- Mattequartier
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Schwarzes Quartier - Mattequartier
Quartier von BernKoordinaten (601406 / 199573)46.947247.4571504Koordinaten: 46° 56′ 50″ N, 7° 27′ 26″ O; CH1903: (601406 / 199573) Höhe 504 m Fläche 0.15 km² Einwohner 1156 (2004) Bevölkerungsdichte 7707 Einwohner/km² BFS-Nr. 351001 Postleitzahl 3011 Stadtteil Innere Stadt (Bern) Das Mattequartier ist ein Teil der Altstadt von Bern.
Die ganze Berner Altstadt liegt auf einer Halbinsel in der Aare, doch während sich die eigentliche Innenstadt auf einem Hügel befindet, liegt das Mattequartier direkt am Flussufer und ist von der restlichen Stadt deutlich abgetrennt. Hier entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine Subkultur mit einer eigenen Geheimsprache, dem Mattenenglisch.
Der Name Matte ist urkundlich erstmals um 1327 belegt. Bezeichnet wurde damit die Gegend um die Untertorbrücke, wo sich lange Zeit weit und breit der einzige Aareübergang befand. Die Matte bildete die Anlegestelle für Schiffer und Flösser. Hier arbeiteten Fischer und Fuhrleute, und die Wasserkraft wurde durch Gewerbe und Kleinindustrie genutzt. Das Wasser zog auch Gerbereien an. Im 16. Jahrhundert wurden in der Aare hier mehrere Täufer ertränkt.
Lange Zeit war das Mattequartier für seine Badehäuser bekannt, in denen zum Teil Bordelle betrieben wurden. 1760 vergnügte sich hier Giacomo Casanova, und im Sommer 1824 erschütterte die zur Schau getragene Sittenlosigkeit den Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel.
Um 1448 wohnten in der Matte rund 600 Menschen, was damals etwa 10% der Stadtbevölkerung ausmachte. Heute leben rund 1400 Personen im Quartier. 1891 entstand hier das erste bernische Elektrizitätswerk und seit 1897 verbindet ein elektrischer Personenaufzug, das sogenannte Senkeltram, die Matte mit der Münsterplattform. Zu Fuss erreicht man die Rückseite des Berner Münsters von der Matte aus über die 183 Holzstufen der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Mattentreppe.
Aus einem Industrie- und Arbeiterquartier wurde die Matte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Wohnort von Kunstschaffenden und Studierenden (Gentrifizierung). Teure Renovationen der alten Häuser vertrieben dann auch diese Bevölkerung, und heute sind hier vor allem Werbebüros ansässig.
Während der Hochwasser in den Voralpen 2005 floss durch das Flussbett der Aare das Vierfache der normalen Wassermenge. Dadurch wurde das Mattequartier z.T. mehrere Meter unter Wasser gesetzt. Am 24. August 2005 musste das Quartier schliesslich zwangsgeräumt werden, da Einsturzgefahr für die Häuser bestand. Erst nach einigen Tagen konnten die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Die Matte gehörte ursprünglich zum Metzger-Viertel, einem der vier Venner-Viertel der Stadt Bern.[1] Mit der Einführung der fünf farbigen Stadtquartiere 1798 ist das Mattequartier zum schwarzen Quartier ernannt worden.[2]
Kirchlich gehörte die Matte ursprünglich zum Kirchspiel Bern. Als dieses 1721 dreigeteilt wurde, kam die Matte zur neugegründeten Kirchgemeinde Nydegg. Dessen Pfarrkirche ist die Nydeggkirche.[3]
Das Mattenenglisch, die "traditionelle Unterschichtsprache", wird nicht mehr gesprochen, seit der Stadtteil nicht mehr Unterschichtsquartier ist. Nur einzelne Ausdrücke haben sich in der Umgangssprache erhalten.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern; Die Stadt Bern Band 1 Seite 4
- ↑ INSA Seite 249
- ↑ Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern; Die Stadt Bern Band 1 Seiten 4+5
- ↑ Beat Siebenhaar, Sprachliche Varietäten in der Stadt Bern und was die Sprecher davon halten, in: Germanistik in der Schweiz. Online-Zeitschrift der Schweizerischen Akademischen Gesellschaft für Germanistik 1 (2002): [1].
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