Marx-Engels-Gesamtausgabe

Marx-Engels-Gesamtausgabe

Die Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) ist die vollständige, historisch-kritische Ausgabe der Veröffentlichungen, der nachgelassenen Manuskripte (Entwürfe) und des Briefwechsels von Karl Marx und Friedrich Engels. Sie bietet das überlieferte literarische Erbe von Marx und Engels erstmals in seiner Gesamtheit dar. Zu den bereits bekannten Schriften, Artikeln und Briefen - auch der an sie gerichteten Briefe Dritter - kommen eine Reihe bisher unveröffentlichter bzw. neu entdeckter Arbeiten hinzu. Darüber hinaus werden alle Manuskripte, Entwürfe, Notizen und Exzerpte publiziert.

Sämtliche Texte werden in der Sprache der jeweiligen Originale getreu den überlieferten autorisierten Textvorlagen, auf Grundlage der originalen Handschriften und Drucke wiedergegeben. Unvollendete Manuskripte werden in jenem Bearbeitungsstadium dargeboten, in dem die Autoren sie hinterlassen haben.

Die MEGA dokumentiert vollständig und übersichtlich die Werkentwicklung von der ersten Gedankenskizze bis zur Fassung letzter Hand mit Hilfe moderner Editionsmethoden. Die wissenschaftliche Kommentierung erfolgt in separaten Apparatbänden: In einer Einführung wird das präsentierte Material vorgestellt und wissenschaftsgeschichtlich eingeordnet.

Jedes Werk wird mit einer Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte vorgestellt, dies schließt den Verfasserschaftsnachweis, die Datierungsbegründung sowie eine genaue Beschreibung der überlieferten Handschriften und autorisierten Drucke ein. Es folgen Variantenverzeichnisse, Korrekturenverzeichnisse und Erläuterungen mit Sachhinweisen, werkimmanente Verweise und Quellenbelege sowie ein umfangreicher Registerapparat.

Inhaltsverzeichnis

MEGA1

Bereits von 1927 bis 1935 bzw. 1940 erschien in Moskau eine wissenschaftlichen Editionskriterien verpflichtete Marx-Engels-Gesamtausgabe (die sogenannte Erste MEGA oder MEGA1), die aber nach der Verhaftung (1931) und Hinrichtung des Leiters des dortigen Marx-Engels-Institutes David Rjasanow 1938 und weiterer Mitarbeiter im Zuge der Stalinschen Säuberungen abgebrochen wurde. Von dieser Ausgabe sind insgesamt vierzehn Bände erschienen;[1] wichtige Texte des Frühwerks wurden hier erstmals publiziert. Als wissenschaftliches Begleitorgan erschien das Marx-Engels-Archiv in deutscher Sprache in zwei Bänden 1925 und 1927 in Frankfurt am Main.

MEGA2

Das Editionsprojekt wurde Ende der 1960er von den Instituten für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und beim ZK der SED begonnen. Im Vergleich zu der populären Ausgabe der Marx-Engels-Werke (MEW) war eine vollständige Wiedergabe auch der gesamten Korrespondenz der beiden Autoren, sämtlicher Exzerpte, Notizen, Randglossen in Büchern usw. geplant. Die ersten Bände der Edition erschienen 1975 im Dietz Verlag; bis 1991/92 erschienen 40 unter den alten Herausgebern und Redaktionen erarbeitete (Doppel-)Bände bzw. Teilbände. Begleitet wurde die Ausgabe von dem Marx-Engels-Jahrbuch (1978-1991) 13 Bände [2], von den Beiträgen zur Marx-Engels Forschung (1977-1989) 29 Hefte [3], Hallesche Arbeitsblätter zur Marx-Engels-Forschung (1976-1979) 23 Hefte [4] und den Marx-Engels-Forschungsberichten 6 Hefte.

Seit 1990 wird die MEGA von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung (IMES)[5] in Amsterdam herausgegeben. Die IMES wurde 1990 auf Initiative des Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis (IISG) Amsterdam, in dessen Archiv sich der größte Teil der Handschriften von Marx und Engels befindet, gegründet, um die in den 1970er Jahren in Moskau und Berlin begonnene MEGA fortzuführen. Die politisch unabhängige IMES ist ein internationales Netzwerk, dem heute neben dem IISG und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften das Historische Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn und das Russländische Staatliche Archiv für Sozial- und Politikgeschichte (RGASPI) in Moskau angehören. Derzeit arbeiten Wissenschaftler in Deutschland, Russland, den Niederlanden, Japan, Frankreich, Dänemark, Italien und den USA an der MEGA, deren Editionsarbeiten an der Berliner Akademie koordiniert werden. Seit 1998 erscheint die MEGA im Akademie Verlag, [6] über den auch die in den Jahren 1975 bis 1993 im Dietz-Verlag, Berlin, veröffentlichten Bände zu beziehen sind.

