- Mauerwerksverband
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Mit Mauerwerksverband wird die Art der Anordnung von künstlichen Mauersteinen wie Ziegeln, Klinkern, oder gelegentlich auch Natursteinen innerhalb des Mauerwerks bezeichnet. Art und Dicke des Mörtels in den Fugen spielen eine wichtige Rolle für das Erscheinungsbild des Mauerwerks. Es gibt viele verschiedene Verbandarten, oft benannt nach den Regionen, in denen die Verbände traditionell benutzt wurden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Grundlegende Begriffe
- 2 Geschichte
- 3 Einteilung
- 4 Verbandarten
- 5 Galerie
- 6 Siehe auch
- 7 Weblinks
- 8 Einzelnachweise
Grundlegende Begriffe
Prinzipiell werden Ziegel beim Errichten einer Mauer gemischt versetzt, das ist der Fachausdruck für Verlegen im Verband („die Ziegelsteine nicht genau übereinander zu legen“), um Lasten und Kräfte gleichmäßig im Mauerkörper zu verteilen und keine unbeabsichtigten Sollbruchstellen anzulegen. Umfasst die Mauerstärke mehr als eine Ziegelbreite, werden die Steine Schicht für Schicht (je Schar) jeweils längs und einmal quer gemischt, um ein Spleißen der Wand zu verhindern. Der längs eingemauerte Ziegel heißt Läufer, der quer eingemauerte Binder. Die beim Binder sichtbare schmale Seite wird auch als Kopf bezeichnet.
Analog werden die entsprechenden Mauerwerkschichten als Läufer- oder Binderschicht bezeichnet. Sind in einer Binderschicht alle Steine hochkant gestellt, so heißt diese Rollschicht, zeigt der Kopf nach oben Grenadierschicht. Rollschichten werden beispielsweise als Außenfensterbank oder als Zierelemente im Mauerwerk verwendet. Sonderformen der Rollschicht sind der Zahnschnitt (Steine in der Tiefe gegeneinander versetzt) und der Schränkschnitt (Steine schräg zur Mauerachse versetzt).
Im Festungsbau wurden bei besonders starken Mauern auch Stromschichten zur Erhöhung der Stabilität verwendet. Stromschichten werden als Füllschichten im Innern der Wand mit 45 bis 60 Grad schräg verlegten Steinen errichtet. Die Außenseiten wurden dann mit einer Vormauerschale verkleidet.
Die horizontale Fuge heißt Lagerfuge, die vertikale Stoßfuge.
Als Kimmstein werden die Steine zum Höhenausgleich bezeichnet. Entsprechend heißt die unterste Schicht, wenn sie nur Steine zum Höhenausgleich enthält, Kimmschicht.
Geschichte
Für gebräuchliche Mauerstärken waren die Steine in der Vergangenheit viel zu schmal. Außerdem waren einschalige Mauern nicht hinreichend tragfähig. Es ergab sich die Notwendigkeit, die Steine für tragendes Mauerwerk im Verband zu mauern.
Die Mauerstärken bemaßen sich in ganzen Steinen, gerechnet in Ziegellänge. 1-Stein-Mauerwerk ist zum Beispiel im (neuen) (Reichs-) format 24 Zentimeter dick. Für mehrgeschossige Stadthäuser der Gründerzeit war 2,5 bis 3-Stein-Mauerwerk (61,5 bis 74 Zentimeter) in Keller und Erdgeschoss üblich, das sich in jedem ersten bis zweiten weiteren Geschoss um einen halben Stein verjüngte. Gelegentlich wurde der Ziegel auch hochkant vermauert, zum Beispiel bei sehr dünnen nichttragenden Trennwänden. In Griechenland ist diese sehr sparsame Bauweise noch immer gebräuchlich.
Heute spielen Mauerwerksverbände nur noch eine untergeordnete Rolle. Tragende Wände lassen sich schneller und preiswerter mit großen, industriell gefertigten Blocksteinen im simplen Läuferverband oder gleich mit geschaltem Stahlbeton herstellen. Die hohen Lohnkosten machen den Einsatz von Mauerwerksverbänden in Europa äußerst unwirtschaftlich.
