- Marguerite Kuczynski
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Marguerite Kuczynski (geborene Steinfeld; * 5. Dezember 1904 in Bischheim; † 15. Januar 1998 in Berlin) war eine europäische Wirtschafts- und Literaturwissenschaftlerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sie absolvierte die Brookings School und studierte Wirtschafts- und Literaturwissenschaften, wobei sie Jürgen Kuczynski kennenlernte, den sie 1928 heiratete. Mit ihm zog sie nach Berlin und emigrierte mit ihm auch 1936 nach Großbritannien. Hier setzte sie ihre wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten fort und beteiligte sich an den antifaschistischen Organisationen der Immigranten:
Marguerite Kuczynski gründete in England eine Bibliothek des Freien Deutschen Kulturbundes, die sie bis zu ihrer Rückkehr nach Berlin leitete. Sie engagierte sich insbesondere in der Frauenbewegung und war bspw. bis 1942 Sekretärin des Kriegshilfskomitees deutscher Flüchtlingsfrauen und anschließend im Vorstand der Women’s Co-operative Guild. Sie hielt Vorträge über den Widerstand der Frauen in Nazideutschland und veröffentlichte einen Aufsatz in der Broschüre „Women under the Swastika“. Sie organisierte zahlreiche Hilfsaktionen für Flüchtlinge und half bei der Beschaffung von Visa für politisch und rassistisch Verfolgte.
1946 kehrte sie nach Berlin zurück und arbeitete bei der Stadtverwaltung und im Finanzministerium, später dann im DDR-Außenwirtschaftsministerium. Diese Tätigkeit gab sie auf, weil es ihr dort zu dilettantisch zuging. Die folgende Anstellung beim Institut für Marxismus-Leninismus kündigte sie, weil dort zu dogmatisch gedacht wurde. Zu ihren herausragenden Leistungen als Marx-Engels-Forscherin gehört die Entdeckung einer bis dahin unbekannten Frühschrift von Marx mit dessen persönlichen Anmerkungen, die sie in Japan nach intensiven Archivrecherchen fand.
Kuczynski hatte drei Kinder: Thomas, Peter (lange Jahre Amerikanist an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Madeleine. Die Schriftstellerin Rita Kuczynski war ihre Schwiegertochter.
Schriften (Auswahl)
- 1930: Der Fabrikarbeiter in der amerikanischen Wirtschaft
- 1930: Die Lage des deutschen Industrie-Arbeiters
Edition und Übersetzung der Werke von François Quesnay und Anne Robert Jacques Turgot, baron de l’Aulne.
Literatur
- Ute Lampalzer-Smith: Marguerite Kuczynski, Institut für Wirtschaftssysteme, Wirtschafts- und Theoriegeschichte der Universität Hamburg.
- Manfred Neuhaus/Richard Sperl: Marguerite Kuczynski 1904-1998 in: Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, 13. Jahrgang; Heft 2/98 Seite 247
Weblinks
- Literatur von und über Marguerite Kuczynski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Der Kuczynski-Nachlass in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin pdf (243 kB)
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