- Marie Louise Freiin Wallersee
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Marie Louise Elisabeth Freiin von Wallersee, geborene Marie Louise Mendel, verheiratete Gräfin von Larisch-Moennich, in zweiter Ehe Marie Brucks
(* 24. Februar 1858 in Augsburg; † 4. Juli 1940 ebenda) war die Nichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich.Inhaltsverzeichnis
Kindheit und Jugend
Marie Louise wurde als uneheliche Tochter des Herzogs Ludwig in Bayern und der Schauspielerin Henriette Mendel geboren. Ihre Eltern heirateten 1859, ein Jahr nach ihrer Geburt, morganatisch. Die Familie lebte in Augsburg, München und Garatshausen.
Marie erlebte eine recht freie Kindheit und wurde gut erzogen. Sie konnte ausgezeichnet reiten und fechten. Als 1869 ihre Tante Elisabeth zu Besuch kam, fand diese Gefallen an ihr und lud sie zu einem Besuch nach Wien und 1876 auch auf ihr Schloss Gödöllő in Ungarn ein. In Gödöllö lernte Marie die Baronin Helene Vetsera kennen.
Ehe mit Graf Larisch
Durch die Vermittlung der Hofdame Marie Festetics wurde Marie Louise dem Grafen Georg Larisch-Moennich (1855–1928) vorgestellt, den sie auf Druck ihrer Tante Elisabeth am 20. Oktober 1877 heiratete. Das Paar zog in die Nähe von Troppau (Schlesien), wo die Kinder Franz Joseph (1878) und Marie Valerie (1879) geboren wurden. Taufpaten waren der Kaiser von Österreich Franz Joseph, Ehemann ihrer Tante, und seine jüngste Tochter, Erzherzogin Marie Valerie.
Marie wurde zur Palastdame ernannt, Georg zum Kämmerer. Die arrangierte Ehe verlief jedoch unharmonisch. Auch der Kontakt zur kaiserlichen Tante wurde spärlicher.
Beziehung zu Baltazzis
Gräfin von Larisch-Moennich legte sich einen Liebhaber zu, Henri Baltazzi, den Bruder der Baronin Helene Vetsera, der ebenfalls in Pardubitz wohnte. Sie gebar ihm zwei Kinder, Marie Henriette und Georg Heinrich. Ihr Ehemann erkannte die beiden zwar als seine eigenen an, das Verhältnis der Eheleute verschlechterte sich jedoch weiter. Außerdem verschuldete sich die Gräfin immens. Ihr Liebhaber Baltazzi und ihr Cousin Kronprinz Rudolf, der Sohn ihrer Tante Elisabeth, griffen ihr finanziell unter die Arme.
Der depressive Kronprinz Rudolf war zu dieser Zeit, im Jahre 1888, auf der Suche nach einer Frau, die mit ihm gemeinsam aus dem Leben scheiden wollte. Gräfin Marie Louise stellte den Kontakt zu Baltazzis Nichte, Mary von Vetsera, her, die in den Kronprinzen verliebt war. In der Folge deckte Marie aus Freundschaft einige Treffen. Nachdem Mary Anfang Dezember für einen Skandal in der Oper gesorgt hatte und sich als ernsthafte Konkurrentin von Kronprinzessin Stephanie, der Ehefrau Rudolfs, ansah, zog sich Marie Louise zurück. Rudolf und Mary Vetsera setzten ihre Treffen fort und in der Nacht zum 30. Januar 1889 setzte der Kronprinz seinen Plan zum gemeinsamen Selbstmord im Jagdschloss Mayerling um, indem er zunächst Mary Vetsera erschoss und sich dann selbst das Leben nahm.
Aufgrund dieser tragischen Umstände fiel Gräfin Marie Louise bei der Kaiserin Elisabeth in Ungnade und war bei Hof und Familie nicht mehr erwünscht; man sprach von „jener Gräfin Larisch“. Schon bald zog sie sich nach Bayern zurück.
1894 wurde sie erneut Mutter, obwohl sie schon lange von ihrem Mann getrennt lebte. Als Konsequenz ließ sich ihr Mann 1896 scheiden.
Ehe mit Opernsänger Otto Brucks
In Rottach-Egern lernte sie den Opernsänger Otto Brucks kennen, den sie 1897 heiratete. Aus Solidarität mit dem österreichischen Kaiserhaus wurde er nicht mehr auf den bayerischen Bühnen und Hofopern beschäftigt; Brucks begann zu trinken. 1899 wurde der gemeinsame Sohn Otto geboren. Aus Geldnot schrieb Marie Brucks ihr Wissen über ihre kaiserlichen und königlichen Verwandten auf. Kaiser Franz Joseph wollte ihre Enthüllungen verhindern und kaufte ihr die ersten Manuskripte gegen einen hohen Betrag und eine Rente ab. Trotzdem geriet sie, im Versuch ihren Ruf zu rehabilitieren und wegen weiterer hoher Schulden immer wieder in Kontakt mit Verlegern und Journalisten, die ihre Nähe zur kaiserlichen Familie auszunutzen versuchten.