Beim Verblendmauerwerk werden nur scheinbar noch Mauerwerksverbände verwendet. Es handelt sich fast ausschließlich um Ziermauerwerk. Die Vormauerschale ist einschichtig und müsste daher im Läuferverband gemauert sein. Um aber dennoch das historische Erscheinungsbild zu erreichen, werden verkürzte Läufersteine als vermeintliche Kopfsteine eingesetzt. Es handelt sich also um keinen echten Verband im historischen Sinne. Die tragende Wirkung wird inzwischen von der Hintermauerschale übernommen. Die Vormauerschale hat lediglich eine Schutzfunktion gegen Schlagregen, vor allem aber dekorativen Charakter.
Einteilung
Einteilung der Mauerwerksverbände (MV) MV für Mauermitte MV für Mauerende (Endverbände) MV für Mauermitte Konstruktionsverbände(Tragverbände), keine Fugendeckung, ohne Teilsteine Zierverbände , z.B. für Sichtmauerwerk Sonderverbände gegen Schlagregen Sparverbände mit Bruchstücke heute unzulässig Tragverbände für Ein-Stein-Mauerwerk für Verbandmauerwerk (in jeder Schicht sind zwei oder mehr Steinreihen)
Binderverband Läuferverband mittiger schleppender
Blockverband Kreuzverband Endverbände nach den Teilsteinen Regelverbände (MV mit Dreiviertel-Steine)
vereinfachte Verbände (MV mit Viertel-Steine)
Endverbände nach der Mauerlänge, l Normalverbände ( l = ganzzahliges Vielfaches der Steinlänge bzw. halben Steinlänge)
umgeworfener Verband ( l = ganzzahliges Vielfaches der Steinlänge bzw. halben Steinlänge plus ¼ Steinlänge)
Für kleinformatige Steine kann mit ( x = ganze Zahl) geschrieben werden: l = x ∙ 2 am + 1 am l = x ∙ 2am + (¼ am bzw.1¼ am)
Verbandarten
Je nachdem, wie Binder und Läufer aufeinander folgen und die Fugen übereinander stehen, werden die Verbände unterschiedlich benannt. Die Namen der Verbandsarten werden hierbei teilweise eher allgemein verwendet oder beziehen sich auf ein ganz spezielles Muster.
Mauerverband
Beim Mauerverband im engeren Sinne steht die Lastverteilung und Tragfähigkeit im Vordergrund.
Läufer- und Binderverband
Sind Mauersteine in Längsrichtung der Mauerflucht mit jeweiligem Versatz der nächsten Schar um eine halbe Länge angeordnet, wird von einem Läuferverband gesprochen. Am Ende einer jeden zweiten Reihe wird ein 1/2 Stein vermauert, um versetzte Stoßfugen zu erreichen. Einfache bzw. nichtragende Wände können im reinen Läuferverband erstellt werden. Sind die Scharen um 1/4 versetzt, spricht man vom Schleppenden Läuferverband.
Sind dagegen die Köpfe zu sehen, wird dieser als ein Binderverband bezeichnet. Tragende Wände müssen im Binderverband erstellt werden, um eine ausreichende Lastenableitung durch die Verzahnung zu gewährleisten.
Blockverband
Auch im dickeren Blockverband wechseln sich Binder- und Läuferschichten ab, dabei sind die Läufer gegenüber den Bindern um einen halben Kopf versetzt eingebaut, während Läufer senkrecht fluchten. Die Mauerstärke entspricht damit mindestens einer Ziegellänge.
Bei einer Mauerstärke von einem Stein befinden sich in den Läuferscharen jeweils zwei Steine längs nebeneinander und in den Binderscharen liegen die Steine quer aneinander. Ist die Länge der Mauer in Kopflängen ungerade wird die Läuferschicht beidseitig von zwei Dreiviertlern abgeschlossen, ist sie gerade, wird an einem Ende jeweils ein Binder nach den Dreiviertlern eingefügt.
