- Malmignatte
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Echte Witwen Systematik Klasse: Spinnentiere (Arachnida) Ordnung: Webspinnen (Araneae) Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae) Teilordnung: Entelegynae Familie: Haubennetzspinnen (Theridiidae) Gattung: Echte Witwen Wissenschaftlicher Name Latrodectus Walckenaer, 1805 Die Gattung der Echten Witwen (Latrodectus) umfasst 31 Arten.[1] Dazu gehören u. a. die in Australien und Neuseeland verbreitete Red Back Spider (L. hasselti), die mit dem Trivialnamen Schwarze Witwe bezeichnete Art sowie die mit dem Trivialnamen Braune Witwe bezeichnete L. geometricus. In Nordamerika wird die L. mactans (Fabricius, 1775) als Schwarze Witwe bezeichnet, in Südeuropa und in Nordafrika, Zentralasien bis nach China ist die L. tredecimguttatus (Rossi, 1790) anzutreffen. Diese Angehörigen sind auffällig gefärbte Spinnen.
Beschreibung
Die in Nordamerika, USA vom Süden Neuenglands bis Florida, außerdem in weiten Teilen Mittel- und Südamerikas verbreitete black widow spider (Schwarze Witwe) L. mactans ist schwarz gefärbt und trägt auf der Bauchseite eine rote Zeichnung. Die in Südeuropa rund ums Mittelmeer, auf den atlantischen Inseln, in Südrussland, Südosteuropa, Nordafrika, Klein- und Zentralasien und in großen Teilen Afrikas und Asiens vorkommende Art L. tredecimguttatus besitzt eine ähnliche Zeichnung und darüber hinaus auf dem Rücken dreizehn rote bis orangefarbene Flecken. Daher kommt auch ihr lateinischer Name, denn tredecimguttatus bedeutet „dreizehngefleckte“. Die Gattung umfasst noch weitere Spezies, die teilweise im selben Verbreitungsgebiet leben und daher manchmal ebenfalls als Schwarze Witwe bezeichnet werden.
Die Weibchen werden etwa 9 bis 15 mm lang.
Sehr oft taucht der eingedeutschte Name „Malmignatte“ auf. Er leitet sich vom dem Artnamen malmignatus ab, mit dem in der Vergangenheit (vor allem im 19. Jahrhundert) mindestens zwei Arten der Gattung bezeichnet wurden, z. B.:
- L. mactans, auch früher unter anderem: „L. malmignatus“ (Walckenaer, 1837)
- L. tredecimguttatus wurde früher als Subspecies der „Malmignatus“ aufgefasst: „L. malmignatus tropica“ Hasselt, 1860
Meist wird mit dem eingedeutschten Namen „Malmignatte“ die europäische L. tredecimguttatus gemeint sein. Da der wissenschaftliche Name L. malmignatus ungültig (und auch nicht eindeutig) ist, ist der Trivialname „Malmignatte“ irreführend.
Fortpflanzung
Der Name „Schwarze Witwe“ rührt daher, dass die Weibchen nach volkstümlicher Überlieferung nach der Paarung sehr oft das viel kleinere Männchen auffressen. In Wirklichkeit jedoch ist das bei der „Schwarzen Witwe“, wie übrigens bei den meisten Webspinnen, eher die Ausnahme, während dieses bei Argiope- oder Cyrtophora-Arten die Regel zu sein scheint.[2]
Bei Latrodectus hasselti kommt es regelmäßig zu einer Verletzung des Männchens während der Kopulation. Da das Weibchen zwei Spermatheken besitzt, würde der Tod des Männchen die genetische Vielfalt fördern, da auch noch einem zweiten Männchen die Chance zur Befruchtung gegeben würde. In der Natur sterben ca. 12,5 % der männlichen Partner nach der ersten Kopulation durch den Biss des Weibchens, denn die Bissverletzungen verursachen ein Austreten der Hämolymphe und damit ein Abfallen des Hämolymphdruckes, der u. a. zur Bewegung benötigt wird.
