Martha Marek

Martha Marek

Martha Marek († 6. Dezember 1938 in Wien durch das Fallbeil) war eine Mörderin, die in der Zwischenkriegszeit ungeheures mediales Aufsehen in Österreich erregte.

Bereits im Jahre 1925 gerieten Martha und ihr fünf Jahre jüngerer Ehemann Emil Marek ins Licht der medialen Berichterstattung: Emil Marek hatte beim Zerkleinern von Holz einen Unfall erlitten und dabei sein Bein verloren, nachdem er kurze Zeit zuvor eine hohe Lebens- und Unfallversicherung abgeschlossen hatte. Da der Versicherungsgesellschaft die Umstände sehr merkwürdig vorkamen, verweigerte sie die Zahlung der Versicherungssumme und es kam zu einem Prozess. In Zuge dessen konnten die Gerichtsmediziner eindeutig anhand der mehrfachen Hiebspuren am Bein nachweisen, dass es sich um Selbstverstümmelung handelte. Emil Marek, der seiner Gattin geradezu hörig war, hatte sich vorsätzlich selbst die Verletzungen zugebracht, um an die Versicherungssumme zu gelangen. Die Öffentlichkeit stand jedoch großteils auf Seiten der schönen Marek und mutmaßte, dass der Versicherungskonzern sich mit Hilfe juristischer Winkelzüge nur um die Zahlung drücken wollte. Marek und ihr Mann wurden 1927 des Betruges freigesprochen und nur zu einer geringfügigen Freiheitsstrafe verurteilt, da Martha Marek versucht hatte, die Gerichtsmediziner zu bestechen beziehungsweise zu verleumden. Die Versicherung fand sich zu einem Vergleich bereit und zahlte einen Teil der Summe aus.

Die kurze Zeit im Gefängnis verbrachte Marek in einer Zelle mit der Giftmörderin Leopoldine Lichtenstein, die 1925 ihren Mann mit der thalliumhaltigen[1] Rattengiftpaste „Zelio“ vergiftet hatte. Dies dürfte Marek zu ihren weiteren Taten inspiriert haben. Nachdem die mediale Popularität nachgelassen, die Versicherungssumme verbraucht und die unternehmerischen Pläne Emil Mareks als Erfinder gescheitert waren, kehrte bei den Mareks wirtschaftliche Not ein. Nachdem am 31. Juli 1932 der nach der Beinamputation stets kränkliche Emil Marek unerwartet verstorben war, richtete sich die öffentliche Aufmerksamkeit wieder auf die Witwe. Als auch ihre Tochter kurz darauf starb, verstand es Martha Marek hervorragend, die Rolle der leidgeprüften Witwe und Mutter zu spielen, und es wurde ihr eine breite Welle des Mitleids, auch in Form von finanziellen Spenden, zuteil. Eine Tante von ihr, Susanne Löwenstein, ging sogar so weit, sie als Universalerbin einzusetzen, und starb prompt kurz darauf im Jahre 1934. Nachdem Marek das Erbe aufgebraucht hatte, fand sie ein weiteres Opfer in Gestalt der Schneidermeisterin Felicitas Kittenberger, die sie als Untermieterin aufnahm und dazu überreden konnte, eine Lebensversicherung zu ihren Gunsten abzuschließen. Auch Kittenberger verstarb kurz darauf, was allerdings den Argwohn deren Sohnes hervorrief, der Anzeige erstattete. Die darauffolgende Untersuchung und Exhumierung der Leichen ergab, dass Marek alle vier Opfer mit der hochgiftigen Zeliopaste, die damals frei erhältlich war, ermordet hatte.

Wieder vor Gericht stehend, täuschte Marek Anfälle vor und musste in einem eigens konstruierten Stuhl in den Gerichtssaal getragen werden. Sie wurde im Frühling 1938 von den Geschworenen zum Tode verurteilt, wobei das Gericht davon ausging, dass Marek als Frau, der österreichischen Tradition folgend, vom Bundespräsidenten zu lebenslanger Haft begnadigt werden würde. In der Zwischenzeit war jedoch Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen worden und dessen „Führer“ Adolf Hitler verwarf das eingereichte Gnadengesuch. Marek wurde am 6. Dezember 1938 als erster Delinquent auf der kurz zuvor von Berlin nach Wien gebrachten Guillotine im Wiener Landesgericht hingerichtet.

Literatur

  • Harald Seyrl: Tatort Wien. Band 2: Die Zeit von 1925–1944. Scharnstein, Wien 2007, ISBN 3-911697-10-1 (formal falsche ISBN), korrekte ISBN 3-911697-10-4.

Einzelnachweise

  1. W. Heinichen: Thallium-Vergiftung. (Selbstmordversuch mit Zeliopaste). In: Archives of Toxicology. 2, Nr. 1, 1931, S. 27–28, doi:10.1007/BF02460485.



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