Mary von Vetsera

Mary von Vetsera
Mary Freiin von Vetsera
Mary (rechts) und ihre beste Freundin Gräfin Marie Larisch von Moennich

Mary von Vetsera (Maria Alexandrine Freiin von Vetsera; * 19. März 1871 in Wien, † 30. Jänner 1889 auf Schloss Mayerling) war eine österreichische Adelige und Geliebte des Kronprinzen Rudolf.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mary Vetsera war die Tochter von Baron Albin Vetsera und seiner Gattin Helene Baltazzi.

Mary schwärmte, wie viele Mädchen damals, für Kronprinz Rudolf, den sie 1888 bei einem Pferderennen in der Freudenau erstmals persönlich kennenlernte.

Ihr Französischlehrer und Vertrauter Gabriel Dubray schrieb in einem Artikel in der Pariser Matin, dass sich nach diesem Treffen Benehmen und Stimmung des Mädchens auffallend verändert haben, sie habe vom Kronprinzen mit großer Begeisterung gesprochen. Mary las täglich die Berichte der Klatschpresse, sammelte Fotos und zog Erkundigungen ein. Als ihre Mutter diese Schwärmerei bemerkte, unternahm sie zur Ablenkung eine Englandreise mit ihrer Tochter. [1] Nach einem Briefwechsel kam es vermutlich in den ersten Novembertagen 1888 zum ersten privaten Treffen mit dem Kronprinzen in der Wiener Hofburg, dem bis zum 28. Jänner noch ca. 20 weitere Treffen folgten. Diese geheimen Besuche wurden von Rudolfs Leibfiaker Bratfisch, Gräfin Larisch (eine Cousine Rudolfs) und der Zofe Marys Agnes Jahoda unterstützt.

Am 28. Jänner 1889 traf Rudolf gegen 15.30h in seinem Jagdschloss in Mayerling ein, Mary wurde wenig später von Leibfiaker Bratfisch nach Mayerling kutschiert. Die Nacht vor der Abreise hatte der Kronprinz noch bei seiner Geliebten Mizzi Caspar verbracht. Dies gab der Polizeiagent Florian Meissner, welcher zuständig für Rudolfs Überwachung war, zu Protokoll: »Montag, den 28/1. 1889 war bei Mizzi bis 3 Uhr morgens, trank sehr viel Champagner, gab dem Hausmeister 10 Gulden Sperrgeld. Als er sich von Mizzi empfahl, machte er ganz gegen seine Gewohnheit ihr an der Stirne das Kreuzzeichen. Von Mizzi fuhr er (direct?) nach Mayerling.« [2][3]

Nach der Auffindung der beiden Leichen am Morgen des 30. Jänner wurde ein kaiserliches Ärztekollegium nach Mayerling entsendet. Es konstatierte bei Mary einen Selbstmord durch Kopfschuss. Ob sich nun Mary im Schloss Mayerling selbst erschossen hat, ob sie von Rudolf erschossen wurde oder an den Folgen einer misslungenen Abtreibung verstarb, ist weiterhin strittig. Mary Freiin von Vetsera wurde in den Morgenstunden des 1. Februar am Ortsfriedhof von Heiligenkreuz beerdigt. Ihre Mutter ließ ihr auf dem gleichen Friedhof eine Gruft errichten, in die sie in einem Prunksarg aus Kupfer am 16. Mai umgebettet wurde.

Grabraub

Marys Grab

Im April 1945 wurde die Gruft von sowjetischen Soldaten geplündert. Nach Abzug der Soldaten wurden die Schäden nur oberflächlich behoben, zu einer Neubestattung kam es erst am 7. Juli 1959. Dabei waren neben dem späteren Prior des Stiftes Heiligenkreuz Hradil, der Cousin der Verstorbenen Heinrich Baltazzi-Scharschmied und der Leiter der städtischen Bestattung Baden Amtsrat Halbwachs zugegen. Die Beteiligten stellten übereinstimmend fest, dass am Schädel — entgegen dem Obduktionsbericht der Hofkommission — keine Schußverletzung festzustellen war. Für weiteres Aufsehen sorgte Mary von Vetsera nochmals im Dezember 1992. Nach Zeitungsberichten über eine angebliche Grabschändung in Heiligenkreuz wurde die Gruft auf amtliche Anweisung geöffnet und leer vorgefunden. Die Gebeine waren von Helmut Flatzelsteiner, einem am Mayerling-Mythos interessierten, damals 52jährigen Unternehmer aus Linz entwendet worden, angeblich um sie gerichtsmedizinisch untersuchen zu lassen. Der Fall wurde zwar nicht durch den Wiener Journalisten Georg Markus aufgedeckt, aber durch diesen zur polizeilichen Anzeige gebracht.[4] Nach Sicherstellung der sterblichen Überreste gab die Familie Baltazzi-Vetsera die Genehmigung zu einer forensische Analyse, zog diese Genehmigung jedoch noch vor dem Abschluss der Untersuchungen zurück.

Am 28. Oktober 1993 wurden die Gebeine unter Ausschluss der Öffentlichkeit erneut beigesetzt und die Gruft mit Erde gefüllt, um einer neuerlichen Grabschändung vorzubeugen. Da die Familie Baltazzi-Vetsera u.a. auch die DNA-Analyse zur Feststellung der Identität der Gebeine verweigerte, ist heute nur mehr sicher, dass sich in diesem Grab die Überreste einer etwa 18-jährigen Frau befinden, deren Liegezeit ca. 115 Jahre beträgt. Ihre Kleidung entspricht der damaligen Zeit und stammt von jenen Wiener Modegeschäften, bei denen auch die Familie Vetsera einkaufte.

2007 wurde im Stift Heiligenkreuz der alte Kupferprunksarg durch Zufall wiedergefunden. Er wurde restauriert und ist heute im Karmel Mayerling ausgestellt.

Literatur

  • Georg Markus: Kriminalfall Mayerling. Leben und Sterben der Mary Vetsera, Amalthea Verlag, Wien-München 1993
  • Georg Bauer, in: Die unglaublichsten Fälle der Rechtsmedizin, "Mary Vetsera aus der Gruft geraubt", Leipzig 5. Aufl. ISBN 3-86189-625-7
  • Gerd Holler: Mayerling: Die Lösung des Rätsels. Der Tod des Kronprinzen Rudolf und der Baronesse Vetsera aus medizinischer Sicht. Molden, Wien 1980
  • Gerd Holler: Mayerling: Neue Dokumente zur Tragödie 100 Jahre danach. Amalthea. Wien -München. 1988
  • Brigitte Sokop: Jene Gräfin Larisch. Marie Louise Gräfin Larisch-Wallersee, Vertraute der Kaiserin - Verfemte nach Mayerling Böhlau, Wien u.a. 1985, 4. Auflage 2006, ISBN 3-205-77484-1
  • Hermann Swistun: Gefährtin für den Tod, Wien,1999
  • Hermann Swistun: Die Familien Baltazzi-Vetsera im kaiserlichen Wien, 1980

Einzelnachweise

  1. Robert Seydel: Die Seitensprünge der Habsburger, S. 104-110, Carl Ueberreuter, Wien, 2005
  2. Friedrich Weissensteiner, Frauen um Kronprinz Rudolf, Wien, 1991
  3. Robert Seydel: Die Seitensprünge der Habsburger, S. 104-109-110, Carl Ueberreuter, Wien, 2005
  4. Georg Markus Autor im Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer Sendung im BR am 26.01.2004 abgerufen am 8.11.2008

Weblinks


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