Im Zuge der Umstrukturierung nach 1990[7], deren wesentliche Merkmale die Entpolitisierung und Akademisierung der Ausgabe waren, wurden auch neue Editionsrichtlinien (1993) beschlossen, die u.a. zu einer Verringerung der Anzahl der geplanten Bände führten. Maßgeblich ediert wird die MEGA an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) in Verbindung mit internationalen Editorenteams, die jeweils einzelne Bände bearbeiten.

Ab 2011 werden die bisher gedruckt erschienen Bände digital zugänglich gemacht.[8] Zur Zeit können die Bände der Zweiten Abteilung „Das Kapital und Vorarbeiten“

  • Band 1.1. und 1.2. („Grundrisse“)
  • Band 4.1. (Das Kapital. (Ökonomisches Manuskript 1863-1865 von Marx)
  • Band 5 („Das Kapital“, Hamburg 1867)
  • Band 11 („Das Kapital“. Manuskripte zum zweiten Buch 1868 bis 1881 von Karl Marx)
  • Band 12 („Das Kapital“. Zweites Buch. Redaktionsmanuskript von Friedrich Engels 1884/1885)
  • Band 13 („Das Kapital“. Zweiter Band. Hamburg 1885) eingesehen werden.


Begleitet wurde die Ausgabe von der von 1994 bis 2002 durch die IMES ursprünglich halbjährlich herausgegebenen Zeitschrift MEGA-Studien, die sich editionswissenschaftlich mit Marxens und Engels' Werk beschäftigte. Seit 2003 erfüllt diese Aufgabe das inhaltlich weiter gefasste neubegründete Marx-Engels-Jahrbuch.

Gliederung

Die Ausgabe ist in 4 Abteilungen gegliedert:

  • I. Abteilung (Werke, Artikel, Entwürfe)[9]

Die Bände dieser Abteilung enthalten sämtliche philosophischen, ökonomischen, historischen und politischen Werke, Schriften, Artikel und Reden von Marx und Engels sowie überlieferte Vorstufen und spätere Bearbeitungen einschließlich der von Marx und Engels selbst angefertigten Übersetzungen, unabhängig davon, ob die Texte vollendet wurden. Ausgenommen bleibt Marx’ Werk „Das Kapital“ mit den direkt dazu gehörenden Vorstufen. Alle Schriften werden in den Originalsprachen und in allen autorisierten Fassungen (einschließlich Übersetzungen) zugänglich gemacht. Überlieferte Manuskripte (Planskizzen, Entwürfe, Fragmente usw.) einschließlich ihrer innerhandschriftlichen Textentwicklung finden ebenfalls Aufnahme. Als Anhang werden Arbeiten von Marx und Engels, die ohne ihr Einverständnis Veränderungen erfuhren, Arbeiten anderer Autoren, die von Marx und Engels bearbeitet wurden oder unter deren unmittelbarer Teilnahme entstanden, Arbeiten, bei denen die Autorschaft von Marx und Engels nicht mit ausreichender Sicherheit nachzuweisen ist, sowie Dokumente, die von Marx und Engels unterzeichnet worden sind, in geeigneter Form veröffentlicht. Die I. Abteilung der MEGA wird insgesamt 32 Bände umfassen.

Diese Abteilung vereint Marx’ Werk „Das Kapital“ in seinen autorisierten Ausgaben, einschließlich Übersetzungen, und alle direkt dazugehörenden Werke und Manuskripte, beginnend mit den ökonomischen Manuskripten von 1857/1858. Erstmals werden damit alle ökonomischen Manuskripte von Marx vollständig dargeboten, darunter das Manuskript von 1861 bis 1863, dessen Kernstück „Theorien über den Mehrwert“ bilden, und das Marxsche Manuskript aus den Jahren 1863 bis 1865, das die ursprüngliche Fassung des zweiten und den einzigen von Marx hinterlassenen Entwurf des dritten Bandes enthält. Zu den autorisierten Drucken des ersten Bandes des „Kapital“ gehören neben den vier deutschen Auflagen die von Marx redigierte und wesentlich veränderte französische Ausgabe und die von Engels durchgesehene englische Übersetzung. Gleichfalls werden die von Engels aus den Marxschen Manuskripten erarbeiteten und herausgegebenen Fassungen des zweiten und dritten Bandes des „Kapital“ veröffentlicht. Bis auf einen Teilband (II/4.3.) liegen bereits alle 15 Bände vor.

  • III. Abteilung (Briefwechsel)[11]

Diese Abteilung enthält den gesamten überlieferten Briefwechsel von Marx und Engels: die von ihnen (bzw. in ihrem Auftrag) geschriebenen und die an sie gerichteten Briefe – darunter zahlreiche Erstveröffentlichungen – in chronologischer Reihenfolge. Insgesamt wird die Abteilung 35 Bände umfassen.

