- Kloster Marienfeld (Münsterland)
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Zisterzienserabtei Marienfeld
Die Marienfelder KlosterkircheLage Deutschland
Nordrhein-WestfalenBistum Bistum Münster Koordinaten: 51° 57′ N, 8° 17′ O51.946488.281086Koordinaten: 51° 56′ 47″ N, 8° 16′ 52″ O Ordnungsnummer
nach Janauschek475 Patrozinium Unbefleckte Empfängnis Mariens Gründungsjahr 1185 Jahr der Auflösung/
Aufhebung1803 Mutterkloster Kloster Hardehausen Primarabtei Kloster Morimond Tochterklöster keine
Das Kloster Marienfeld ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster und liegt im Harsewinkeler Stadtteil Marienfeld im ostwestfälischen Kreis Gütersloh. Es wurde 1185 von Mönchen aus dem Kloster Hardehausen gegründet. Die Weihe der Klosterkirche erfolgte 1222. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss wurde das Kloster 1803 aufgelöst und ging in staatlichen Besitz über. Die Kirche ist heute im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen und wird gemäß einer Stiftung von 1804 als Pfarrkirche genutzt. Ein Teil der Wirtschaftsgebäude ist ebenfalls Landesbesitz und dient als Wohnungen für Pfarrer, Küster und Organist. Weitere Gebäude sind in Privatbesitz und werden als Wohnungen oder für einen Hotelbetrieb genutzt. Die ehemaligen Klausurgebäude verfielen und wurden schließlich abgerissen. Seit Pfingsten 2004 leben zwei Benediktiner in der Gemeinde, um das klösterliche Leben wieder aufzubauen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Gründung
In der Bauerschaft Hundingen stand vor der Gründung des Klosters Marienfeld die kleine Kapelle Wadenhart, von der heute noch an der Nordseite des Torgebäudes ein Stück Mauerwerk zu sehen ist. Der älteste Hinweis auf den Ort findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 1134, laut der Bischof Weinher von Münster (1132–1151) die Kapelle Wadenhart mit allem Zubehör dem Kloster Liesborn schenkt.
Im Jahre 1185 machten sich zwölf Mönche – ihre Zahl ist der Apostel entnommen – von Hardehausen im Paderborner Land, zusammen mit Eggehardus, ihrem ersten Marienfelder Abt, auf den Weg zu einer neuen Gründung nach Wadenhart. Das am 1. November 1185 neu gegründete Kloster wurde Campus Sanctae Mariae genannt; das heißt übersetzt „Feld der Heiligen Maria“, jetzt Marienfeld.
- Gründer des Klosters Marienfeld
- Widukind, der Vogt von Rheda
- Widukinds Mutter Lutrud (Luttrudis)
- Bernhard II. zur Lippe
- Wittekind III. von Waldeck und Schwalenberg mit seinen Brüdern
- Hermann I. von Schwalenberg,
- Volkwin von Schwalenberg und
- Heinrich I. von Waldeck und Schwalenberg
- Ludiger von Waldenburg
Fürstbischof Hermann II. von Münster, hessischer Landgraf von Katzenelnbogen, weihte die Klostergebäude am 2. November 1186[1]. Er zog mit dem Kaiser in das Heilige Land und kehrte 1192 zurück. Hermann trat in das Kloster ein, starb dort und wurde vor dem Hochaltar der noch im Bau befindlichen Abteikirche beigesetzt.
Am 5. November 1222, wurde unter dem sechsten Abt Winricus (1220–1226) die große Klosterkirche durch Dietrich III. von Isenberg, Fürstbischof von Münster, Graf von Isenberg, Dompropst zu Köln und Neffe des Kölner Erzbischofs Engelbert des Heiligen eingeweiht. Ihm assistierten der Bischof Konrad von Minden, Bischof Adolf von Tecklenburg Osnabrück sowie Bernhard von der Lippe. Der Fürstbischof weihte den Hochaltar, Konrad den linken, Adolph den rechten und Bernhard die übrigen Altäre.
