Marcus Julius Philippus

Marcus Julius Philippus

Marcus Iulius Philippus (* um 204 in Shahba; † 249 bei Verona), auch bekannt als Philippus Arabs, Philipp der Araber oder als Philippus I., war von 244 bis zu seinem Tod römischer Kaiser.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Büste des Philippus Arabs

Aufstieg zum Kaiser

Philippus wurde in der Stadt Shahba, die später von ihm als Philippopolis neu gegründet wurde, in der Trachonitis geboren. Sein Vater war Iulius Marinus, der möglicherweise ein Nomadenführer gewesen war. Trotz seiner einfachen Herkunft stieg er in der römischen Berufsarmee schnell auf und brachte es zum Prätorianerpräfekten unter Gordian III. Nach dessen Tod, an dem er laut mehreren Quellen nicht ganz unschuldig gewesen sein soll (ob dies jedoch zutrifft, lässt sich nicht eindeutig beantworten und ist in der modernen Forschung auch umstritten; möglich ist, dass Gordian in der Schlacht von Mesiche gegen die Sassaniden fiel),[1] ließ er sich 244 zum Kaiser ausrufen. Er gilt als der erste römische Kaiser, der aus Arabien kam. Viele Forscher sind sich darüber einig, dass Philippus arabischer Abstammung ist und die römische Bürgerschaft durch sein Vater verliehen bekam.

Philippus konnte zwar die Lage an den römischen Grenzen im Osten beruhigen, vermochte es jedoch nicht, auch die wichtige Nordgrenze dauerhaft zu befrieden. Gleich nach Amtsantritt schloss er einen Frieden mit den Sassaniden, der Rom zwar die Herrschaft über Armenien kostete, aber immerhin Unterarmenien und Mesopotamien sicherte. Schapur I. freilich sah sich eindeutig als Sieger, vor dem auf dem Relief von Bishapur der neue römische Kaiser auf die Knie gesunken ist; allerdings haben die Perser auch tatsächlich vom Vertrag profitiert.

Philippus machte seinen Bruder Gaius Iulius Priscus zum Prätorianerpräfekten und Statthalter der Provinz Mesopotamien und ernannte seinen Schwiegervater bzw. Schwager Severianus zum Statthalter in Moesien. Diesem gelang es aber nicht, die Karpen dort zurückzuschlagen, die um die Jahreswende 244/245 die Donau überquerten. So zog Philippus Ende 245 selbst von Rom ins Grenzgebiet, wo er 246 zunächst die Germanen besiegte und dann im Jahr darauf die Karpen in Dakien zum Frieden zwang.

Antoninian der Otacilia, der Gattin des Philippus Arabs

Die Tausendjahrfeier

Auch wenn er traditionell zu den Soldatenkaisern gezählt wird, stand Philippus doch klar in der Tradition der Severer und konnte dem Reich durchaus eine gewisse Stabilität geben: Von einer allgemeinen Reichskrise kann zumindest für seine Zeit noch nicht gesprochen werden. Im Jahr 248 wurde unter seiner Herrschaft die Tausendjahrfeier der Stadt Rom begangen, da nach der Zeitrechnung Varros in diesem Jahr das elfte Jahrhundert begann.

Tagelang dauerten die religiösen Feierlichkeiten, die mit aufwändigsten Gladiatorenkämpfen, Wagenrennen und Tierkämpfen einhergingen. Um das Großereignis auch gebührend feiern zu können, erhielt die Bevölkerung Roms vom Kaiser großzügige Geldgeschenke. Die Römer wähnten sich bereits zu Beginn eines neuen Zeitalter des Friedens, mit einer von Philippus begründeten Dynastie an der Spitze.

Niederlage und Tod

Philippus Caesar, der Sohn des Philippus Arabs

Die Freude währte nicht lange, da noch im Jahr der Feier Usurpatoren in den Provinzen Anspruch auf den Thron erhoben. Philippus verfiel daraufhin in Panik und war bereits drauf und dran abzudanken. Die Revolten verliefen aber im Sande, da ihre Anführer ermordet wurden, jedoch wurden die Goten und Karpen ermuntert, in Untermoesien einzufallen. Severianus war abermals mit der Verteidigung überfordert, woraufhin der Kaiser dem Senator Decius den Oberbefehl über Moesien und Pannonien erteilte. Wie sich später herausstellte, war dies ein schwerer Fehler, da Decius zwar rasch die Ordnung wiederherstellte, aber seine Legionen ihn 249 zum Kaiser ausriefen. Es kam zur Entscheidungsschlacht bei Verona, die Philippus trotz zahlenmäßiger Überlegenheit verlor. Bei diesem Gefecht kam er ums Leben; sein Sohn Philippus Caesar wurde später von Prätorianern erschlagen. Decius wurde sein Nachfolger.

Eusebius von Caesarea berichtet in seiner Kirchengeschichte, dass Philippus Arabs der erste römische Kaiser gewesen sei, der „bei der Ostervigil mit der Volksmenge an den Gebeten der Kirche [...] als Christ“ habe teilnehmen wollen; dass ihn aber der Bischof erst, nachdem der Kaiser sich den Büßern zugesellt hatte, zur Messe zuließ.[2] Allerdings haben sich die meisten Althistoriker wie Klaus Martin Girardet gegen die Annahme ausgesprochen, dass es christliche Kaiser vor Konstantin gegeben habe.[3] Die Legende, Philippus sei Christ gewesen, entstand wohl, um den relativ toleranten Kaiser von Decius abzugrenzen, der Ende 249 ein reichsweites Opfergebot erließ, das faktisch zu einer heftigen Christenverfolgung führte.

Literatur

  • Christian Körner: Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 61). Berlin u.a. 2002 (Rezension bei H-Soz-u-Kult), ISBN 3-11-017205-4.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Vgl. allgemein die Darstellung bei Körner, S. 75ff., der allerdings im Unterschied zu vielen anderen Forschern Philippus die Schuld für den Tod des Kaisers gibt.
  2. Vgl. Eusebius 6,34.
  3. Klaus Martin Girardet, Christliche Kaiser vor Konstantin d. Gr.?, in: Ders., Die Konstantinische Wende, Darmstadt 2006, S. 13ff. Dabei muss an dieser Stelle nicht auf die sehr problematische Frage von Konstantins eigener Religiosität eingegangen werden.



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