- Mattenenglisch
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Mattenenglisch (Dialekt: Matteänglisch, mattenenglisch: Itteme-Inglische) ist eine Geheimsprache, welche im Mattequartier in Bern gesprochen wurde. Oft wird der ursprünglich in der Matte gesprochene Dialekt als "Mattenenglisch" bezeichnet; streng genommen gilt die Bezeichnung aber nur für eine von den Mattenbewohnern konstruierte Geheimsprache.
Inhaltsverzeichnis
Der Dialekt der Matte
Während die Innenstadt Berns auf einem Hügel auf der Aarehalbinsel liegt, befindet sich das Mattequartier direkt am Aareufer und ist von der restlichen Stadt deutlich abgetrennt, so dass sich hier eine eigenständige Kultur mit einem eigenständigen Dialekt herausbilden konnte. Die Matteler waren ursprünglich niedrigere Leute wie Taglöhner, Fischer, Fuhrmänner uvm., welche nicht den Bürgerstand bekamen. Fremdarbeiter und Handelsleute brachten Einflüsse aus dem Französischen, dem Jiddischen, dem Jenischen und dem Rotwelsch. So entstand ein Soziolekt, der sich deutlich vom Stadtberndeutsch der gehobenen Schicht unterschied.
Ein bekanntes Beispiel für den Mattendialekt ist "Tunz mer e Ligu Lehm" (Gib mir ein Stück Brot). Der Beginn dieses Satzes stammt von griechischen Wörtern ab: dos = gib, oligon = ein wenig. "Lehm" ist hingegen aus dem hebräischen lechem = Brot abgeleitet.
Mattenenglisch heute
Zwar sind die Dialektunterschiede zwischen Matte und dem restlichen Bern heute verschwunden, doch sind viele Ausdrücke aus der Matte ins Berndeutsche eingeflossen, so z.B. Gieu (Knabe). Echtes Mattenenglisch gab es so lange, wie der Handel an der Matte stattfand. Heute existiert es nicht mehr im alltäglichen Sprachgebrauch der Mätteler. Es gibt aber noch einen Liebhaberclub, bei dem man Mattenenglisch erlernen kann.
Mattenenglisch als Geheimsprache
Die mattenenglische Geheimsprache ist eine Spielsprache in der Art des sogenannten Pig Latin. Gebildet wird sie aus den Wörtern des Dialekts wie folgt:
- Die erste Silbe bis einschliesslich erstem Vokal wird an den Schluss gestellt.
- Fängt die erste Silbe mit einem Vokal an, wird ein h eingeschoben und dann die Silbe ans Ende gestellt.
- An den Anfang wird ein i gestellt.
- Der letzte Buchstabe (ein Vokal) wird durch e ersetzt.
So wird Bärn zu Irnbe oder chlaue (stehlen) zu iuechle.
Literatur
- Otto von Greyerz: E Ligu Lehm. Das Berner Mattenenglisch. Lukianos, Liebefeld 1967; Fischer Media, Bern 1999, ISBN 3-85681-437-X (Erstdruck in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Band 29, Bern 1929, S. 217–255 (Seite mit Link zur Online-Ressource)
- Matteänglisch-Club Bärn: Matteänglisch. Geschichte der Matte, Dialekt und Geheimsprache. Bargezzi, Bern 1969; 8. A. 2001
- Ernst Marbach: Mattegieu-Gschichte. Mit einem Beitrag über das Berner Mattenenglisch und einem Wörterverzeichnis von Roland Ris. Emmentaler Druck, Langnau 1989, ISBN 3-85654-878-5
Weblinks
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