48 Äbte, davon zwölf im Bischofsrang, lebten und arbeiteten in Marienfeld.
Geistige Blüte
Vom 12. bis 15. Jahrhundert erreichte das Kloster den Höhepunkt seiner geistigen Blüte, insbesondere, weil ein Mönch des Klosters, Hermann Zoestius, am Konzil von Basel teilnahm, um seine Ideen zur Kalenderreform vorzustellen.
Paternität
Die folgenden Zisterzienserinnenklöster waren dem Marienfelder Abt unterstellt:
- St. Aegidii in Münster (bis 1468)
- Kloster Marienborn in Coesfeld (bis ins 16. Jahrhundert)
- Kloster Vinnenberg (bis 1468)
- Kloster Rengering
- Kloster Gravenhorst
- Kloster Bersenbrück (ab 1443 oder 1465)
Zeitweise waren auch diese Klöster seit dem 15. oder 16. Jahrhundert dem Marienfelder Abt unterstellt:
- Kloster Benninghausen
- Stift Fröndenberg
- Kloster Holthausen
- Kloster Kentrop
- Kloster Mariengarten
- Kloster Rulle
- Kloster Wormeln[2]
Pfarrseelsorge
Dem Kloster Marienfeld wurde bei der Gründung 1185 die Pfarrseelsorge der Pfarreien in Harsewinkel, Greffen, Isselhorst und Stapelage übertragen. Zunächst übte der Konvent die Seelsorge nicht selbst aus, sondern berief Weltgeistliche für die Dechant- und Kaplanstelle in Harsewinkel und die weiteren Pfarrerstellen.
Erst durch eine Bulle von Papst Leo X., die am 2. Juli 1515 in Rom ausgestellt wurde, ist die Harsewinkler Kirche rechtlich in das Kloster inkorporiert worden (Bereits zur Gründung schenkten Widukind von Rheda und Fürstbischof Hermann II. die Kirche in Harsewinkel dem Kloster). In einem feierlichen Akt am Sonntag, dem 23. September 1515 bevollmächtigten Abt, Prior, Senior und Spitalmeister des Klosters den Marienfelder Kellner Heinrich zum Wyle, sowie die Pfarrer Johann Saelwyde (Greffen) und Ludolf Steynbicker (Harsewinkel), von der Harsewinkler Pfarrei Besitz zu ergreifen. Danach wurden die Dechant-, Kaplan- und Pfarrerstellen in Harsewinkel bis zur Auflösung des Klosters mit Mönchen aus Marienfeld besetzt.
Aufhebung
Am 23. Februar 1803 hob der Reichsdeputationshauptschluss von Regensburg in Deutschland alle geistlichen Fürstentümer auf und verweltlichte deren Besitz. Auch die Marienfelder Brüder wurden am 21. März 1803 von der Aufhebung ihres Klosters unterrichtet. Am 29. März 1803 wurde das Kloster nach 618 Jahren aufgehoben.
Am Tage der Aufhebung hatte das Kloster Grundbesitz von etwa 600 Morgen Zusätzlich verfügte das Kloster über 400 abhängige Besitzungen und ein Barvermögen von 100.000 Reichstalern. Die jährlichen Einnahmen, die das Kloster zuletzt erzielte, betrugen etwa 20.000 bis 40.000 Reichstaler. Der letzte Abt Petrus von Hatzfeld erhielt 5.000 Florin. Die übrigen 27 Mönche erhielten je 600 Florin. An weiteren Gütern gab es die Klosterbibliothek mit 7.000 Bänden, 320 Gemälde, zahlreiche Kupferstiche sowie Kirchengeräte und liturgische Gewänder.
Durch königliche Kabinettsorder vom 6. Juli 1804 wurde aus den Bauernschaften Remse und Oester, die von Harsewinkel abgetrennt wurden, die selbstständige Pfarrgemeinde Marienfeld gebildet und die bisherige Klosterkirche zur Pfarrkirche erhoben. In der Stiftungsurkunde verpflichtete sich der Fiskus, die Pfarrkirche, das Pfarrhaus sowie Wohnungen für Pfarrer, Kaplan, Organist und Küster bereit zu halten.
