Menon von Pharsalos

Menon von Pharsalos

Menon von Pharsalos (griechisch Mένων, * um 422 v. Chr.; † 400 v. Chr.) war ein thessalischer Adliger aus wohlhabender Familie, der aus Larisa (oder Larissa) stammte.[1] Er wuchs während des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.) auf und führte nach diesem Kriege (in noch sehr jugendlichem Alter) in persischen Diensten als Feldherr eine griechische Söldnerschar. Er ist auch bekannt als Gesprächspartner des Philosophen Sokrates in dem platonischen Dialog Menon.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Die Forscherin Monique Canto-Sperber weist darauf hin, dass die Familie Menons in Athen keineswegs unbekannt war. Bereits der gleichnamige Großvater Menons kam 476 v. Chr. dem Athener Kimon bei dessen Attacke auf Eion am Strymon zu Hilfe. Als Dank dafür wurde ihm die athenische Staatsbürgerschaft zuerkannt.[2]

Ein weiterer Menon von Pharsalos, wahrscheinlich der Sohn des Genannten und Onkel des hier behandelten Menon, leistete den Athenern durch Heranführung thessalischer Reiter 431 v. Chr. – am Anfang des Peloponnesischen Krieges – ebenfalls Hilfe aufgrund „eines alten Bündnisses“[3].

Politische und militärische Aktivitäten

Platon erwähnt, dass der junge Menon ein enger Vertrauter des Aristippos von Larissa, aus dem Adelsgeschlecht der Aleuaden, war, zu dem wahrscheinlich auch Menon selbst gehörte. So hat Menon, bevor er nach Athen kam, den Unterricht des berühmten sizilischen Rhetors Gorgias genossen, den dieser reichen Adligen erteilte, als er sich in der thessalischen Hauptstadt Larissa aufhielt.[4]

404 v. Chr. mussten die führenden Aleuaden Larissa verlassen und in die Verbannung gehen, darunter auch Aristippos und die Familie Menons, als ein thessalisches Adelsheer unter Führung der Aleuaden von dem Alleinherrscher Lykophron von Pherai besiegt wurde.[5] In dieser Situation der Niederlage nutzte Aristippos seine Gastfreundschaft mit dem persischen Prinzen Kyros und bat diesen um Hilfe. Aristippos gelang es, mit der von Kyros gewährten finanziellen Unterstützung ein Söldnerheer anzuwerben und die Rückkehr nach Larissa zu erzwingen.

Canto-Sperber vermutet, dass der junge Menon eben zu dieser Zeit von seiner Vaterstadt Pharsalos aufgrund seiner familiären Beziehungen nach Athen kam, um dort zu versuchen, die Unterstützung der attischen Hauptstadt gegen die aggressive Politik des Lykophron von Pherai zu erlangen,

Während seines Aufenthalts in Athen begegnete Menon, der sich dort mit mehreren Dienern aufhielt, dem Philosophen Sokrates. In Platons Dialog Menon wird ihre Diskussion über die Tugend dargestellt. Wie sich zeigt, haben beide durchaus unterschiedliche Auffassungen davon, was als „Tugend“ gelten soll.

Im Rahmen des militärischen Bündnisses zwischen Kyros und den Aleuaden von Larissa erhielt Menon 401 v. Chr. von Aristippos den Auftrag, den persischen Prinzen Kyros bei dessen Feldzug gegen seinen Bruder, den persischen Großkönig Artaxerxes II., zu unterstützen. Bei Kolossai in Phrygien führte er Kyros ein Hilfsheer von 1000 Hopliten und 500 Peltasten zu. Er übernahm den Schutz für die kilikische Fürstin Epyaxa und bewirkte, dass deren Gatte, der Dynast Syennesis, den Einzug des Kyros in Kilikien nicht blockierte. Als der Großkönig und sein jüngerer Bruder in der Schlacht bei Kunaxa zusammenstießen, befehligte Menon den linken Flügel. Kyros fand in diesem Kampf den Tod.

