Marienschrein

Marienschrein
Marienschrein im Aachener Dom

Der Marienschrein des Aachener Doms ist ein etwa im Jahr 1220 von dem Aachener Domkapitel in Auftrag gegebener und etwa 1239 vollendeter Reliquienschrein. Das Kunstwerk, das der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik zuzuordnen ist, gehört neben dem Karlsschrein zu den bedeutendsten Goldschmiedarbeiten des 13. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Der Schrein dient der Aufbewahrung der vier großen Berührungsreliquien und Heiligtümer Aachens. Diese sind: die Windeln und das Lendentuch Jesu, das Kleid von Maria und das Enthauptungstuch von Johannes dem Täufer, die seit dem Pestjahr 1349 alle sieben Jahre der Bevölkerung und den Pilgern im Rahmen der Aachener Heiligtumsfahrt gezeigt werden. Darüber hinaus war er bis zum 19. Jahrhundert der Aufbewahrungsort für das Kästchen Noli me tangere (rühr mich nicht an), eine silbervergoldete Schatulle mit geheimnisvollem Inhalt.

Form

Der Schrein hat die Form einer einschiffigen Basilika mit einem kurzen Querhaus. Mehr als 1000 Edelsteine wurden bei der Erstellung des Kunstwerkes verarbeitet. Auf den beiden Längsseiten sind die feuervergoldeten Figuren der zwölf Apostel dargestellt. Die vier Kopfseiten zieren Darstellungen von Christus, Mutter Maria mit dem Gotteskind, Papst Leo III. (ca. 750-816) und Karl dem Großen (747-814). Die Dachflächen zeigen in einem Reliefprofil Szenen aus dem Leben Jesu.

Nach altem Brauch (Konkustodienrecht) ist der Marienschrein mit einem kunstvoll bearbeiteten Schloss versiegelt, welches zusätzlich noch mit Blei ausgegossen wird. Der dazugehörige Schlüssel wird von zwei Goldschmiedemeistern zersägt. Den Kopf des Schlüssels erhält das Domkapitel und der Bart wird den Stadtoberen ausgehändigt. Zu Beginn einer jeden Heiligtumsfahrt wird dann das Schloss mit einem Hämmerchen zerschlagen, um den Schrein erneut zu öffnen.

Restaurierung

Durch die jahrhundertelangen Belastungen während der Heiligtumsfahrten sowie durch das Mitführen bei den dazugehörigen Prozessionen kam es zu deutlichen Schäden am Marienschrein. Das vergoldete Silber war angelaufen, einige Teile hatten sich gelöst, andere waren nur behelfsmäßig repariert worden und Beulen, Risse und Löcher hatten sich im Lauf der Zeit gebildet. Über 3000 Einzelteile mussten abgelöst, vom Staub der Jahrhunderte befreit und restauriert werden. Diese Restaurierungsarbeiten wurden in allen Phasen vom WDR dokumentiert. Seit März 2000 steht aber der Marienschrein wieder in altem Glanz an seinem vorgesehenen Platz in der Chorhalle des Aachener Doms neben dem Altar.

Literatur

Weblink


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