- Menschenmaterial
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Menschenmaterial ist das Unwort des 20. Jahrhunderts, welches von der Jury der Aktion „Unwort des Jahres“, gewählt wurde.[1] Die Wahl auf dieses Wort fiel aufgrund der „unangemessenen Koppelung von Lebendig-Menschlichem und toter Sache“.
Der Begriff tauchte das erste Mal in Theodor Fontanes Bericht Ein Sommer in London von 1854 in einem militärischen Kontext auf: „Der englische Soldat, als rohes Menschenmaterial noch immer unvergleichlich …“ Karl Marx verwendete den Begriff mehrfach kritisch in Das Kapital (1867). Besonders während des Ersten Weltkriegs war oft von den vielen Verlusten an „Kriegs- und Menschenmaterial“ die Rede. Adolf Hitler benutzte den Ausdruck mehrfach in seinem politischen Grundlagenwerk Mein Kampf. Im Zweiten Weltkrieg wurden KZ-Häftlinge, welche nicht zu Arbeitszwecken verwendbar waren, als „unbrauchbares Menschenmaterial“ bezeichnet.
Auch Franz Kafka benutzt dieses Wort in der Erzählung Beim Bau der Chinesischen Mauer.
Analog hierzu wird in Profisport-Kreisen – insbesondere vor dem Hintergrund, dass für Sportler Ablösesummen gefordert und bezahlt werden – von Trainern und Funktionären häufig von „Spielermaterial“ gesprochen. Von Lehrern, besonders der älteren Generation, ist gelegentlich das Wort „Schülermaterial“ zu hören.[2]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Unwort des 20. Jahrhunderts - Menschenmaterial. Abgerufen am 3. Januar 2010 (Begründung der Gesellschaft für deutsche Sprache für die Wahl zum Unwort des 20. Jahrhunderts).
- ↑ Kurt Singer: Worte können töten – im wahren Sinn des Wortes. Das Tabu: Gewalt durch verletzende Lehrer-Worte. In: Michele Minelli (Hrsg.): Endstation Schulausschluss? Über den Umgang mit schwierigen Schulkindern. Haupt-Verlag, Bern 2003 (Beitrag online, abgerufen am 21. Februar 2009).
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