skandal führt. Durch diese geschwächt und da er dem militärischen Genie Saldanhas nichts entgegenzusetzen konnte, reichte Costa Cabral, als sich 1851 wieder einmal Teile des Heeres gegen ihn erhoben, und Saldanha den Oberbefehl über die Aufständischen übernahm, seinen Rücktritt ein, den die Königin schweren Herzen annahm. Sein Vorgänger, Saldanha, wurde so auch sein Nachfolger und regierte mit diktatorischen Vollmachten bis 1856.
Costa Cabral wurde 1845 zum Grafen und 1847 zum Markgrafen von Tomar geadelt. Nach seinem Rücktritt 1851 spielte er in der portugiesischen Politik keine große Rolle mehr, leistete seinem Land jedoch als Diplomat ausgezeichnete Dienste, so als portugiesischer Botschafter beim brasilianischen Kaiser und beim Heiligen Stuhl. Seine Amtszeit beim Heiligen Stuhl fiel in die Zeit, als die italienischen Revolutionstruppen die Stadt besetzten. Costa Cabral, der sich bald das Vertrauen Papst Pius IX. erwarb, führte in dessen Auftrag die Verhandlungen des Vatikans mit General Cadorna, dem Oberbefehlshaber der italienischen Truppen.
Nach dem Tod seiner Frau, 1885, zog sich Costa Cabral aus Rom auf seinen Landsitz bei Neapel zurück, 1889, bereits schwer erkrankt, kehrte er nach Portugal zurück, wo er im gleichen Jahr in Porto verstarb.
Er war einmal verheiratet und hatte mit seiner Frau 5 Kinder.
Bedeutung
Costa Cabral gehört heute noch zu den umstrittensten Figuren der jüngeren portugiesischen Geschichte. Einerseits war er unbestrittenerweise einer der wichtigsten Modernisierer des Landes, der durch eine Reihe von weitreichenden und wichtigen Reformen in der Verwaltung, dem Steuer- und Finanzwesen, eine bedeutende Rolle in der Geschichte seines Landes spielte. Andererseits antagonisierte er seine Gegner durch seinen autoritären, ja diktatorischen Regierungsstil. Von seinen Verteidigern wird allerdings behauptet, dass die Reformen Costa Cabrals, in der damaligen, chaotischen politischen Situation, nur durch eine autoritäre Regierung durchgesetzt werden konnten. In der portugiesischen Geschichtsschreibung erhielt das Regierungssystem Cabrals einen eigenen Namen, man bezeichnet die Jahre, in denen Cabral regiert hat, auch als Jahre des Cabralismo, also des Cabralismus.
Siehe auch: Geschichte Portugals, Zeittafel Portugal
Vorgänger Amt Nachfolger Joaquim António de Aguiar
João Carlos de Saldanha Oliveira e DaunPremierminister von Portugal
1842–1846
1849–1851Pedro de Sousa Holstein
João Carlos de Saldanha Oliveira e DaunKategorien:- Premierminister (Portugal)
- Justizminister (Portugal)
- Portugiese
- Geboren 1803
- Gestorben 1889
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