Marienkirche (Reutlingen)

Marienkirche (Reutlingen)
Hauptturm der seit der Reformation evangelischen Marienkirche im Zentrum Reutlingens
Der gotische Hauptturm der Marienkirche (1343)

Die Marienkirche ist eines der Wahrzeichen Reutlingens. Sie wurde zwischen 1247 und 1343 erbaut und gilt heute als eines der schönsten und bedeutendsten Bauwerke der Gotik in Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Anlass, die Kirche zu bauen, war der Überlieferung zufolge die Belagerung Reutlingens im Jahr 1247. Als das feindliche Heer von Anhängern des Landgrafs Heinrich Raspe vor den Toren Reutlingens stand, gelobten die Bürger, der Jungfrau Maria eine Kapelle zu errichten, sollte das Heer abziehen. Als dies tatsächlich geschah, ließen die Feinde einen Rammbock zurück. Nach den Abmessungen dieses „Reutlinger Sturmbocks“ soll dann die Länge des Kirchenhauptschiffs festgelegt worden sein. Der Sturmbock selbst wurde erst später auf Verlangen von Kaiser Maximilian II. aus dem Kirchenschiff entfernt, allerdings nicht durchs Hauptportal weil die gegenüberliegenden Häuser zu dicht stehen und das 36,5 m lange Kriegsgerät nicht ums Eck gepasst hat. Deswegen mussten auf der Ostseite Steine aus der Wand genommen werden um eine ausreichend große Öffnung zu schaffen.

Auf dem 71 m hohen Westturm glänzt ein vergoldeter Engel von 1343. Der Engel besteht aus einem 1,40 m hohen Kupferhohlkörper und hat nur einen Flügel um sich mit dem Wind zu drehen. Beim Stadtbrand 1726 wurde die Marienkirche schwer beschädigt; die innere Ausstattung ging verloren bis auf das spätgotische Heilige Grab und den Taufstein von 1499. Zwischen 1893 und 1901 wurde die Kirche im neogotischen Stil restauriert.

Die Marienkirche war zwischen 1520er und 1540er Jahren Wirkungsort des „schwäbischen Reformators“ Matthäus Alber, der von hier aus die Lehren der Reformation Martin Luthers in Reutlingen und dem südwestdeutschen Raum verbreitete. Seither ist die Marienkirche bis in die Gegenwart Zentrum der evangelischen Gemeinde Reutlingens.

Seit 1988 ist die Marienkirche Nationales Kulturdenkmal.

Ausstattung

Orgel

Die Orgel wurde von 1987 bis 1988 von der Firma Rieger Orgelbau aus Schwarzach (Vorarlberg/Österreich) gebaut, Mensuren und Intonation sind von Klaus Knoth (Rieger Orgelbau). Die Zungenpfeifen sind französisch konzipiert. Die Orgel verfügt über 53 Register auf drei Manualen und Pedal.

Es findet jedes Jahr im Sommer die Konzertreihe Reutlinger Orgelsommer mit Orgelkonzerten statt.

Disposition

I Hauptwerk C–g3
Prestant 16′
Principal 8′
Rohrgedackt 8′
Spitzflöte 8′
Octav 4′
Nachthorn 4′
Quinte 22/3
Superoctave 2′
Mixtur major IV-V 2′
Mixtur minor III-IV 1′
Cornet V 8′
Trompete 16′
Trompete 8′
II Positiv C–g3
Salicional 8′
Holzgedackt 8′
Quintade 8′
Prestant 4′
Rohrflöte 4′
Sesquialtera II 22/3
Octav 2′
Blockflöte 2′
Larigot 11/3
Scharff V 1′
Voix humaine 8′
Cromorne 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
Bourdon 16′
Principal 8′
Holzflöte 8′
Gamba 8′
Voix céleste 8′
Octav 4′
Traversflöte 4′
Nazard 22/3
Octavin 2′
Tierce 13/5
Sifflet 1′
Plein Jeu VI 22/3
Basson 16′
Trompette harm. 8′
Hautbois 8′
Clairon harm. 4′
Tremulant
Pedal C–f1
Principal 16′
Subbaß 16′
Quinte 102/3
Octav 8′
Gedackt 8′
Octav 4′
Rohrpfeife 4′
Hintersatz IV 22/3
Kontrafagott 32′
Posaune 16′
Trompete 8′
Clarine 4′
Anmerkungen


Technische Daten

Literatur

  • Bruno Kadauke: Die Marienkirche in Reutlingen aus kunsthistorischer Sicht; Verlag Oertel & Spörer, Reutlingen 1987, ISBN 3-88627-055-6
  • Eckehard von Knorre und Gerhard Kost: Die Marienkirche in Reutlingen (Große Baudenkmäler, Heft 391). 3. Auflage, München/Berlin 1996

Weblinks

 Commons: Marienkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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