- Markhaltige Nervenfaser
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Markhaltige Nervenfasern sind Ausläufer von Nervenzellen – die auch als Axone bezeichnet werden – und die von einer Markscheide, dem Myelin ummantelt sind. Diese Markscheide wird aus Schwann-Zellen oder Oligodendrozyten – beide gehören zu den Gliazellen – gebildet. Die markhaltigen Nervenfasern besitzen einen Durchmesser von 2 bis zu 30 µm. In regelmäßigen Abständen von einigen hundert µm finden sich bei peripheren Nerven Unterbrechungen der Ummantelung, die Ranvierschen Schnürringe. Dieser Bereich ist nicht von den isolierenden Schwannschen Zellen umgeben. Dadurch hat die markhaltige Nervenfaser an diesen Stellen direkten elektrischen Kontakt mit dem extrazellulären Raum. Die Strecke zwischen zwei Schnürringen bezeichnet man als Internodium (Plural: Internodien).
Inhaltsverzeichnis
Funktion
Über die Membran der Nervenfaser werden elektrische Signale in Form von Aktionspotenzialen weitergeleitet. Die markhaltige Nervenfaser leitet diese Aktionspotenziale aber nicht kontinuierlich weiter, sondern eben sprunghaft (saltatorische Erregungsleitung). Hierbei „springt“ das Aktionspotenzial von Schnürring zu Schnürring und wird dort wieder aufgefrischt, dies im Gegensatz zu marklosen Nervenfasern, die das Aktionspotenzial kontinuierlich generieren und weiterleiten. Durch die saltatorische Erregungsleitung erreichen markhaltige Nervenfasern Nervenleitungsgeschwindigkeiten von bis 120 m/s in gleichwarmen Wirbeltieren.
Im peripheren Nervensystem werden über die markhaltigen Nervenfasern die „Befehle“ an die Skelettmuskeln geleitet. Zum Rückenmark und Gehirn werden sensible Informationen aus der Peripherie geleitet, zum Beispiel vom Tastsinn, Stellung der Gelenke oder Muskellänge. Schmerzen werden nur zu einem Teil über markhaltige Nervenfasern geleitet. Dies ist der schnelle und gut lokalisierbare somatische Schmerz. Der dumpfe und schwer lokalisierbare Schmerz wird über langsame marklose Fasern geleitet.
Erkrankungen
Wenn die Nervenfasern erkrankt sind, spricht man in der Regel von Neuropathien. Dies kann durch Entzündungen, wie bei Autoimmunerkrankungen geschehen, aber auch durch Druck auf die Nerven und deren Fasern, wie dem Parkbanksyndrom. Gerade bei dem markhaltigen Nervenfasern kann es zur Komplikation kommen, dass die Myelinscheide verloren geht, man spricht dann von entmarkenden so genannten demyelinisiernden Erkrankungen. Im zentralen Nervensystem ist das bekannteste Beispiel die Multiple Sklerose (MS), bei der es zu dieser irreversiblen Entmarkung der markhaltigen Nervenfasern kommt. Es kann in den schwächsten Formen zu einem abgeminderten Gefühl (Hypästhesie) kommen, bis hin zur kompletten Lähmung des motorischen Bereichs den der Nerv versorgt und einer kompletten Gefühllosigkeit (Anästhesie).
Bei Durchtrennung des Nervs, wie bei einem Unfall, wird der periphere Teil der Nervenfaser absterben und vom zentralen Anteil kann sehr langsam die Faser nachwachsen.
Literatur
- H.-G. Liebich: Funktionelle Histologie der Haussäugetiere. Schattauer, Stuttgart 2003 (4. Aufl.). ISBN 3-7945-2311-3
- U. Welsch: Sobotta Lehrbuch Histologie. Urban & Fischer, München 2002. ISBN 3-437-42420-3
Weblinks
http://www.myelin.de/ Link zum Myelin Projekt Deutschland e.V. mit Informationen zu Erkrankungen und Forschung
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