Für dickere Mauern ab eineinhalb Steinen bzw. drei Köpfen Stärke im Blockverband werden die Binder- und Läuferscharen komplizierter. (Hinweis: Der Blockverband wird nicht, wie das Bild suggeriert, mit unterschiedlichen Formaten für Binder und Läufer gemauert)
Je nach Stärke ergibt sich:
- 1,5 Steine: In der Läuferschar liegt an der sichtbaren Außenseite ein Läufer, dahinter zwei Binder; in der Binderschar ist dies genau umgekehrt. Somit sind Läufer- und Binderschar identisch aufgebaut.
- 2 Steine: In der Läuferschar liegen an beiden Außenseiten jeweils ein Läufer, dazwischen zwei Binder. In der Binderschar werden zwei Binder hintereinander gelegt.
- 2,5 Steine analog 1,5 Steine, jedoch mit einem weiteren zusätzlichen Binder.
In jeder Läuferschar liegen an Anfang und Ende so viele Dreiviertel (Dreiquartiere), wie die Wand in Köpfen dick ist. Bei Ecken gilt die Maurerregel, dass die Läuferschicht „durchläuft“, die Binderschicht dagegen anstößt. Im Sparverband wird die Läuferschar mit ganzen Steinen begonnen, der Ausgleich erfolgt in der Binderschar mit längs gespaltenen Steinen, den Riemchen. Dadurch entsteht kein Abfall an Ziegeln, es werden keine Dreiviertler verwendet. Jedoch ist am Mauerende die Tragfähigkeit nicht so groß. Als Abhilfe können die Riemchen erst nach dem ersten Binder verbaut werden.
Erste Anwendungen des Blockverbandes kann man ab dem 16. Jahrhundert nachweisen. Damit entstand ein homogenes Mauerwerk, das durch die gesamte Dicke durchgebunden und deutlich fester war als das mittelalterliche Schalenmauerwerk. Im Blockverband wird jede Stoßfuge in der darunter und darüberliegenden Schicht verdeckt. Die großen Bauwerke aus Ziegeln der Gründerzeit sind, abgesehen von Fassadengestaltungen, überwiegend im Blockverband gemauert.
Kreuzverband
Beim Kreuzverband, der vom Binderverband abgeleitet ist, wird jede zweite Läuferschicht um einen Kopf – den Verschiebekopf – versetzt. Die Schichtenfolge wiederholt sich erst nach vier Lagen. Der innere Aufbau der Schichten bleibt identisch. Bei gezielter Verwendung unterschiedlich farbiger Ziegel ergibt sich dabei ein Kreuzmuster. An den Enden werden Dreiviertel-Steine vermauert.
Verblendverband (Zierverband)
Der Verblendverband geht als reiner Zierverband vom äußeren Erscheinungsbild aus. Diese Verbände wurden teilweise historisch als Mauerverband verwendet.
Märkischer Verband
Beim Märkischen Verband, auch als Wendischer Verband oder Kirchenverband bezeichnet, wechseln sich in einer Schicht je zwei Läufer mit einem Binder ab. Er ähnelt dem Gotischen Verband, jedoch kommen die Binder jeweils auf den Fugen der Läufer der benachbarten Reihen zum liegen.
Holländischer Verband
Der Holländische Verband hat mehrere aufeinander folgende Binderschichten, die mit sichtbaren Läufer-Binder-Schichten abwechseln, wie auf dem nebenstehenden Bild einer 1 Stein starken Mauer zu erkennen ist. Durch diese Anordnung entfallen die sonst übereinander liegenden inneren Stoßfugen. Der Nachteil ist bei diesem Verband, dass bei Mauerstärken von ungerader Steinbreitenanzahl sehr viele 3/4-Format-Steine geschlagen bzw. geschnitten werden müssen. Die Verzahnung erfolgt gleichmäßig, um je einen eingreifenden 1/4 Stein und einer periodisch wiederkehrenden Abtreppung. Wie im Bild dargestellt, entstehen dadurch die 1/4 Stein und 3/4 Stein breiten Abstufungen. Beim Holländischen Verband werden die Läufer-Binder-Schichten und Binderschichten regelmäßig miteinander abgewechselt, wobei dann die Binder jeder Läufer-Binder-Schicht übereinander liegen.[1]
Flämischer Verband
Als Flämischer Verband wird eine vereinfachte Variante des Holländischen Verbands bezeichnet. Es wechseln sich dabei periodisch ein Läuferziegel und ein Binderziegel miteinander ab, wobei im Gegensatz zum Holländischen Verband keine (oder selten wenige) Binderschichten verbaut wurden. Die Schichten sind jeweils um einen halben Kopf und einen halben Stein versetzt, sodass die in der überliegenden Schicht folgenden Binder immer auf der Mitte der darunter liegenden Läufersteine liegen.
