Max Ronge

Max Ronge

Oberst Maximilian Ronge (* 9. November 1874 in Wien; † 10. September 1953 ebenda) war der letzte Chef des Evidenzbüros, dem Militärgeheimdienst der k.u.k. Monarchie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bereits in seiner frühen Laufbahn ein erfolgreicher Offizier der k.u.k. Armee, der unter anderem gemeinsam mit dem späteren Sozialdemokraten und persönlichen Widersacher Theodor Körner die Offiziersausbildung absolvierte, wurde Ronge 1907 in das Evidenzbüro, die Stabstelle des k.u.k. Militärgeheimdienstes versetzt, wo er Schüler von Oberst Alfred Redl wurde.

Nachdem Redl 1913 als Doppelagent enttarnt wurde, übernahm Ronge die Führung des Evidenzbüros, das die Spionageabwehr professionaliserte und während des Ersten Weltkriegs die Feinde der Doppelmonarchie verfolgte. Als Feinde galten vor allem Juden, Bolschewiki, Freimaurer und Sozialisten. 1917 wurde Ronge zum Oberst befördert und Chef der Nachrichtenabteilung des Armeeoberkommandos.

Nach der Gründung der Ersten Republik wurde er stellvertretender Leiter des „Kriegsgefangenen- und Zivilinternierten-Amtes“ in Wien. Gleichzeitig war er Mitglied einer Geheimgesellschaft, die den Sturz der sozialdemokratischen Republik zum Ziel hatte.

1932 wurde Ronge pensioniert. 1933 reaktivierte man Ronge jedoch wieder als Leiter des staatspolizeilichen Sonderbüros, 1934 war er im Bundeskanzleramt im Ständestaat des Engelbert Dollfuß, seine Spionageabwehr konnte aber den Mord am christlich-sozialen Bundeskanzler nicht verhindern.

Als Ronge am Tag nach Hitlers Annexion nicht der SS beitreten wollte, wurde er von den Nationalsozialisten in Wien inhaftiert, dann mit anderen Politikern im Rahmen des „Prominententransports“ ins KZ Dachau deportiert. Aus seiner Haft im Münchener Polizeigefängnis ließ er Wilhelm Canaris eine Ergebenheitsadresse anlässlich dessen Beförderung zum Vizeadmiral zukommen. Ronge wurde daraufhin im August 1938 freigelassen und erlebte den Zweiten Weltkrieg in Wien.

Als 71-Jähriger unterstützte er die amerikanischen Besatzungstruppen in Österreich beim Aufbau eines neuen Geheimdienstes. 1953, noch vor Gründung der neuen Heeresspionageorganisation starb Ronge.

Sein Enkel ist der in Österreich bekannte Historiker Gerhard Jagschitz. Erst nach seiner Pensionierung begab sich Jagschitz an die 80 Kisten aus dem Nachlass seines Großvaters. „Mein Großvater“, so sagte Jagschitz, „war nach den heute gültigen Regeln ein Massenmörder“[1]. Gemeinsam mit Verena Moritz und Hannes Leidinger schrieb Jagschitz ein Buch über Ronge unter dem Titel Im Zentrum der Macht.

Werke (Auswahl)

  • Kriegs- und Industrie-Spionage. Zwölf Jahre Kundschaftsdienst. Amalthea-Verlag, Zürich 1933.
  • Meister der Spionage. Payne Verlag, Leipzig 1935.

Literatur

  • Verena Moritz, Hannes Leidinger, Gerhard Jagschitz: Im Zentrum der Macht. Die vielen Gesichter des Geheimdienstchefs Maximilian Ronge. Residenz-Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-7017-3038-4.
  • Albert Pethö: Agenten für den Doppeladler. Österreich-Ungarns Geheimer Dienst im Weltkrieg. Leopold Stocker Verlag, Graz 1998, ISBN 3-7020-0830-6.

Einzelnachweise

  1. Mein Großvater, der Mörder Die Zeit International

Weblinks


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