Wiederaufbau
Pfingsten 2004 kehrte nach 200-jähriger Unterbrechung mönchisches Leben nach Marienfeld zurück. Zwei Ordensleute zogen in die ehemaligen Wirtschaftsgebäude im Klosterhof und leben nach den Regeln des heiligen Benedikt.
Historische Gebäude
Nach der Säkularisation sind die Klostergebäude, bis auf die Kirche und ein Teil der Wirtschaftsgebäude, in Privatbesitz übergegangen. Der größte Teil der ehemaligen Gebäude wurde abgebrochen. Besitzer der Kirche war damals der Staat Preußen. Heute ist die Kirche und ein Teil der ehemaligen Wirtschaftsgebäude Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen.
Wadenhartkapelle
Vor der Klosterpforte stand die Wadenhartkapelle, die vor der Klostergründung als Gottesdienstraum für die umliegenden Bauernhöfe diente. Betreut wurde die Gemeinde vom Kloster Liesborn. Mit der Stiftung des Klosters bekamen die Mönche die Kapelle zugeteilt und die Gemeinde wurde nach Harsewinkel verwiesen. Nach der Auflösung des Klosters diente die Kapelle wohl als Kirchspielkapelle. Im 19. Jahrhundert erfolgte der Abbruch und an der Stelle entstand ein neuer Zweckraum. In den 1960er Jahren wurde auch dieser niedergelegt und dabei kam die alte Ostwand der Kapelle wieder zu Tage.
Klosterkirche mit Kreuzgang
Die Klosterkirche in Marienfeld ist ein kreuzförmiger romanischer Bau, der von 1185 bis 1222 errichtet wurde. Die Kirche wurde als Erste in Westfalen aus Ziegelsteinen gebaut. Die Vierungspfeiler sind kreuzförmige Pfeiler mit vorgelegten Halbsäulen und eingestellten Runddiensten, die später Vorbild für andere Kirchen waren und Marienfelder Pfeiler genannt werden. Die Kirche hat nur ein Seitenschiff, das sich auf der Nordseite befindet, während auf der Südseite der Kreuzgang liegt. Der Bau ist durch Domikalgewölbe eingewölbt. Die Vierung ist durch Chorschranken für das Chorgestühl der Mönche abgetrennt.
Unter Abt Ludbertus (1294–1321) wurde der Kreuzgangflügel, von dem heute nur noch der Nordflügel erhalten ist, fertiggestellt. In den Chroniken wird der Kreuzgang als „claustrum sive locu lectionis“ oder „Collatiengang“ bezeichnet. Hier wurden die abendlichen Lesungen für die Mönche gehalten.
Künstlerische Ausstattung
In der ehemaligen Klosterkirche befinden sich eine Kreuzigungsgruppe aus den späten 30er Jahren des 16. Jahrhunderts sowie eine Mondsichelmadonna aus der Zeit um 1545/50 des Bildhauers Johann Brabender aus Münster. Die Figuren der Heiligen Anna, Dorothea und Elisabeth (um 1540/50), die Brabender und seine Werkstatt für das Kloster schufen, gelangten in Privatbesitz.
Seit 1820 befinden sich vier Kirchenfenster aus dem Kreuzgang der Marienfelder Kirche im Dom zu Münster. Diese Fenster stammen aus der Zeit um 1550. Die Entwürfe zu diesen Glasfenstern werden dem münsterschen Maler Hermann tom Ring (1521–1597) zugeschrieben. Als Glasbrenner wird der Maler und Glasmacher Johan zu Coesfeld genannt.
Sehenswert ist vor allem das Kircheninnere. Zur barocken Ausstattung zählen zwei Beichtstühle, zwei Seitenaltäre, die Kanzel und der Hochaltar.
Im nördlichen Seitenschiff befinden sich die zwölf Apostel des ehemaligen Lettners der Abteikirche. An der Westwand dieses Seitenschiffes ist auch die hölzerne Madonna aus dem Marienfelder Altar aufgestellt worden.
