Münzstätte Muldenhütten

Münzstätte Muldenhütten
Königreich Sachsen, 5 Mark 1909 E, anlässlich der 500-Jahr-Feier der Universität Leipzig. Münzgraveur Max Barduleck, letztes Werk
Königreich Sachsen, 3 Mark 1913 E, anlässlich der 100-Jahr-Feier der Völkerschlacht bei Leipzig, Entwurf und Vorderseitenstempel von Friedrich Hörnlein
Medaille von Friedrich Wilhelm Hörnlein, Inflation 1923, geprägt in der Münze Muldenhütten.
DDR, Pfennig 1953 E, letzter Pfennig der Münze Muldenhütten

Die Münzstätte Muldenhütten bei Freiberg wurde nach der Schließung der Münzstätte Dresden 1887 neue sächsische Staatsmünze. Reichsmünzen der sächsischen Staatsmünze tragen ab 1872 den Buchstaben E als Münzzeichen. Die Münzstätte Muldenhütten übernahm dieses Münzzeichen bis zur Schließung 1953.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Verlegung der Staatsmünze von Dresden nach Muldenhütten

Die letzten Münzen der Münzstätte Dresden wurden am 5. Februar 1887 geprägt und waren Pfennige. Gustav Julius Buschick, Münzmeister (1860–1887) bis 1872 mit Münzmeisterzeichen B, ließ, als die Einrichtungen der Dresdner Münze schon zum Teil für die Verlegung nach Muldenhütten abgebaut waren, noch 25 Einpfennigstücke der Jahreszahl 1887 mit einem großen Punkt hinter dem Wort PFENNIG als Erinnerungsstücke prägen, die „allerletzten Einpfenniger“. Die neue Münzstätte Muldenhütten wurde bereits 1887 in Betrieb genommen. Nach der Verlegung der Münzstätte Dresden nach Muldenhütten trat der Münzmeister in den Ruhestand. Das Münzmeisteramt wurde in der neuen Münzstätte nicht weitergeführt.

Die Münzstätte bis 1953

Die ersten in der neuen Münzstätte geprägten Münzen waren 20-Pfennig-Stücke (Kupfer/Nickel) der Jahreszahl 1887, von denen die ersten 50 Exemplare mit einem Stern unter der Wertziffer versehen wurden. Der Stern ist das Münzmeisterzeichen des letzten Freiberger Münzmeisters Andreas Alnpeck (1546–1556) und weist darauf hin, das die Verlegung der Münzstätte Muldenhütten eine Rückverlegung ins Freiberger Gebiet ist (siehe Münzstätte Freiberg).

Max Barduleck war Münzgraveur, Medailleur und Stempelschneider an der sächsischen Staatsmünze in Dresden und Muldenhütten von 1865 bis 1911. Sein letzter Stempelschnitt vor dem Ruhestand war für die Prägung der 5-Mark-Gedenkmünzen auf das 500jährige Jubiläum der Universität Leipzig 1909. Am 1. Juli 1911 übernahm Friedrich Wilhelm Hörnlein, bereits vorher als hervorragender Medailleur bekannt (Signatur meist F. H.), das Amt des Münzgraveurs an der Königlich Sächsischen Staatsmünze, dessen Hauptaufgabe darin bestand, die Voraussetzungen für den ordnungsgemäßen Ablauf der Münzprägungen zu schaffen. Dazu gehörte nicht nur das Schneiden von Prägestempeln, sondern auch die Überarbeitung der Stempel und ihre Ergänzung mit dem Münzzeichen E als Kennzeichnung für die Münzprägungen in Muldenhütten. Seit 1919 kamen die Entwürfe und Stempel für die Reichsmünzen fast ausschließlich aus Berlin. Dennoch gelangten auch Entwürfe für Reichsmünzen von Friedrich Hörnlein zur Ausführung.

Folgende Vorderseiten der Reichsmünzen wurden nach Entwürfen von Friedrich Hörnlein für die Prägung in der Münze Muldenhütten ausgeführt:

3 Mark 1913 E, anlässlich der 100-Jahr-Feier der Völkerschlacht bei Leipzig (Völkerschlachtdenkmal)
3 Mark 1917 E, anlässlich der 400. Wiederkehr der Reformation (Friedrich der Weise)
3 und 5 Reichsmark 1929 E, Tausend Jahre Burg und Stadt Meißen.

Die zum größten Teil in der Muldenhüttener Münze geprägten Hörnleinschen Medaillen zeugen von der hohen künstlerischen und handwerklichen Fähigkeit des Medailleurs, seine Medaillenentwürfe direkt (spiegelbildlich und vertieft) in die Stahlstempel schneiden zu können und auf die Reduziermaschine zu verzichten.

Friedrich Hörnlein fand bei der Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 mit seiner Familie den Tod. Damit war zugleich auch das Ende des umfangreichen und bedeutenden künstlerischen Medaillenschaffens mit besonderer Ausstrahlung auf die Muldenhüttner Münze gekommen.

Die Münzstätte Muldenhütten stellte 1953 ihren Betrieb ein.

Literatur

  • Walter Haupt: Sächsische Münzkunde, Berlin 1974
  • Max Barduleck: Die letzten Jahre der Münze in Dresden, Werksverzeichnis 1865 bis 1911, herausgegeben von Dr. Paul Arnold, Berlin, 1981
  • Dr. Paul Arnold, Dr. Harald Küthmann, Dr. Dirk Steinhilber: GROSSER DEUTSCHER MÜNZKATALOG VON 1800 BIS HEUTE, Augsburg, 2010
  • Paul Arnold, Max Fischer †, Ulli Arnold: Friedrich Wilhelm Hörnlein 1873―1945, Hrsg.: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Münzkabinett Dresden, 1992
  • Max Fischer: Friedrich Wilhelm Hörnlein 1873―1945. In: Katalog der II. Kreismünzausstellung 1973, hrsg. vom Kulturbund der DDR, Kreisfachgruppe Numismatik Dresden
  • Paul Arnold: Kurfürst August (1553–1586) und das sächsische Münzwesen. In: Numismatische Hefte Nr. 20, Dresden, 1986
  • Freiberger Land. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1988 (Werte unserer Heimat. Band 47).

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