Auf der anderen Seite erhöht ein Überleben des Männchen die Chance auf Vaterschaft durch eine zweite Kopulation um mehr als 50 %. Männchen reagieren mit einem Abschnüren des verletzten Teiles des Hinterleibs auf den Biss, überleben dadurch und steigern ihre Ausdauer und Kopulationserfolg bei der zweiten Kopulation. Das Sperma von Männchen, die ein zweites mal kopulieren, übernimmt häufiger die Befruchtung. Damit besteht ein paradoxer Selektionsprozess in der Entwicklung der Art: Männchen, die bereits bei einer Kopulation gebissen worden sind und überlebten, können sich erfolgreicher fortpflanzen.[3]
Bei einer anderen Art, Indicoblemma lannaianum wurde nachgewiesen, dass sich das Weibchen den fitteren Partner als Vater nach der Kopulation quasi „aussuchen“ kann.[4] Ähnliche Hinweise auf eine Selektion durch das Weibchen gibt es zum Beispiel bei den Weibchen der Zitterspinnen, die bereits bei unpassenden Männchen die Balz abbrechen.
Bissunfälle
Zum Fang ihrer Beute, in der Regel Insekten, spinnen Angehörige der Gattung ein Haubennetz. Die „Schwarze Witwe“ wandert bevorzugt an dunkle und kühle Orte, daher ist sie auch in menschlichen Behausungen, beispielsweise in Kellern oder Schuppen, anzutreffen.
Obwohl die Tiere nicht aggressiv sind, kommt es dennoch, wenn auch selten, zu Bissunfällen mit Menschen, die für Kinder und kranke oder geschwächte Menschen ernste Folgen haben können. Die meisten Bissunfälle mit Schwarzen Witwen in den USA passieren auf Außentoiletten, auf denen die Spinnen ihr Haubennetz unter dem Toilettensitz spinnen, um auf die vom Fäkaliengeruch angelockten Insekten zu lauern. Setzt sich ein Mensch unachtsam auf die Brille, kann es zum Giftbiss kommen.
Der Biss selbst ist in den meisten Fällen nicht schmerzhaft und wird oft nicht gleich bemerkt. In 90 Prozent der Fälle verursacht das Giftgemisch mit dem Hauptbestandteil α-Latrotoxin das Leitsymptom, einen starken Leibschmerz, begleitet von Schweißausbrüchen. Von Betroffenen wurde der Schmerz oft als „unerträglich“ stark beschrieben. Das Schwitzen der Haut an der Bissstelle ist ein wichtiges Diagnosekriterium. Nach einigen Tagen kommt es zu einem juckenden Hautausschlag. In schweren Fällen kann es zu Schlafstörungen, Bluthochdruck und Krämpfen kommen [5]. Normalerweise erholen sich die Gebissenen nach ein paar Tagen, aber auch Todesfälle, beispielsweise durch Atemlähmung infolge eines Lungenödems, sind schon vorgekommen. In der Literatur wird vermerkt, vor Einführung der Serumtherapie habe die Sterblichkeitsrate fünf Prozent betragen, seitdem liege sie bei etwa 0,2 Prozent.
Arten
In Deutschland kommen keine Arten vor. In Belgien und Frankreich existieren Populationen eingeschleppter und entlaufener Arten (L. geometricus, L. mactans).[6]
Nordamerikanische Arten
- Latrodectus bishopi, Rote Witwe, Florida, USA
- Latrodectus hesperus, Westliche Schwarze Witwe, westliches Kanada, USA, und Mexiko. Kommt auch in Israel vor.
- Latrodectus mactans, Schwarze Witwe (manchmal Südliche Schwarze Witwe genannt), warme Regionen der USA.
- Latrodectus variolus, Nördliche Schwarze Witwe, vom extremen Südosten und Süden Kanadas bis zum nördlichen Florida, wobei die Häufigkeit des Vorkommens in nördlicher Richtung zunimmt.
Arten aus Zentral- und Südamerika
Die folgenden Arten sind heimisch in Zentral- und Südamerika:
- Latrodectus undieratus, Paraguay, Argentinien
- Latrodectus apicalis, Galapagosinseln
- Latrodectus corallinus, Argentinien
- Latrodectus curacaviensis, Kleine Antillen, Südamerika
- Latrodectus diaguita, Argentinien
- Latrodectus mirabilis, Argentinien
- Latrodectus quartus, Argentinien
- Latrodectus variegatus, Chile und Argentinien
Arten in Europa, Nordafrika, dem Mittleren Osten und westlichen Asien
- Latrodectus dahli, Mittlerer Osten bis Zentralasien
- Latrodectus hystrix, Jemen, Sokotra
- Latrodectus lilianae, Iberische Halbinsel
- Latrodectus pallidus, die Weiße Witwe oder Weiße Steppenspinne, Nordafrika, Mittlerer Osten, Russland, Iran, Cape Verde
- Latrodectus revivensis, Israel
- Latrodectus tredecimguttatus, die Mediterrane Schwarze Witwe (oder Europäische Schwarze Witwe), mediterrane Gebiete, Zentralasien, Kasachstan. Auch in China gefunden. Einige Biologen bezeichnen diese auch als Latrodectus lugubris.
