- Mainzer Psalter
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Der Mainzer Psalter wurde 1457 auf Pergament in der Offizin von Peter Schöffer und Johannes Fust gedruckt; die Inkunabel gilt als eines der herausragenden Stücke der frühen Buchdruckerkunst.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Mainzer Psalter, eine Sammlung von Psalmen in lateinischer Sprache für den liturgischen Gebrauch, wurde in zwei Ausgaben herausgegeben mit 143 bzw. 175 Blättern. Beide wurden auf Pergament und einspaltig, das heißt mit einer Kolumne pro Seite, gedruckt. Beim Druck wurde mit verschiedenem Typenmaterial gearbeitet, einer großen und einer kleinen Psaltertype, angelehnt an eine Missal-Textura liturgischer Handschriften, und Unzialen, abgerundeten Buchstaben, in mehreren Größen.
Die Besonderheit des Mainzer Psalters war der mehrfarbige Druck in Schwarz, Rot und Blau. Dazu wurden die farbig zu druckenden Elemente, meist Initiale und Ornamente, einzeln aus dem Textsatz herausgelöst, gesondert eingefärbt und anschließend wieder in den schwarz gefärbten Druckstock integriert. Dieser Satz wurde dann in einem Arbeitsschritt gedruckt.[1] Für die Initiale des Psalterdrucks, die in Gutenbergs Drucken noch wie in den mittelalterlichen Manuskripten nachträglich mit der Hand ausgestaltet wurden, erfand Schöffer einen Metallstock, der es ihm erlaubte, diese fürderhin zweifarbig zu drucken, wie zum Beispiel in seiner Ausgabe des Valerius Maximus von 1471.[2] Der Psalterdruck war nach Angaben im Kolophon am 14. August 1457 beendet. Damit gilt er als erste datierte Inkunabel der Schriftgeschichte.
Die eindrucksvolle Typengestaltung führte zu der Annahme, dass die Ausarbeitung, die zeitaufwendig und kostspielig gewesen sein dürfte[3], noch während der Zusammenarbeit mit Johannes Gutenberg begonnen wurde. Fust und Schöffer vollendeten die Arbeit und druckten das Psalterium in ihrer Offizin. Ein zweiter Psalter, das sogenannte Psalterium Benedictinum, erschien in Mainz 1459, ebenfalls gedruckt auf Pergament, nunmehr in einer etwas kleineren gotischen Type. Den Psalter-Typenvorrat sowie die speziellen Druckstöcke für die Schmuckelemente benutzte Schöffer auch weiterhin, so z. B. für den Canon Missae, 1458, und eine zweite Auflage des Psalterium Benedictinum von 1490.[4]
Trivia
"Mainzer Psalter" ist auch der Titel einer Kurzgeschichte von Raymundus Joannes de Kremer, welche er unter dem Pseudonym Jean Ray veröffentlichte.
Literatur
- Fritz Funke: Buchkunde. Ein Überblick über die Geschichte des Buch- und Schriftwesens. München-Pullach 1969, S. 82ff.
- Hellmuth Lehmann-Haupt: Peter Schöffer aus Gernsheim und Mainz. Reichert Verlag, Wiesbaden 2002, S. 31 ff.
- Stadt Mainz (Hrsg.): Gutenberg - Aventur und Kunst. Vom Geheimunternehmen zur ersten Medienrevolution. Mainz 2000.
- Otto Mazal: Der Mainzer Psalter von 1457. Kommentar zum Faksimiledruck. Verlag Bibliophile Drucke von Josef Stocker, Dietikon-Zürich 1969. (Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Aloys Ruppel, Mainz)
Weblinks
Commons: Mainzer Psalter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- ÖNB-Digitalisat
- Eintrag im Incunabula Short Title Catalogue
- Mainzer Psalter im Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW-Nummer M36179)
Anmerkungen
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