1906 wurde Otto Brucks Theaterdirektor in Metz. 1907 und 1909 starben Marie Louises Kinder aus ihrer Verbindung mit Baltazzi, Marie Henriette an den Schwarzen Blattern, Georg Heinrich erschoss sich in Neapel. Unter Umgehung ihrer Pflichten aus den Verträgen mit dem Kaiserhaus knüpfte sie 1913 Kontakte zu einer englischen Journalistin, mit deren Hilfe das Buch My Past entstand. 1914 starb Otto Brucks an einer Leberzirrhose. Im Jahr darauf starb die älteste Tochter Marie Valerie an einer Tropenkrankheit, die sie sich als Missionsschwester zugezogen hatte. Im Ersten Weltkrieg war die verwitwete Frau Brucks als Rotkreuzschwester an der Westfront tätig. 1920 drehte sie einen Stummfilm über Kaiserin Elisabeth, in dem sie sich selbst spielte.
Ehe mit dem Amerikaner William Henry Meyers
1924, im Alter von 66 Jahren, knüpfte Marie Louise Kontakt mit einem Farmer aus Florida, William Henry Meyers, der für sie und ihren Sohn Karl die Überfahrt in die USA zahlte. Drei Tage nach ihrer Ankunft heiratete sie ihn als Gegenleistung. Ihr Ehemann entpuppte sich jedoch als Hochstapler, der gehofft hatte, als Gatte einer europäischen Gräfin zu Ansehen und Geld zu kommen. Er misshandelte seine Ehefrau, die 1926 nach New Jersey floh, wo sie als Köchin und Putzfrau arbeitete. Einem deutschamerikanischen Schriftsteller erzählte sie ihr Leben, der unter Hinzufügung von verkaufsträchtigen „scandals“ zwei Bücher schrieb, sie aber um die Einnahmen betrog. Wegen dieser Bücher wurde Marie Louise als bösartige und geldgierige Exgräfin angesehen, die für Geld ihre kaiserliche und königliche Familie verkauft hatte.
1929 kehrte sie nach Augsburg zurück, lebte sehr arm und zurückgezogen, immer mit ihrer Rehabilitation beschäftigt und wieder von einem Verlegerkonsortium betrogen. Sie starb völlig verarmt am 4. Juli 1940. Otto jr., der gemeinsame Sohn mit Otto Brucks, war das einzige ihrer Kinder, das sie überlebte.
Nachkommen
- Franz-Joseph Ludwig Georg Maria (1878–1937)
- Marie Valerie Franziska Georgine (1879–1915)
- Marie (Mary) Henriette Alexandra (1884–1907)
- Georg Heinrich Maria (1886–1909)
- Friedrich Karl Ludwig Maria (1894–1929)
- Otto Brucks, jr. (1899–1977)
Veröffentlichungen
- Ein Königsmärchen. Spohr, Leipzig 1898
- Eine arme Königin. F. Fontane, Berlin 1900
- Meine Vergangenheit. F. Fontane, Berlin 1913, Neuauflage 1937
- Kaiserin Elisabeth und ich. Eisentraut, Leipzig 1935
- Die Heldin von Gaeta. Tragödie einer Königin. Goten-Verlag, Leipzig 1936
- Gekrönte Frauen, Liebe und Tod, 1943 (enthält die letzten drei genannten Werke in einem Band)
Literatur
- Brigitte Sokop: Jene Gräfin Larisch. Marie Louise Gräfin Larisch-Wallersee, Vertraute der Kaiserin - Verfemte nach Mayerling Böhlau, Wien u.a. 1985, 4. Auflage 2006, ISBN 3-205-77484-1
Weblinks
- Literatur von und über Marie Louise von Larisch-Wallersee im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten NAME Larisch-Wallersee, Marie Louise von ALTERNATIVNAMEN Mendel, Marie Louise (Geburtsname); Wallersee, Marie Louise Elisabeth Freiin von; Larisch-Moennich, Marie Louise Gräfin von (Name während der ersten Ehe); Brucks, Marie (Name während der zweiten Ehe) KURZBESCHREIBUNG Nichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich GEBURTSDATUM 24. Februar 1858 GEBURTSORT Augsburg STERBEDATUM 4. Juli 1940 STERBEORT Augsburg
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