Der Athener Intellektuelle, Geschichtsschreiber und Sokrates-Schüler Xenophon, der ebenfalls an diesem Feldzug teilnahm, beurteilt die Person und den Charakter des Menon überwiegend negativ, sicherlich auch beeinflusst durch die Konkurrenz, in der Menon zu Xenophons Freund Proxenos von Theben, stand, aber auch auf der Grundlage seiner Beobachtungen von tatsächlichen Vorkommnissen und Konflikten innerhalb des griechischen Heeres.

Charakter

Xenophon schreibt über Menon: „Der Thessaler Menon strebte ganz offenkundig gewaltig nach Reichtum, nach Befehlsgewalt, um noch mehr zu erraffen, nach Ehre und Ansehen, um noch größeren Gewinn zu machen. Freundschaft wünschte er mit den Mächtigsten, damit er nicht für ungerechtes Tun Rechenschaft geben müsse. Zur Befriedigung seiner Wünsche hielt er für den kürzesten Weg den Meineid, Lüge und Betrug; Geradlinigkeit und Wahrheit hielt er für Einfalt. ... Wie ein anderer stolz ist auf seine Gottesfurcht, Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit, brüstete sich Menon mit seiner Fähigkeit zu betrügen, Lügen zu erfinden, die Freunde zu verspotten.“[6]

Eine Streitfrage der Forschung bleibt es, ob Menon seine griechischen Kameraden nach dem Tod des Kyros, als das griechische Heer ohne konkreten Auftrag mitten im Feindesland stand, zur Rettung seiner eigenen Person an die Perser verraten hat. Manche trauen es ihm aufgrund dessen, was über seinen Charakter bekannt ist, durchaus zu. So beschuldigte der am persischen Hof tätige griechische Arzt Ktesias, der auch Geschichtswerke verfasste, Menon dieser Tat. Allerdings geht selbst der ihm abgeneigte Xenophon nicht so weit, Menon diesen Verrat vorzuwerfen. Platon beurteilt ihn charakterlich günstiger.

Tod

Nachdem es den Militärs des Großkönigs gelungen war, nahezu die gesamte Führungsspitze der griechischen Söldnerschar in ihre Hand zu bekommen, wurde Menon – wie Xenophon mitteilt – vom persischen Feldherrn Tissaphernes zunächst gefangengenommen und in die persische Hauptstadt Susa gebracht. Wie Xenophon berichtet, wurde er von den Persern nicht wie die anderen gefangenen griechischen Strategen sofort enthauptet, sondern verstümmelt und soll – nachdem er noch ein Jahr gelebt hat – „wie ein Verbrecher sein Ende gefunden haben“. Der ehrgeizige Abenteurer war zu diesem Zeitpunkt etwa 22 Jahre alt.

Anmerkungen

  1. Xenophon, Anabasis 1, 2, 6; Diodor 14, 19, 18.
  2. Demosthenes 13, 23 und 23, 199.
  3. Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges 2, 22, 3.
  4. Vgl. Platon: Menon, p. 70 a-b.
  5. Vgl. Hans Beck: Polis und Koinon. Franz Steiner Verlag 1997, S. 127.
  6. Xenophon: Anabasis 2 6, 21 ff.

Quellen

  • Platon: Menon.
  • Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges.
  • Xenophon: Der Zug der Zehntausend (Anabasis).

Literatur

  • Hans Beck: Polis und Koinon. Untersuchungen zur Geschichte und Struktur der griechischen Bundesstaaten im 4. Jahrhundert v. Chr. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07117-2 (Historia Einzelschriften Nr. 114).
  • Monique Canto-Sperber: Einführung. In: Platon: Menon. Verlag GF Flammarion, 2. Aufl. Paris 1993, S. 17-26.
  • Debra Nails: The People of Plato: A Prosopography of Plato and Other Socratics. Hackett Publishing, Indianapolis, Cambridge 2002.

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