Arten der Sub-Sahara Gebiete Afrikas und Madagaskars
- Latrodectus cinctus, eine Art der Schwarzen Button-Spinne (black button spider), südliches Afrika. Kommt auch in Cape Verde und Kuwait vor.
- Latrodectus indistinctus, eine Art der Schwarzen Button-Spinne (black button spider), Südafrika und Namibia
- Latrodectus karrooensis, eine Art der Schwarzen Button-Spinne (black button spider), Südliches Afrika
- Latrodectus menavodi, Madagaskar
- Latrodectus obscurior, Cape Verde, Madagaskar
- Latrodectus renivulvatus, eine Art der Schwarzen Button-Spinne (black button spider), Afrika. Auch in Saudi Arabien und im Jemen.
- Latrodectus rhodesiensis, eine Art der Braunen Button-Spinne (brown button spider), Simbabwe.
Arten im Süden, Osten und Südosten Asiens
- Latrodectus elegans, China, Myanmar, Japan
- Latrodectus erythromelas, Sri Lanka
Arten in Australien und Ozeanien
- Latrodectus atritus, die Schwarze Katipo, Neuseeland.
- Latrodectus hasselti, die Rotrücken-Spinne, ursprüngliche Heimat ist Australien. Kommt auch im Südosten Asiens und Neuseelands vor (importiert in beide Regionen).
- Latrodectus katipo, die Rote Katipo, Neuseeland
weltweit vorkommende Arten
- Latrodectus geometricus, die Braune Witwe, Graue Witwe oder Braune Button-Spinne (brown button spider), Afrika, USA, Südamerika, Australien. Die ursprüngliche Heimat der Spinne ist unklar, da sie in vielen warmen Gegenden der Erde vorkommt.
Einzelnachweise
- ↑ Norman I. Platnick, 2007. The World Spider Catalog, Version 7.5. American Museum of Natural History.
- ↑ Foelix, Rainer F. 1979. Biologie der Spinnen. Georg Thieme Verlag Stuttgart. ISBN 3-13-575801-X
- ↑ Maydianne C. B. Andrade*, Lei Gu and Jeffrey A. Stoltz, 2005:Novel male trait prolongs survival in suicidal mating. Male redback survival in suicidal mating. Biol. Lett. (2005) 1, 276–279, The Royal Society.
- ↑ M. Burger et al. (2005): Complex genital system of a haplogyne spider (Arachnida, Araneae, Tetrablemmidae) indicates internal fertilization and full female control over transferred sperm. Journal of Morphology 267(2):166-186. [1]
- ↑ Toxikologische Bewertung von Bissen bei der Toxinfo-Datenbank
- ↑ Handbook of Clinical Toxicology of Animal Venoms and Poisons Es, Exact Solutions, and Conservation Laws, von Jurg Meier und Julian White, Ausgabe 1995, ISBN 0-8493-4489-1
Literatur
- Raymond W. Thorp und W. D. Woodson: Black Widow: America's most poisonous spider, Chapel Hill, North Carolina, 1945, ASIN B0007E3WCC
- Raymond W. Thorp und W. D. Woodson: The black widow spider, Dover Publications, New York 1976, ISBN 0-486-23405-3
- Sergio Bettini: Epidemology of latrodectism, Toxicon 2: 93-102, 1966
- Sergio Bettini und M. Maroli: Venoms of Theriidae, genus Latrodectus, Arthropod Venoms; Handbook of Experimental Pharmacology, Vol. 48, Spinger Verlag, New York 1978, ISBN 0-387-08228-X
- Günter Schmidt: Giftige und gefährliche Spinnentiere, Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben 2000, ISBN 3-89432-405-8
Weblinks
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