Meister Boppe

Meister Boppe
Codex Manesse

Boppe war ein mittelhochdeutscher Sangspruchdichter, der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gelebt hat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über das Leben Boppes ist nur wenig bekannt. Seine Sprüche sind aufgrund historischer Bezüge zeitlich auf die 80er und 90er Jahre des 13. Jahrhunderts eingrenzbar, doch existieren keine außerliterarischen Zeugnisse. Im Meistersang wurde Meister Boppe als einer der zwölf alten Meister verehrt, die als Erfinder ihrer Künste galten; die Große Heidelberger Liederhandschrift weist ihm zwar keinen Titel zu, jedoch nennt ihn die Jenaer Liederhandschrift „Meister“.

Auch in verschiedenen Meisterkatalogen wird Boppe bis ins 17. Jahrhundert hinein erwähnt, so in einem von Lupold Hornburg um 1350: „Des Boppen sang von vogel, tyren wol gebispelt ist“ (Des Boppen Lied enthielt von Vögeln [und] Tieren manch schönes Beispiel).

Jenaer Liederhandschrift

Werk

Unter dem Namen „Boppe“ überliefert die Große Heidelberger Liederhandschrift (C) 8 Töne mit insgesamt 40 Strophen, davon 20 Strophen in Ton I (Hofton). Nur dieser Ton fand Eingang in die weitere Überlieferung. In der Jenaer Liederhandschrift finden sich 18 Strophen (12 davon sind auch in C überliefert), einige weitere in anderen älteren Handschriften. Insgesamt sind in Ton I 30 altüberlieferte Sprüche erhalten. Darüber hinaus ist der Hofton in den späteren Meisterliederhandschriften breit überliefert. Die umfangreichste Überlieferung bietet die Kolmarer Liederhandschrift mit insgesamt 190 Strophen in 48 Einheiten, 33 davon sind (oft in abweichender Strophenordnung) mehrfach bezeugt. Doch stammen diese Strophen vermutlich größtenteils aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Thematisch ist in Boppes Texten – wie auch bei anderen Sangspruchdichtern – eine Rückbindung an die zeitgeschichtliche Realität erkennbar; neben persönlichen und moralischen Fragen befasst er sich so auch mit politischen und theologischen. In seinen Strophen finden sich alle Themen der höfischen Spruchdichtung, die Aufzählung höfischer Tugenden und Laster sowie die moralische Ausdeutung von Naturphänomenen und Tieren. Einige Strophen sind an Personen gerichtet, darunter eine Totenklage auf Konrad von Würzburg.

Literatur

Ausgaben

  • Heidrun Alex: Der Spruchdichter Boppe. Edition - Übersetzung - Kommentar (= Hermaea; Neue Folge Band 82), Tübingen 1998

Nur noch historischen Wert haben die beiden älteren Ausgaben:

  • Georg Tolle (Hrsg.): Der Spruchdichter Boppe, Sondershausen 1894
  • Friedrich Heinrich von der Hagen (Hg.): Minnesinger, 4 Teile, Leipzig 1838; Neudruck 1963. Teil 2, Seite 377–386; Teil 3, Seite 405–407

Sekundärliteratur

  • Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. -18. Jahrhunderts, Band 3, bearbeitet von Frieder Schanze und Burghart Wachinger, Tübingen 1986, Seite 209-245 (Zusammenstellung der Überlieferung)
  • Heidrun Alex: Artikel im Killy Literatur Lexikon (2. Auflage) (erscheint 2007)
  • Gisela Kornrumpf: Boppe, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Band 1, 2. Auflage, Berlin, New York 1978
  • Georg Tolle: Der Spruchdichter Boppe, Göttingen 1887
  • Burghart Wachinger: Artikel im Lexikon des Mittelalters, Band 2, Spalte 445

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