Während der Fastenzeit wird der Hochaltar mit einem Hungertuch verhüllt. Das 3 Meter hohe und 6,80 Meter breite Tuch ist aus Filetstopferei und Leinenstreifen. Dargestellt ist die Kreuzigungszene mit Maria und Johannes. In den vier umgebenden Feldern finden sich die Leidenswerkzeuge. Umrahmt ist das Tuch von einem breiten Fries mit Blattkrankenmuster. Die eingestickte Jahreszahl 1867 deutet auf eine Ausbesserung. Experten sind der Ansicht, dass es aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt, also aus der aktiven Zeit des Zisterzienserklosters.
Altäre
Der historisch bedeutendste Altar der Kirche war der Marienfelder Altar, ein Flügelaltar mit sechzehn Gemäldetafeln von Johann Koerbecke. Er entstand zwischen 1443 und 1457 und wurde am 6. Februar 1457 im Chorraum der Kirche aufgestellt. Die Weihe erfolgte am 25. Juni 1458 durch den Münsteraner Weihbischof Johannes Wennecker. Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg riet dem Marienfelder Abt Johannes Stades (1661-1681) den gotischen Flügelaltar durch einen zeitgmäßeren barocken zu ersetzen. Im Chorumgang befindet sich heute eine Kopie des Marienfelder Altars von Johann Koerbecke. Die Originale der noch 15 erhaltenen Tafeln hängen in Museen von Chicago bis Moskau.
1681 wurde der barocke Hochaltar angefertigt, der noch heute in der Kirche zu sehen ist. Der Entwurf stammte von Johann Georg Rudolphi, dem Hofmaler dies Bischofs von Fürstenberg. Die Ausführung des Altars wurde dem Marienfelder Laienbruder Johan Bröckelmann aus Beckum aufgetragen. Dieser hielt sich jedoch nicht an die Maße und fertigte das Stück „entweder aus Ungeschicklichkeit oder aus übergroßer Klugheit“, wie der Chronist des Klosters anmerkte, noch massiger als vorgesehen. Der Aufbau erfolgte auf der Altarmensa des gotischen Altares und nimmt die gesamte Ostwand des Chores ein. In der Predella ruhen vierzig Schädel- und weitere Reliquien der Heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen, mit Stickereien und kostbaren Stoffen verziert sind. Sie befanden sich schon im Marienfelder von 1457. Von zwei Säulengruppen werden vier auswechselbare Ölgemälde des Malers F. Barckey umrahmt. Die Bilder zeigen die Geburt Christi, die Kreuzigung, die Auferstehung Jesu Christi sowie die Himmelfahrt Mariens. Darüber befindet sich das Christusmonogramm IHS mit Strahlenkranz in den Wolken, begleitet von zwei Engeln. Alten Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass die Bekrönung erst im 20. Jahrhundert angefügt wurde. Ursprünglich standen darüber Petrus und Paulus sowie eine Darstellung der Gottesmutter Maria.[3]. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren diese Figuren bereits abgetragen und eine große Muschel mit einem Kreuz thronten auf dem Altar.[4]
Vom ehemaligen Lettner der Kirche haben sich die beiden Seitenaltäre aus Kalkstein erhalten. Der so genannte Antoniusaltar befindet sich heute im Landesmuseum in Münster. Der Passionsaltar zeigt in vier Hochreliefs Szenen aus der Passion Christi: Bekleidung des Herrn mit dem Mantel, die Dornenkrönung, die Verspottung und die Geißelung. Als Künstler wird Evert van Roden genannt, der die Altäre in den Jahren 1520 bis 1530 erschaffen haben soll. Heute steht er im südlichen Querhaus der Kirche.
In den Seitenkapellen des Chorumganges stehen der Altar der Heiligen Familie und der Ordensaltar, die sich in Aufbau und Ausmaßen gegenseitig entsprechen. Sie sind zweigeschossig im Stil des Barock geschaffen. Der erstere zeigt oben Gottvater, darunter die Heilige Familie über denen der Heilige Geist in Form einer Taube schwebt. Links neben der Familie sieht man den Heiligen Joachim, rechts die Heilige Anna.
