Martha Krause-Lang

Martha Krause-Lang

Martha Krause-Lang (* 26. März 1912 in Oberammergau), ist eine maßgebende Wegbereiterin der Sozialen Arbeit in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Sie war das vierte von sechs Kindern ihrer Eltern. Ihr Vater, Anton Lang, war von Beruf Töpfermeister, der als Christusdarsteller bei den Oberammergauer Passionsspielen (in den Jahren 1900, 1910, 1922; 1930 und 1934 sprach er überdies den Prolog) eine weit über Deutschland und Europa hinausgehende Berühmtheit erlangte. Die Mutter zeichnete für die Erziehung der Kinder und den Betrieb einer kleinen Fremdenpension für ca. 20 Gäste verantwortlich. Im Hause Lang verkehrten viele bedeutende Persönlichkeiten wie beispielsweise der Pianist Michael Raucheisen oder der damalige Apostolische Nuntius, Kardinal Pacelli, der spätere Papst Pius XII.

Nach dem Abitur, das Martha Lang an der Oberrealschule St. Anna in München-Lehel ablegte, studierte sie Volkswirtschaft (bzw. Staatswirtschaft) in Bonn, Wien und Freiburg. In letztgenannter Stadt studierte sie noch parallel Caritaswissenschaft und schloss ihr Studium mit der Promotion in Volkswirtschaft ab. 1935 übernahm sie eine Stelle auf dem Land im Rahmen der Dorfcaritas, wo sie überwiegend für die Kursarbeit für Frauen, um dem ehrenamtlichen Engagement vor Ort Mitarbeiterinnen zuzuführen, zuständig war. Darüber berichtete Martha Krause-Lang in ihrer autobiografischen Skizze:

Mir war zunächst der südliche Teil der Diözese Rottenburg zugewiesen..., später war mein Einsatzgebiet in Dörfern der Eifel und des Saarlandes. Einen langen und lehrreichen Winter verbrachte ich außerdem in Oberschlesien zu... Die Kursarbeit im Rahmen der Dorfcaritas sollte die Grundlage bilden für eine spätere Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen einer Landgemeinde mit der Tätigkeit einer Caritasfürsorgerin im Kreis[1].

Mit ihrer Hochzeit im Sommer 1939 beendete sie ihre berufliche Laufbahn und widmete sich der Erziehung ihres 1940 geborenen Sohnes. Da ihr Ehemann 1944 fiel, musste Martha Krause-Lang wieder in das Berufsleben zurückkehren. Sie arbeitete ab 1946 in der Flüchtlingsfürsorge. Zwei Jahre später wurde sie als hauptamtliche Dozentin an der Sozialen Frauenschule der Stadt München angestellt, wo sie u.a. die neuen Fächer Casework und Soziale Einzelfallhilfe einführte und unterrichtete. Im Sommer 1961 übertrug ihr die Direktorin der Sozialen und Caritativen Frauenschule des Landesverbandes Bayern e.V. des Katholischen Frauenbundes, Dr. Maria Ammann (Tochter von Ellen Ammann), die Schulleitung der konfessionell gebundenen Bildungsinstitution:

Da ab dem Schuljahr 1961/62 die Ausbildung von Fürsorgerinnen auf drei Jahre erweitert wird, ist die neue Direktorin zunächst mit der Aufgabe konfrontiert, den dreijährigen Ausbildungslehrgang aufzubauen und zu festigen. Aufgrund der verlängerten Ausbildung besteht außerdem die Notwendigkeit, eine neue, größere Schule zu bauen[2].

Die caritatve Frauenschule wurde 1971 mit der Katholische Stiftungsfachhochschule München fusioniert. Frau Prof. Dr. Martha Krause-Lang war bis zu ihrem Ausscheiden Ende des Wintersemesters 1975/76 Vizepräsidenten der Hochschule und gehörte bis 1985 dem Kuratotorium dieser Bildungsinstitution als Mitglied an. 1970 übernahm sie noch zusammen mit Willy Kögel den Aufbau der neugegründeten Fachoberschule Romano Guardini auf dem Gelände der Stiftungsfachhochschule.

1983 übersiedelte Martha Krause-Lang nach Aachen. Im Alter befasste sie sich überwiegend mit gerontologischen Fragen. Ferner zeichnete sie mitverantwortlich für die Nachqualifizierung italienischer Sozialhelfer im Dienst an italienischen Industriearbeitern (Gastarbeitern) in Deutschland, für Lehrgänge zur Nachqualifizierung von Altenheimleitern und -leiterinnen sowie für die Weiterbildung von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas.

Werke (Auswahl)

  • Ausbildung zur Sozialarbeit auf verschiedenen Ebenen. In: Soziale Arbeit. 1969, S. 293–303
  • Soziale Werte und Sozialarbeiterausbildung. In: Caritas. 1969, S. 150–153
  • Kriterien einer Erfolgsbewertung in der Sozialarbeit. In: Caritas. 1970, S. 189–196
  • Die helfende Beziehung. In: Caritas. 1971, S. 310–323
  • Zum Helfen befähigen. Freiburg 1976
  • Remember. Erinnerungen an Christus Anton Lang aus Oberammergau. Eggenfelden 1980
  • Nie mehr so schön wie Sulamit. Lust und Last des Älterwerdens. Freiburg 1987
  • Mit neuen Gedanken alt werden. Ostfildern 1996
  • Selbstdarstellung. In: H. Heitkamp und A. Plewa (Hrsg.): Soziale Arbeit in Selbstzeugnissen. Bd. 2, Freiburg 2002, S. 147–177

Literatur

  • Gerlinde Wosgien: Wegbereiterinnen der Professionalisierung. Die Geschichte der Münchner Sozialen und Caritativen Frauenschule. In: Gisela Muschiol (Hrsg.): Katholikinnen und Moderne. Katholische Frauenbewegung zwischen Tradition und Emanzipation, Münster 2003, S. 69–87

Einzelnachweis

  1. Krause-Lang 2002, S. 154
  2. Wosgien 2003, S. 83

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