Gotischer Verband (Polnischer Verband)
Beim Gotischen Verband (auch Polnischer Verband genannt) wechseln sich in jeder Steinschicht jeweils ein Binder und mehrere Läufer periodisch ab. Oftmals befindet sich nach 3 Schichten der Binder wieder an der selben Stelle. Bei ungeraden Wandstärken, z.B. 1,5 Steinlängen, wird nach jedem Läufer ein Binder gesetzt.[2] Bei diesem Verband fallen die gedeckten Stoßfugen der übereinander liegenden Schichten in der gesamten Mauerhöhe auf eine Viertelsteinlänge aufeinander. Dieser Verband wird vorwiegend in Verblend- und Sichtmauerwerken eingesetzt, jedoch nicht bei vollen Ziegelmauern.
Schlesischer Verband
Der Schlesische Verband ist wie der Gotische Verband, jedoch mit mindestens 2 Läufern zwischen den Bindern.
Wilder Verband
Beim Wilden Verband handelt es sich um eine wilde Anordnung der Steine, bei der dennoch bestimmte Regeln zu beachten sind. Die Stoßfugen müssen um 1/4 Stein versetzt werden, wobei eine Treppenbildung weitgehend vermieden werden sollte. Es sollten jedoch höchstens 3 bis 4 Stufen übereinander angeordnet werden. Die Köpfe (Binder) dürfen höchstens in jeder 6. Schicht wieder übereinander liegen.
Hohlmauerwerkskonstruktionen
Hohlmauerwerke wurden im 19. Jahrhundert oft gebaut und werden heute noch in Indien verwendet. Eine in England verbreitete Variante des Hohlmauerwerks nennt sich rat-trap (dt. „Rattenfalle“). Bei diesem Verband, der von außen wie der Flämische Verband aussieht, werden die Steine hochkant abwechselnd wie Läufer und Binder aneinandergereiht. Dadurch entstehen zwei Mauern aus Läufern, welche durch Binder verbunden werden. Dadurch ist die Mauer so stabil, dass etwa 3 Stockwerke errichtet werden können. Durch den Lufteinschluss isoliert sie gut und benötigt weniger Steine als eine massive Mauer.
Amerikanischer Verband
In Amerika wird häufig ein Verband gebaut, bei dem abwechselnd eine Binderschicht und – je nach Bauweise – rund fünf Läuferschichten übereinandergesetzt werden.
Galerie
Regeln über Verband, Läufer und Binder gelten auch bei Natursteinmauerwerk mit der Ausnahme von Trocken- und Bruchsteinmauerwerk.
Siehe auch
- Pflaster (Belag) zum Verband der Pflasterungen
- Parkettierung, die mathematischen Grundlagen der Pflasterungen und Verbände
Weblinks
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Commons: Mauerwerksverbände – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Wikibooks: Mauerei – Detaillierte Beschreibung der Arbeitsvorgänge beim Mauern
- Darstellung verschiedener Mauerwerksverbände
- Berufsschule Wals: Ziegelverbände
- Darstellung Gotischer Verband
- Darstellung Holländischer Verband
Einzelnachweise
- ↑ Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Band 5 Stuttgart und Leipzig 1907, S. 107
- ↑ Erich Cziesielski: Lehrbuch der Hochbaukonstruktionen, Teubner Verlag, Auflage 3 (1997), ISBN 3519250152
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