Der Mittelbau des Ordensaltares zeigt den Heiligen Robert mit Abtsstab und Kirchenmodell, sowie den Heiligen Bernhard mit Abtsstab und den Leidenswerkzeugen. Links daneben steht der Heilige Malachias, rechts Abt Stephanus, Mitbegründer der Zisterzienser, mit Absstab und Buch. Oben überreicht die Gottesmutter Maria das weiße Ordensgewand an Alberich von Cîteaux.
Kanzel
Die Kanzel an der Südseite des Hauptschiffes entstand im Barock. Die Kanzel wird von einem Engel getragen, der von einem schmiedeisernen Gitter mit Rankenwerk umgeben ist. Das Gitter trägt das Monogramm „F O A“, was Ferdinandus Oesterhoff abbas bedeutet. Über dem Portal zum Treppenaufgang findet sich eine Figur des Predigers Johannes der Täufer. Entlang der Treppe sitzen drei Frauengestalten, die die Symbole für Glaube (Kelch), Hoffnung (Anker) und Liebe (Kind) tragen. Um die Kanzelbrüstung gruppieren sich die vier Evangelisten Matthäus mit dem Engel, Markus mit dem Löwen, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler. Dazwischen sitzt in etwas größerer Darstellung Jesus Christus mit der Weltkugel. Unter dem Schalldeckel symbolisiert eine Taube den Heiligen Geist. Zur Vollendung der Dreifaltigkeit thront über dem Schalldeckel auf einer Volutenkrone Gottvater in einer Wolke begleitet von drei Engeln. Zwischen den Voluten sitzen die abendländischen Kirchenlehrer Agustinus mit dem Bischofsstab und dem flammenden Herzen, Papst Gregor der Große mit Tiara und Kreuz, Abt Bernhard mit der Regel und den Passionswerkzeugen, Ambrosius mit dem Bienenkorb und Hieronymus mit Löwe und mit der linken Hand einen Totenkopf umfassend.
Orgel
Die Orgel der Klosterkirche wurde 1746 bis 1751 durch den Lippstädter Johann Patroclus Möller errichtet. Aus der Vorgängerorgel wurde ein großer Teil der Pfeifen übernommen und die neue Orgel erhielt 30 Register, die sich auf Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal verteilen. Man vermutet, dass ein Brustwerk als 3. Manual geplant war.
Bereits 1795 wurden mindestens fünf Register durch Franz-Joseph Epmann, Recklinghausen, ersetzt. 1826 folgte der Austausch der Manaualkaviaturen durch Peter Austermann, Warendorf. 1844 erfolgte ein umfangreicher Umbau durch Franz-Heinrich Pohlmann aus Warendorf, der eine neue Traktur und Manualkoppel eingebaut wurde. 1884 erhielt die Orgel durch Rudolf Randebrock, Paderborn, neue Windladen und eine neue Keilbalganlage. Ebenfalls wurden alte Register durch romantische Stimmen ersetzt. Der nächste Umbau erfolgte 1927 durch Ludwig Fleiter aus Münster, der in die Orgel eine pneumatische Traktur einbrachte und neue Windladen einsetzte. Er erweiterte die Orgel auf 34 Register. 1924 war der Verlust von etwa 50% der vorhandenen Pfeifen zu beklagen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man, eine umfassende Restaurierung der Orgel zu planen. Ab 1956 wurden diese Planungen konkreter und es wurde mit Vorarbeiten begonnen. Im Dezember 1959 wurde nach einem Gutachten des Staatskonservators Bader in die Kirche eine Warmluftheizung eingebaut, um Gebäude und Orgel gegen Feuchtigkeit und Verfall zu schützen. Im Frühjahr 1960 wurde der Auftrag zur Restaurierung an die Orgelbaufirma Franz Breil in Dorsten vergeben. Nach vorheriger Planung und Forschung durch Rudolf Reuter wurden Schleifladen und eine mechanische Spiel- und Registraturtraktur eingebaut. Die von Randebrock und Fleiter eingebrachten Register wurden entfernt und durch neue nach barockem Vorbild ersetzt. Insgesamt kam die Orgel nun auf 41 Register. Im Zuge dieser Restaurierung wurden auch die drei Zimbelsterne reaktiviert, deren technische Einrichtung noch vorhanden war. Die Restauratoren fertigten Goldsterne und Glocken neu an.