  • IV. Abteilung (Exzerpte, Notizen, Marginalien)[12]

Diese Abteilung bringt sämtliche Exzerpthefte, Einzelexzerpte, chronologische Tabellen, bibliographische Verzeichnisse sowie Notizbücher, Adresslisten, Quittungen und andere Einzelnotizen von Marx und Engels. Mit den 32 Bänden der Abteilung werden umfangreiche Materialien aus ihrem literarischen Nachlass zumeist erstmalig veröffentlicht.

Belege

  1. Von der ersten Abteilung (bis März 1848) erschienen die Bände 1 (in 2 Teilen), 2, 3, 4, 5 und 6. Von der dritten Abteilung der Briefwechsel von Marx und Engels in 4 Bänden sowie als Sonderband der Anti-Dühring. Außerdem werden auch die "Grundrisse" von Marx, die 1939/40 in Moskau erschienen dazu gezählt, auch wenn sie nicht die MEGA auf dem Titelblättern auswiesen.
  2. Inhaltsverzeichnisse Marx-Engels-Jahrbuch
  3. Inhaltsverzeichnisse Beiträge zur Marx-Engels-Forschung
  4. Inhaltsverzeich nisse Hallesche Arbeitsblätter zur Marx-Engels-Forschung
  5. IMES
  6. MEGA lieferbare Bände
  7. Zur ursprünglichen Projektplanung und der nach 1990 erforderlichen Redimensionierung siehe http://www.bbaw.de/bbaw/Forschung/Forschungsprojekte/mega/de/blanko.2005-02-25.3081521366
  8. telota.bbaw.de
  9. I. Abteilung
  10. II. Abteilung
  11. III. Abteilung
  12. IV. Abteilung

Literatur

  • Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe (MEGA). Probeband. Editionsgrundsätze und Probestücke. Dietz Verlag, Berlin 1972
  • Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe (MEGA). Vierte Abteilung Exzerpte - Notizen - Marginalien. Probeheft. Dietz Verlag, Berlin 1983
  • Carl-Erich Vollgraf: Die Kommentierung - Achillesferse der zweiten MEGA?. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1992. Argument Verlag, Hamburg 1992, S. 5 ff. ISBN 3-88619-744-1
  • Richard Sperl: Das Vollständigkeitsprinzip der MEGA - editorischer Gigantismus?. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1992. Argument Verlag, Hamburg 1992, S. 21 ff. ISBN 3-88619-744-1
  • Jürgen Jungnickel: Einige Bemerkungen zu den Registern in der MEGA. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1992. Argument Verlag, Hamburg 1992, S. 34 ff. ISBN 3-88619-744-1
  • Carl-Erich Vollgraf: Nochmals zur Kommentierung in der zweiten MEGA. Fallstudien. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1993. Argument Verlag, Hamburg 1993, S. 69 ff. ISBN 3-88619-744-1
  • Manfred Schöncke: Notizen zur Edition des Briefwechsels in der MEGA. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1993. Argument Verlag, Hamburg 1993, S. 82 ff. ISBN 3-88619-744-1
  • Internationale Marx-Engels-Stiftung Amsterdam (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe (MEGA). Editionsrichtlinien der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). Dietz Verlag, Berlin 1993 ISBN 3-320-01815-9
  • Richard Sperl: Die neuen Editionsrichtlinien der Marx-Engels-Gesamtausgabew (MEGA) mit einer Vorbemerkung von Jacques Grandjonc. In: MEGA Studien 1994/1. Dietz Verlag, Berlin 1994, S. 32-59 ISBN 3-320-01826-4
  • Richard Sperl: Marx-Engels-Editionen. In: Editionen zu deutschsprachigen Autoren als Spiegel der Editionsgeschichte. Hrsg. von Rüdiger Nutt-Kofoth und Bodo Plachta. Tübingen 2005, S. 329–360.
  • Gerald Hubmann, Herfried Münkler, Manfred Neuhaus: „... es kömmt drauf an sie zu verändern“. Zur Wiederaufnahme der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. Heft 2. 2001. S. 299–311.
  • Richard Sperl: „Edition auf hohem Niveau“. Zu den Grundsätzen der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA). Argument, Hamburg 2004 ISBN 3-88619-653-4
  • Gerald Hubmann: Von der Politik zur Philologie: Die Marx-Engels-Gesamtausgabe. In: Editionen – Wandel und Wirkung. Hrsg. von Annette Sell. Tübingen 2007, S. 187–201.
  • Michael Krätke: Der ganze Marx. In: „WOZ - Die Wochenzeitung“, 3. August 2006.
  • Thomas Marxhausen: »MEGA – MEGA« und kein Ende. In: UTOPIE kreativ, Heft 189/190 (Juli/August 2006), S. 596-617.
  • David Rjasanow: Vorwort zur MEGA 1927. In: UTOPIE kreativ, Heft 206 (Dezember 2007), S. 1095-1011.

Weblinks


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