Mastomys

Mastomys
Vielzitzenmäuse
Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Gattung: Vielzitzenmäuse
Wissenschaftlicher Name
Mastomys
Thomas, 1915

Die Vielzitzenmäuse oder Vielzitzenratten (Mastomys) sind eine in ganz Afrika südlich der Sahara verbreitete Gattung der Altweltmäuse. Sie gehören zu den erfolgreichsten Nagetieren des afrikanischen Kontinents, da sie eine Vielzahl von Habitaten besiedelt haben und mit einer Art auch zu einem Kulturfolger des Menschen geworden sind. Namensgebend ist die Anzahl der Zitzen, die bei manchen Arten 24 erreichen kann, mehr als bei jedem anderen Nagetier. Allerdings gibt es auch Arten mit einer weit geringeren Zitzenzahl (10 bei shortridgei).

Es war früher üblich, die Vielzitzenmäuse bei den Echten Ratten (Rattus) einzuordnen. Mistonne konnte 1969 aufzeigen, dass keine besonders enge Verwandtschaft zwischen beiden herrscht; stattdessen ordnete er sie als Untergattung bei den Afrikanischen Weichratten (Praomys) ein. Obwohl sie mit diesen wohl tatsächlich sehr dicht verwandt sind, ist es heute allgemein üblich, die Vielzitzenmäuse in eine eigenständige Gattung Mastomys zu stellen.

Je nach Art haben Vielzitzenmäuse eine Kopfrumpflänge von 6 bis 17 cm; hinzu kommt ein 6 bis 15 cm langer Schwanz. Das Fell ist oberseits braun oder grau und unterseits grau oder weiß gefärbt. Die Gestalt ähnelt sehr einer echten Ratte, und die Unterschiede treten erst bei einer Analyse von Merkmalen des Schädels und des Gebisses zutage.

Die natürlichen Habitate sind Savannen, Halbwüsten und Trockenwälder. Eine Art hat sich auf die aride Sahelzone spezialisiert, eine andere ist in den Okavango-Sümpfen endemisch. Die Natal-Vielzitzenmaus ist als Kulturfolger bekannt und als Krankheitsüberträger gefürchtet. Alle Vielzitzenmäuse sind außerordentlich reproduktiv. Die durchschnittliche Zahl der Jungen im Wurf beträgt zehn bis zwölf, es können jedoch bis zu 22 Junge sein. Zwei Würfe im Jahr scheinen die Regel zu sein.

Die Tragzeit beträgt im Mittel 24 Tage. Das Geburtsgewicht schwankt zwischen 1,0-1,7 Gramm. Die Geburtsgröße liegt bei 3,2-3,6 cm. Mit etwa 8-10 Tagen sind die Jungtiere voll behaart. Nach etwa 14 Tagen öffnen sie die Augen und beginnen bereits feste Nahrung aufzunehmen. Nach 20 Tagen haben die Jungtiere ein Gewicht von 10-12 Gramm erreicht. Die Geschlechtsreife tritt im Alter von 4-6 Wochen ein. Das Weibchen ist bereits 5-24 Stunden nach der Geburt wieder brünstig.

Systematik

Über die Zahl der Arten gibt es Uneinigkeit, da es viele abweichende Meinungen über die Abgrenzung der Arten gegeneinander gibt. Die nachstehende Aufstellung folgt Nowak 1999:

  • Zwerg-Vielzitzenmaus, Mastomys pernanus, Kenia, Tansania, Ruanda
  • Natal-Vielzitzenmaus, Mastomys natalensis, ursprünglich südliches Afrika, heute als Kulturfolger in ganz Afrika südlich der Sahara
  • Verhayens Vielzitzenmaus, Mastomys verheyeni, Ufer des Tschadsees
  • Hildebrandts Vielzitzenmaus, Mastomys hildebrandtii, Westafrika, nördl. Zentralafrika, Äthiopien, Somalia
  • Südliche Vielzitzenmaus, Mastomys coucha, südliches Afrika
  • Guinea-Vielzitzenmaus, Mastomys erythroleucus, Sahelzone
  • Angola-Vielzitzenmaus, Mastomys angolensis, Angola, südl. Demokratische Republik Kongo
  • Shortridges Vielzitzenmaus, Mastomys shortridgei, Okawango-Sümpfe

Die Natal-Vielzitzenmaus

Die beiden Arten Mastomys natalensis und Mastomys coucha wurden bis in die 1980er als Mastomys coucha zu einer einzigen Art zusammengefasst. Die Unterscheidung erfolgt lediglich auf morphologischen Merkmalen des Schädels und des Phallus sowie aufgrund von Unterschieden bei den Ultraschall-Lautgebungen und den Pheromonen. Allein die Natal-Vielzitzenmaus (Mastomys natalensis) ist zu einem Kulturfolger des Menschen geworden.

Es wird angenommen, dass das Verbreitungsgebiet einst auf Südafrika beschränkt war, wo sie ein Bewohner von Savannen war. Im Gefolge des Menschen breitete sie sich dann über ganz Afrika südlich der Sahara aus. Heute ist die Natal-Vielzitzenmaus in afrikanischen Dörfern weit verbreitet, aber nicht in großen Städten. Die Eroberung der Städte misslang wohl durch die Konkurrenz der überlegenen Hausratten und Wanderratten. Doch auch in zahlreichen Regionen des ländlichen Afrikas gehen die Bestandszahlen der Natal-Vielzitzenmaus heute durch ein Vordringen der Wanderratte zurück. Nur in entlegeneren Dörfern bleibt die Vielzitzenmaus die häufigere und oft alleinige Art.

Wegen ihrer starken Vermehrungsrate gelten Natal-Vielzitzenmäuse als ernste Plage. Sie bewohnen menschliche Behausungen und ernähren sich von den dortigen Vorräten. Zudem übertragen sie gefürchtete Krankheiten wie die Pest, Leptospirose und Lassafieber. Im Falle der Pest dürften sich Vielzitzenmäuse selbst bei Ratten infiziert haben, die von Schiffen aus nach Schwarzafrika gelangten und deren Rattenflöhe auf die Vielzitzenmäuse übersprangen.

Da diese Art in der Haltung geruchsloser als Hausmäuse ist, wird sie in Deutschland gerne als Futtertier für Schlangen gezüchtet.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0-8018-5789-9

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