Die letzte umfassende Restaurierung der Orgel erfolgte 1996 bis 1999 im Stil von 1750 durch die Firma Kreienbrink, Osnabrück. So wurde die Keilbalganlage neu gebaut und eine hängende Spieltraktur eingesetzt[5]. Auf Grund des gemischten Pfeifenbestands wurde von einer Rekonstruktion auf den ursprünglichen Entwurf Möllers Abstand genommen.
Heute umfasst die Orgel 41 Register auf drei Manualen und Pedal. Darunter befinden sich einzelne gotische Pfeifen, einige Pfeifen aus dem 17. Jahrhundert, das 1795 ergänzte Register von Epmann, die Pfeifen von Randebrock 1884 und Breil 1962 sowie die ergänzten Register der Firma Kreienbrink.
I Rückpositiv C-f3 Principal 8′ Gedackt 8′ Flauto traverso 8′ Octav 4′ Rohrflöte 4′ Nasard 22/3′ Octav 2′ Waldflöte 2′ Sesquialtera II 22/3′ Mixtur IV Fagott 16′ Krummhorn 8′ Tremulant II Hauptwerk C-f3 Principal 16′ Octav 8′ Gedackt 8′ Viola da Gamba 8′ Octav 4′ Gedacktflöte 4′ Octav 2′ Sesquialtera III Mixtur IV Zimbel III Trompete 8′ Vox humana 8′ III Brustwerk C-f3 Holzgedackt 8′ Flöte 4′ Octav 2′ Terz 13/5′ Quinte 11/3′ Octav 1′ Zimbel III Schalmey 8′ Tremulant Pedal C-d1 Principal 16′ Subbass 16′ Octav 8′ Octav 4′ Nachthorn 2′ Mixtur V Posaune 16′ Trompete 8′ Trompete 4′ Abtei
Abt Bernardus Cuelmann ließ Ende des 17. Jahrhunderts die baufälligen Klostergebäude niederreißen, darunter auch die alte Abtei. Den Neubau plante er westlich der Klosterkirche, wo vormals das Richthaus stand. Die Bauzeichnung, nach heutigen Erkenntnissen von Gottfried Laurenz Pictorius gefertigt[7], sah ein dreistöckiges Gebäude von 125 Fuß Länge und 38 Fuß Breite vor.
Baubeginn war 1699. Gleich zu Beginn beschloss man, den Bau nur zweistöckig auszuführen. Am 28. Februar 1699 wurde ein Vertrag mit dem Maurermeister Gert Affhüppe geschlossen. Die Holzarbeiten erledigte Zimmermeister Evert Engelhanß. Im Herbst 1702 konnte der Bau abgeschlossen werden.
Über dem Kellergeschoss hat das Gebäude zwei weitere Geschosse, die sich in West-Ost-Richtung an die Kirche anschließen. Im Westen ist ein Flügel angebaut, der nach Norden geht. Die Fassade wird durch Fenster gegliedert, dessen verkröpften Gewände und Giebel aus gelbem Sandstein des Teutoburger Waldes gestaltet sind und sich von dem roten Ziegelsteinmauerwerk abheben. Das mit Pilastern eingefasste Portal liegt in der Mitte des Haupthauses und ist durch eine Flügeltreppe zu erreichen. Über der Tür zeigt sich das Wappen des Abtes Cuelmann. Über dem Portal steht die Statue der Muttergottes. Im Norden des Westflügels steht analog in einer Nische eine Statue des Heiligen Malachias.
