Marienfelder Altar

Marienfelder Altar

Der Marienfelder Altar besteht aus insgesamt 16 Bildtafeln und stand von 1457 - 1681 im Hochchor des Klosters Marienfeld. Gemalt wurden diese Tafeln von dem westfälischen Maler Johann Koerbecke. Die erhaltenen 15 Bildtafeln sind in Museen von Chicago bis Moskau verstreut.

Kopie des Marienfelder Altars von 1457

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Verstreuung

Zur Zeit des Abtes Hermannus von Warendorf (1410–1443) schenkte man dem Kloster Marienfeld 43 rheinische Gulden zur Wiederherstellung des Westfensters der Kirche. Dieser ließ das Geld jedoch unberührt. Sein Nachfolger Arnoldus von Bevern (1443–1478) wies den damaligen Schatzmeister Johannes Alen an, das Geld an den Maler Johann Koerbecke zur Bezahlung für die Altarbilder zu geben. Die Entstehungszeit des Marienfelder Retabels lässt sich daher auf circa 1443–1457 festlegen.

Der Altar wurde zum Lob der Dreifaltigkeit, des Leibes Christi, der Jungfrau Maria und aller Heiligen am 6. Februar 1457 aufgestellt. Johannes Wennecker, Weihbischof von Münster, weihte den Altar am 25. Juni 1458.

Aus alten Rechnungen erfährt man, dass in den Jahren 1516/17 und 1533/34 Restaurierungen am Hochaltar durchgeführt wurden. Abt Hermannus Koelte (1603–1610) ließ ein weiteres Flügelpaar anbringen. Unter Abt Johannes Stades (1661–1681) wurde der Altaraufbau durch einen zeitgemäßeren Barockaltar ersetzt, der bis heute erhalten ist. Was bis zur Auflösung des Klosters 1803 mit den Bildern des alten Altares geschehen ist, ist nicht überliefert.

Im Jahre 1804 erhielt der Harsewinkler Maler Johann Christoph Rincklake den Auftrag, ein Gutachten über den Gemäldebestand des Klosters zu erstellen, darunter auch die Tafeln des Marienfelder Altars. Darin ist von einer Tafel die Rede, die in der Mitte zerbrochen ist. Über den Verbleib der Tafel ist bis heute nichts bekannt. Ursprünglich sollten die verbleibenden 15 Tafeln zur Akademie der bildenden Künste nach Berlin verschickt werden. Stattdessen wurden die Tafeln einzeln verkauft und gehören nun zu den am weitesten verstreuten Werken der deutschen Kunst des Mittelalters.

hölzerne Marienfigur aus dem Mittelstück des Marienfelder Altars

Beschreibung

Eine bildliche Darstellung des im 17. Jahrhundert durch ein weiteres Flügelpaar ergänzten Altars ist nicht überliefert, wohl aber ein Bericht des Paters Hermann Hartmann von 1715 aus der Chronik des Klosters:

„Die Altartafel war wie üblich auf der Mensa des Hochaltars aufgestellt, in der Breite diese um 1,5 oder 2 Fuß auf jeder Seite überragend. In der Höhe erreichte sie noch nicht den untersten Teil jenes großen Ostfensters, war also in Höhe und Breite fast quadratisch. Dieser Mittelteil des Altars war in durchbrochener und halberhabender Arbeit kunstgerecht mit verschiedenen Figuren sogearbeitet, dass die innerhalbt der Tafel untergebrachten 24 heiligen Schädel der Ursulagesellschaft und andere Gebeine von außen durch Fensterchen sichtbar waren. In der Mitte dieser inneren Tafel stand in einer Nische die schöne Statue der Jungfrau Maria, auf einem Thron sitzend und das Jesuskind auf dem Schoße tragend. Gleich neben dieser Statue waren auf jeder Seite je zwei wunderbare Schädel, von denen oben berichtet wurde, aufgestellt. Die anderen folgten in der gleichen Ordnung auf jeder Seite zu sechs, und die übrigen heiligen Reliquien waren unterhalb angeordnet. Diese Innentafel war ganz vergoldet und nach zwei Jahrhunderten unversehrt und unverändert, dass nichts von der Vergoldung verschwunden oder herabgefallen war. Sie erschien bis in ihre letzte Zeit den Besuchern so prächtig, dass sie Bewunderung und Andacht erweckte. Wenn die Sonne schien, wurde man durch den hellen Glanz fast geblendet. An der vergoldeten Mitteltafel waren zu ihrer Zeit - am unteren Rande mit ihr abschließend, zwei Flügeltafeln angebracht, die mit überauch prächtigen Bildern der Mysterien des Lebens Christi außen und innen bemalt waren. Auf diesen Bildern war besonders die Gestaltung der Gewänder und Gesichter Christi, der Jungfrau Maria, der Apostel (unter denen das Gesicht des Jakobus mit dem Christi übereinstimmte, entsprechend dem Evangelium, wo er Bruder des Herrn genannt wird), des Pilatus, des Annas, des Caiphas, selbst der Juden und Soldaten zu bewundern, die auf einem Bilde zu sehen waren und auf den anderen genauso dargestellt waren... An Wochentagen waren einfach alle Flügel geschlossen, an Sonntagen und Duplexfesten oder wie wir sagen an Tagen mit zwei Messen wurden lediglich die ersten Flügel geöffnet. Dann war die ganze, auf beiden Seiten gemalte Passion zu sehen. An Feiertagen endlich wurden auch die zweiten Flügel geöffnet (durch welche dann die erstgenannten zugedeckt wurden), welche die glorreichen Geheimnisse Christi darstellten. Dann war auch die prächtige, vergoldete und wunderbar zur Andacht stimmende Innentafel zu sehen.“

Pater Hermann Hartmann: Klosterchronik, 1715

Die folgende Darstellung zeigt die Flügel, die von Johann Koerbecke geschaffen wurden. Im geschlossenen Zustand war die Passion Christi zu sehen, die geöffnete Schauseite zeigte Szenen aus dem Leben von Jesus und Maria und dazwischen den Reliquienschrein mit der Marienfigur als Zentrum.

Linker Flügel außen Linker Flügel innen Rechter Flügel innen Rechter Flügel außen
Gefangennahme Christus vor Pilatus Tempelgang Mariens Verkündigung an Maria Darstellung im Tempel Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Kreuztragung Kreuzigung
Geißelung Verspottung Geburt Christi verschollen

vermutlich:
Anbetung der
Könige
Himmelfahrt Christi Himmelfahrt Mariens Grablegung Auferstehung

Standorte der Tafeln

Literatur

  • Reinhard Karrenbrock: Heilige Häupter in textiler Zier. Das spätgotische Hochaltarretabel der Zisterzienser-Klosterkirche Marienfeld und sein verlorener Reliquienschrein. In: Petra Marx (Hrsg.): Westfalen - Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. Bd. 85./86., Aschendorff Verlag, Münster 2007/2008.
  • Jochen Luckhardt: Der Hochaltar der Zisterzienserklosterkirche Marienfeld. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster 1987, ISBN 3-88789-080-9.

Weblinks

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