- Aachener Heiligtumsfahrt
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Die Aachener Heiligtumsfahrt, auch „Aachenfahrt“ genannt, bezeichnet die alle sieben Jahre stattfindende Pilgerfahrt zu den vier Aachener Heiligtümern, die zu diesem Ereignis im Aachener Dom gezeigt werden.
Die ersten Pilger kamen schon zu Zeiten Karls des Großen nach Aachen. Im Mittelalter entwickelte sich die Aachener Heiligtumsfahrt zur bedeutendsten Wallfahrt im deutschsprachigen Raum. Durch die Reformation im 17. Jahrhundert ging die Bedeutung zwar zurück und während der Aufklärung war sie sogar verboten, doch auch heute zieht die Aachener Heiligtumsfahrt noch zahlreiche Gläubige an. So wurden im Jahr 2000 über 90.000 Pilger gezählt.
Inhaltsverzeichnis
Die Aachener Heiligtümer
Die vier Aachener Heiligtümer fanden vermutlich schon unter Karl dem Großen ihren Weg nach Aachen. Die fränkischen Reichsannalen berichten, dass zur Einweihung der Pfalzkapelle im Jahr 799 ein sagenhafter Reliquienschatz aus Jerusalem übersandt wurde.
Erst 1239 wurde bekannt, was der kostbare Reliquienschrein enthalten sollte:
- die Windeln Jesu,
- das Lendentuch Christi,
- das Kleid der Maria und
- das Enthauptungstuch Johannes des Täufers.
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Windel Jesu Christi, Präsentation vor dem Aachener Dom 2007
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Lendentuch Jesu Christi, Präsentation im Aachener Dom 2007
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Enthauptungstuch Johannes des Täufers, Präsentation im Aachener Dom 2007
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Kleid der Heiligen Maria, Präsentation im Aachener Dom 2007
Die Heiligtumsfahrt
Schon zu Zeiten Karls des Großen zog der Reliquienschatz zahlreiche Pilger an, vor allem zum Kirchweihfest am 17. Juli, das mit einem Ablass verbunden war. Die Heiligsprechung Karls im Jahr 1165 und die Anfertigung des Karls- und Marienschreins Anfang des 13. Jahrhunderts ließen die Bedeutung der Aachenfahrt weiter ansteigen.
Vermutlich seit dem Jahr 1239 wurde die Wallfahrt zu den Aachener Heiligtümern als „Heiligtumsfahrt“ bezeichnet. Der siebenjährige Turnus wurde 1349 auch unter dem Einfluss der verheerenden Pestepidemie in Europa eingeführt, vorher fand die Pilgerfahrt in unregelmäßigen Abständen von ein bis fünf Jahren statt. Die Zahl Sieben wurde wohl in Anlehnung an das biblische Sabbatjahr gewählt, in dem ein Ausgleich von Schuld gegenüber dem Mitmenschen und vor allem gegenüber Gott erlangt wird.[1] Dazu wurde als Eröffnungstag der 16. Juli gewählt, der Tag der sieben Brüder im siebten Monat des Jahres. Auch dauerte die Heiligtumsfahrt zwei mal sieben Tage und die Heiligtümer wurden an sieben Stellen des Doms gezeigt.
Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelte sich Aachen durch die Heiligtumsfahrt zum wichtigsten deutschen Wallfahrtsort. Durch den Anschluss der Stifte Kornelimünster, Burtscheid, Düren, Trier und St. Adalbert wurden die Pilgerfahrten zu einem bedeutenden kulturellen und wirtschaftlichen Ereignis. Schon zu dieser Zeit fanden sich angeblich über 100.000 Pilger zur Heilgtumsfahrt in Aachen ein.
Durch die Reformation ging die Bedeutung der Aachenfahrt zwar zurück, doch schon Anfang des 17. Jahrhunderts fand eine erneute Belebung durch die Gegenreformation statt. Im Zeitalter der Aufklärung wurde in Aachen keine Heiligtumsfahrt durchgeführt: Kaiser Joseph II. von Österreich verbot sie im Jahr 1776. Als 1794 die französischen Revolutionstruppen näher rückten, wurden die Aachener Heiligtümer nach Paderborn in Sicherheit gebracht. Mit ihrer Rückkehr im Jahr 1804 wurde die Tradition der Aachenfahrt wieder eingeführt.
Erwähnenswert ist auch die Heiligtumsfahrt im Jahr 1937, als trotz der Störversuche durch die Nationalsozialisten circa 800.000 Pilger nach Aachen kamen. Sie ging in die Geschichte ein als die Wallfahrt des "stummen Protests".
Zur Aachenfahrt im Jahr 2000 pilgerten etwa 90.000 Gläubige nach Aachen. Die letzte Zeigung der Heiligtümer fand vom 1.–10. Juni 2007 statt.
Einzelbelege
- ↑ Offizielle Internetseite der Heiligtumsfahrt 2007. Heiligtumsfahrt2007.de. Abgerufen am 2. Juli 2010.
Literatur
- Friedrich Wilhelm Thümmel: Die Aachener Heiligtumsfahrt und die Reliquienverehrung überhaupt. 2. Aufl. Klein, Barmen 1888 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
- Stephan Beissel: Die Aachenfahrt, Verehrung der Aachener Heiligtümer seit den Tagen Karls des Grossen bis in unsere Zeit, Freiburg im Breisgau 1902.
- Birgit Lermen, Dieter Wynands (Hrsg.): Die Aachenfahrt in Geschichte und Literatur, Aachen: Einhard-Verlag 1986. ISBN 3-920284-20-8
- Heinrich Schiffers: Kulturgeschichte der Aachener Heiligtumsfahrt, Köln 1930.
- Christian Quix: Historische Beschreibung der Münsterkirche und der Heiligthums=Fahrt, Aachen 1825.
- Franz Johann Joseph Bock: Der Reliquienschatz des Liebfrauen-Münsters zu Aachen in seinen kunstreichen Behältern: zum Andenken an die Heiligthumsfahrt von 1860, beschr. und mit vielen Holzschnitten erl. von Fr. Bock. - Aachen : Selbstverlag des Verf., 1860. - XXXIV, 88 S
- Franz Johann Joseph Bock: Die Reliquienschätze der ehemaligen gefürsteten Reichs-Abteien Burtscheid und Cornelimünster, nebst den Heiligthümern der früheren Stiftskirche St. Adalbert und der Theresianer-Kirche zu Aachen: zur Erinnerung an die Heiligthumsfahrt von 1867; mit vielen Abbildungen. Köln, 1867. Digitalisat der ULB Düsseldorf
- Die Aachener Heiligthumsfahrt : eine Festgabe für die frommen Wallfahrer zu derselben. Urlichs, Aachen 1867 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
- Beschreibung der Heiligthümer, welche von dem Großen Kaiser Karl in die Krönungskirche dahier versammelt worden, und alle sieben Jahre in der Heiligthumsfahrt öffentlich zur Verehrung vorgezeigt werden. Leuchtenrath, Aachen 1867 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
- Karl's des Grossen Heiligthümer zu Aachen : kurze Beschreibung derselben nebst Betrachtungen u. Gebeten bei d. öffentl. Zeigung ; zur Erinnerung an die Aachener Heiligthumsfahrt im Jahre 1874 mit 30 erklärenden Holzschnitten. Schwann, Köln 1874 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
Siehe auch
Weblinks
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