Manoli

Manoli
Reklameanzeige des Unternehmens Manoli von Ernst Deutsch-Dryden (1914)

Manoli ist der Name einer deutschen Zigarettenfabrik. Sie wurde von Jakob Mandelbaum zunächst unter dem Namen „Zigaretten-Fabrik Argos“ in Berlin gegründet, und im Jahr 1897 angeblich nach Jakob Mandelbaums Frau Ilona Mandelbaum (umgekehrt gelesen) benannt. Diese Namensentstehung ist bis heute nicht sicher nachzuweisen, denn die Ehefrau von Jacob Mandelbaum hieß Rosa Cohn und wurde 1857 in Jotzen geboren. Es gibt Vermutungen, dass "Manoli" ein Spitznamen von Jacob Mandelbaum gewesen sein könnte.

Eine weitere Variante zur Namensgebung nennt als Ursprung eine Fremdsprache, in der "Mandelbaum" mit "Manoli" übersetzt wird. Im Jahr 1912 feierte das Ehepaar Mandelbaum Silberne Hochzeit. Jacob und Rosa Mandelbaum wurden in einem Familiengrab auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee in Berlin beigesetzt. Der Grabstein war von Lucian Bernhard gestaltet worden. Manoli war bekannt für sein hervorragendes Verpackungsdesign. Das Manoli-Unternehmenslogo, das sich auf Waren, Unternehmens-LKWs, Schaufensterdekorationen und Werbematerialien befand, wird noch heute häufig als frühes Beispiel für corporate design genannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachdem J. Mandelbaum bereits seit 1889 als Berliner Vertreter der Zigarettenmarke Jasmatzi aus Dresden tätig gewesen war, gründete er im Jahr 1894 seine eigene Zigarettenfabrikation, zunächst mit acht Mitarbeitern. Bereits im Jahr 1904 beschäftigte Manoli 200 Angestellte und zog nach Errichtung der neuen Gewerbehöfe 1907 in die Rungestraße 22-24[1] - heute Josetti-Höfe. 1910 entwarf Lucian Bernhard ein neues Manoli-Unternehmenslogo. Mit Ausbruch des 1. Weltkriegs im Jahr 1914 führte der „Ausschuss für gute deutsche Werbesprache“ eine Plakatkampagne mit dem Slogan: "Kein Fremdwort für das, was deutsch ausgedrückt werden kann" durch. In der Folge wurden einige Marken von Manoli umbenannt, z. B. die Marke „Dandy“ wurde zu „Dalli“, „Gibson Girl“ wurde zu „Wimpel“. 1919 erschien die zum 25-jährigen Jubiläum herausgegebene Festschrift. Im Jahr 1924 wurde Manoli von Reemtsma übernommen.

Manoli-Reklamekunst

Reklamemarke des Unternehmens Manoli von Ernst Deutsch-Dryden (ca. 1910)

Manoli beschäftigte bedeutende Grafiker und Maler zur Gestaltung von Verpackungen, Plakaten und Inseraten. 1907 wurde unter dem Reklameleiter E. E. Hermann Schmidt, Mitglied des Deutschen Werkbunds, die Gestaltung der Anzeigenentwürfe dem bekannten Künstler Julius Klinger übertragen. Nach den Grundsätzen des Deutschen Werkbunds ist es erforderlich, dass sich der Kaufmann mit dem Künstler zusammentut, um auch in der Form und Darbietung Qualität zu erzielen. Dieser Ansatz wurde bei Manoli beispielhaft umgesetzt und einige Exemplare der Manoli-Werbung wurden zu Klassikern der Reklamekunst. Neben dem ästhetischen Ansatz verfolgte Manoli eine zweite Strategie bei seiner Werbung: Während bei anderen Unternehmen das Produkt, diverse Auszeichnungen und Medaillen im Mittelpunkt der Werbung standen, stellte Manoli in seiner Werbung das mondäne Leben der 20er Jahre in den Vordergrund und erreichte auf diese Weise einen exklusiven Kundenkreis, der eine qualitativ bessere, aber auch teurere Zigarette bevorzugte. Für diese Art der Werbung sind insbesondere die von Ernst Deutsch-Dryden gestalteten Inserate und Reklamemarken beispielhaft.