Nach der Aufhebung des Klosters kaufte der Osnabrücker Tuchkaufmann Gustav Tenge die Abtei und 600 Morgen Land für 28.882 Taler. Der Kaufvertrag wurde am 25. März 1829 geschlossen. Tenges Witwe verkaufte 1852 den Besitz in Marienfeld an den Freiherrn von Korff auf Schloss Harkotten ich Füchtorf.
Am 23. April 1935 wurde in der ehemaligen Abtei des Klosters Marienfeld ein Landjahrlager eingerichtet. Zunächst zogen hier 97 Jungen aus Hamburg und Berlin ein. 1936 fanden hier Mädchen, die ein Pflichtjahr zu absolvieren hatten, eine Unterkunft während sie tagsüber bei den Bauern arbeiteten. Das Lager wurde durch Fräulein von Caprivi, einer Nachfahrin von Leo von Caprivi, geleitet. Ab 1942 wurde die Abtei als Befehlsbunker für den Fliegerhorst genutzt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 richtete man hier zunächst ein Flüchtlings-Auffanglager ein. 1947 wurde es ein Erholungsheim für unterernährte Kinder. Am 25. Februar 1948 konnte die Betreiberin, die Caritas, das Heimes einweihen. 1965 wurde das Heim aufgelöst und die Abtei stand für achteinhalb Jahre leer. Dann kaufte ein Marienfelder Modefabrikant das Gebäude, der im Keller eine Brauerei einrichtete. Später wurde der Keller einige Jahre für die Gastronomie genutzt. 2007 wurde das Gebäude an einen ortsansässigen und benachbarten Hotelier veräußert, der es aufwändig restaurierte und heute als Tagungszentrum und Saalgaststätte betreibt.
Klostergebäude
Rund um den ehemaligen Kreuzgang erstreckten sich die Klostergebäude; südlich der Abteikirche. Im Westflügel war die Bibliothek und das Winterrefektorium, im oberen Stock das Dormitorium der Laienbrüder untergebracht. Im Süden lag das Sommerrefektorium, der im unteren Teil Küche und Vorratsräume, im oberen Teil die Abtswohnung mit eigener Kapelle umfasst. Im Südwesten lag die Wohnung des Priors. Im Ostflügel lagen Kapitelsaal und darüber das Dormitorium der Mönche. Diese Gebäude wurden von Abt Münstermann (1498–1537) fertiggestellt.
Unter Abt Johannes Rulle wurden West und Südflügel abgerissen. Am 6. Juni 1711 wurde der Grundstein für die barocken Klostergebäude gelegt. Architekt war Lubbert Hagen, der 1707–1710 Maurermeister am Schloss Nordkirchen war. Unter den nächsten beiden Äbten konnten auch Süd- und Ostflügel der Klostergebäude neu errichtet werden. In den 1830er Jahren wurden die Klostergebäude vom Tuchkaufmann Tenge, der die Gebäude nach der Säkularisation kaufte, abgerissen.
Wirtschaftsgebäude
Die Wirtschaftsgebäude liegen nördlich der Abteikirche und umzogen den Klosterhof mit drei Langbauten. Im nördlichen Bau befand sich das große Haupttor. Im Westen und Osten wurden Wirtschaftsräume untergebracht. Erbaut wurden die Gebäude aus Backstein mit Werksteinfassungen. Der Sandstein wurde in Steinhagen gebrochen. Mittig von Ost- und Westflügel liegt jeweils ein Giebelbau.
Nach der Auflösung des Klosters gingen die Gebäude im Westen und Norden in Privatbesitz über und wurden in Wohnungen umgewandelt. Der Ostflügel ging, wie die Kirche, in Besitz des preußischen Staates und beherbergte die Wohnungen für Pfarrer, Kaplan, Organist und Küster.
Am 7. Juli 1915 brannte morgens um 4 Uhr ein Teil des westlichen und der gesamte nördliche Flügel, in dem die Knabenschule untergebracht war, nieder. Den Westflügel baute man in den darauffolgenden Jahren wieder auf, das Haupttor wurde 1930 wieder hergestellt. Ende des 20. Jahrhunderts wurde auch der nördliche Flügel wieder aufgebaut und ist nun Teil eines Hotels.
Alte Schreibweisen / Namenkunde
- Schreibweisen Wadenhart: Wadenhart, Wadenhard, Werdenhardt, Watdenhart, Waedenhart, Wadenart, Wadenhorst.
- Schreibweisen Marienfeld: Sünte Marien velde, Sunte Marien felde, Meryenvelde, Mergenfelde, Mergenvelde, Mergenfeld, Mergenfeldt, Merienvelde, Marienfelde, Mergenfeldt, oder bezeichnet als Campus Sce. Marie, Campus Sanctae Mariae, Campus Sancte Marei, Campus S. Marie virginis.
- Campus Sanctae Mariae = Feld der heiligen Maria
Ansichten der ehem. Abteikirche
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Chorumgang; südliches Querhaus
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Domikalgewölbe mit Kreuzrippen im nördlichen Querhaus
Siehe auch
Literatur
- Literatur von Pfarrei Unbefleckte Empfängnis Mariens Marienfeld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Leopold von Ledebur: Necrologium Marienfeldense. In: Wilhelm Dorow (Hrsg.): Denkmäler alter Sprache und Kunst. Band II., Berlin 1827, S. 123–233 (Digitalisat in der Google Buchsuche).
- Joseph Bernhard Nordhoff: Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Kreises Warendorf. Münster i. W. 1886.
- Hermann Strenger: Geschichte des Zisterzienserklosters Marienfeld. Tigges Buchhandlung, Gütersloh 1913.
- Gerhard Grüter: Führer durch die Abtei Marienfeld. Selbstverlag des Verfassers, Marienfeld 1927.
- Aloys Holländer; Heimatverein Marienfeld (Hrsg.): Marienfeld. 2 Auflage. 1955 (3. Auflage 1966).
- Wilhelm Vahrenhold; Stadtarchiv Warendorf (Hrsg.): Besitz- und Wirtschaftsgeschichte des Zisterzienserklosters Marienfeld in Westfalen (1185–1456). 1966.
- Walter Werland: Marienfelder Chronik. Zur Geschichte der Zisterzienserabtei und der Gemeinde Marienfeld. 1968.
- Hans Thümmler: Kloster Marienfeld. Große Baudenkmäler, Heft 264. Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 1972.
- Heinrich Siemann und Rodolf Hoppe: Abteikirche Marienfeld 1185–1985. Selbstdruck der St. Marien-Pfarrgemeinde, 1985.
- Rudolf Böhmer und Paul Leidinger: Chroniken und Dokumente zur Geschichte der Zisterzienserabtei Marienfeld (1185–1803). Selbstdruck der St. Marien-Pfarrgemeinde, 1998.
- Paul Leidinger: Die Zisterzienserabtei Marienfeld (1185–1803). Sonderdruck. Selbstdruck der Pfarrgemeinde Marienfeld, 1999.
- Beat Sigrist und Dirk Strohmann: Baugeschichtliche Befunde bei der Außenrestaurierung der ehemaligen Zisterzienserklosterkirche Marienfeld unter besonderer Berücksichtigung der Mauerwerksoberflächenbehandlung durch Putz und Farbe. In: Westfalen. Band 72, 1994, S. 210–250.
- Wilhelm Kohl: Die Zisterzienserabtei Marienfeld. In: Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Hrsg.): Germania Sacra. Dritte Folge / Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 11. Band 2, Gruyter, 2010, ISBN 978-3110233711.
Weblinks
Commons: Kloster Marienfeld – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Internetportal Westfälische Geschichte
- ↑ Westfälisches Klosterbuch, Band 1, Seite 563.
- ↑ vgl. Walter Werland: Marienfelder Chronik 1968, Seite 72 f.
- ↑ vgl. Westfalen - Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, Band 72
- ↑ Orgelbau Kreienbrink: Klosterkirche Marienfeld
- ↑ Orgelatlas Ostwestfalen-Lippe: Marienfeld
- ↑ Internetportal Westfälische Geschichte: Gottfried Laurenz Pictorius
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