Aber erst unter Lucian Bernhard gelang es Manoli, den Produkten ihren unverwechselbaren Charakter zu verleihen. Lucian Bernhard war vorwiegend für die Gestaltung der Verpackungen zuständig, während Julius Klinger und Hans Rudi Erdt die Anzeigen von Manoli gestalteten. Lucian Bernhard hat auch für Manoli einige Plakate in dem für ihn so typischen Sachplakatstil entworfen. Die erste elektrische Werbung in Berlin überhaupt, ein Leuchtlogo, tauchte 1910 für Manoli auf. Im Logo durchwanderten die Buchstaben einen bunten Lichtkreis. Da die Berliner so etwas noch gar nicht kannten und es ihnen befremdlich vorkam, prägten sie sogleich einen neuen Begriff daraus: "Der ist Manoli", als Bezeichnung für jemanden, der sich verrückt aufführte. [2]

Tucholsky hatte 1920 gedichtet: "Die meisten Menschen haben heut ein kleines Rad. / Total Manoli! Total Manoli! / Such dir mal wen in ganz Berlin, der das nicht hat. / Tanz des Geschlechts um Manoli rechts rum, / die ganze Erde tanzt von früh bis abends spät / stets um das Dings rum, Manoli links rum! / Ihr seid doch alle, alle, alle etwas durchgedreht". Rudolf Nelson entwickelte aus diesem Gedicht seine legendäre Revue Total Manoli!, die 1920 mit dem Kabarettisten Fritz Grünbaum und der Tänzerin Lucie Berber am Kurfürstendamm lief.

Auch in Joachim Ringelnatz' Berlinroman ... liner Roma ...' (1924) ist die Redewendung über einen kauzigen Grossstadtmenschen "Der scheint etwas manoli zu sein" belegt.

Manoli-Zigarettendosen

Zigarettendose von Manoli, „Gibson Girl“, etwa 1910

Die Blechpackungen von Manoli zeichneten sich durch eine überwiegend schlichte Gestaltung und oft ungewöhnliche Farbgebung aus. Die fliederfarbene Verpackung der Marke „Meine Kleine“, seit 1900 auf dem Markt, löste einen Run auf diese Zigarette aus. Zu den bekanntesten und meist verkauften Marken Manolis gehört die Marke „Gibson Girl“. Die Packung selbst wurde nicht von Lucian Bernhard gestaltet, jedoch hat er diese Dose dann als Grundlage für seine Plakate und Anzeigen verwendet. Das Warenzeichen „Gibson Girl“ wurde im Jahr 1905 registriert. Die Gibson-Girl-Blechdose zeigt eine Dame mit dunkelblauem Abendkleid, das über den Boden wallt und das Manoli-Unternehmenslogo trägt. Die Dame ist umringt von Rauchringen. Die Zigarette selbst ist auf dem Bild nicht zu erkennen. „Trotz des Entstehungsdatums um 1910 wurde auf der Packung wohl zum letzten Mal das alte Warenzeichen order of the garter mit Krone und Gürtelschnalle verwendet.“.[3] Danach wurde das neu von Lucian Bernhard entworfene Unternehmenslogo verwendet, welches im Stil der Neuen Sachlichkeit von Lucian Bernhard auf das von einem roten Kreis umringte „Manoli-M“ reduziert wurde.

Literatur

  • Bäumler, Susanne (Hrsg.): Die Kunst zu werben. DuMont, Köln 1996.
  • Meißner, J. (Hrsg.): Strategien der Werbekunst. 1850 - 1933. Deutsches Historisches Museum, Berlin, 2004

Einzelnachweise

  1. Adressbuch von Berlin 1908
  2. Large, David (Hrsg.): Berlin. Biographie einer Stadt. C. H. Beck, München 2000
  3. Bäumler, Susanne (Hrsg.): Die Kunst zu werben. DuMont, Köln 1996

Siehe auch


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