Merowe-Damm

Merowe-Damm
Merowe-Staudamm
Lage: Sudan
Zuflüsse: Nil
Abflüsse: Nil
Geographische Lage 18° 29′ 33″ N, 31° 49′ 6″ O18.492531.8183333333337Koordinaten: 18° 29′ 33″ N, 31° 49′ 6″ O
Daten Bauwerk
Bauzeit: 2000 - 2008/09
Höhe des Absperrbauwerks: 67 m (CFRD); 52 m (Erdkerndamm)dep1
Bauwerksvolumen: 16,1 Mio. m³dep1
Kronenlänge: 9200 mdep1
Böschungsneigung luftseitig: 1:1,6 (CFRD); 1:1,8 (Erdkerndamm)
Böschungsneigung wasserseitig: 1:1,3 (CFRD); 1:2 (Erdkerndamm)
Kraftwerksleistung: 1250 MWdep1
Daten Stausee
Höhe des Stauziels: 280,50 m
Wasseroberfläche bei Vollstau: 476 km²dep1
Speicherraum: 12.500 Mio. m³dep1
Einzugsgebiet: 2,87 Mio. km²dep1
Bemessungshochwasser: 20.000 m³/sdep1

Der Merowe-Staudamm, auch Hamdab High Dam ist eine Talsperre in Sudan. Der Staudamm liegt am Nil unterhalb des vierten Kataraktes, etwa 350 bis 400 km nördlich von Khartum nahe der Stadt Karima.

Inhaltsverzeichnis

Stausee

Der Stausee erstreckt sich vom Damm beim Ort Hamdab bis zur Mograt Insel westlich von Abu Hamad. Vor Fertigstellung wurde der Stausee auf 170 bis 200 km Länge geschätzt, mit einem Speicherraum von 12,5 Milliarden m³, einer Oberfläche von 476 km² und einer mittleren Tiefe von 26 m. Das Einzugsgebiet ist 2,87 Millionen km² groß.

Staudamm

Der Staudamm ist insgesamt 9200 m lang, bis zu 67 m hoch und besteht aus unterschiedlichen Teilen:

  1. ein 311 m langer homogener Erddamm auf der rechten Seite,
  2. ein 4364 m langer Hauptdamm aus Steinschüttung mit einer Betonoberfläche (CFRD) rechts,
  3. ein 154 m langer Hochwasserüberlauf und ein 370 m langes Kraftwerks-Einlaufbauwerk am rechten Kanal und bei der Marwa-Insel,
  4. ein 841 m langer Steinschüttdamm mit einem Erdkern auf der linken Seite,
  5. ein 1437 m langer CFRD-Damm links,
  6. ein 1700 m langer Erddamm links.

Wasserkraftwerk

Das Wasserkraftwerk am Fuß des Dammes soll mit zehn Francis-Turbinen 1250 MW erzeugen. Mit der Stromerzeugung soll Anfang März 2009 begonnen werden. Jede Turbine ist auf einen Durchfluss von 300 m³/s bei einer Fallhöhe von 43 m ausgelegt. Bei einer geschätzten Auslastung von 50 Prozent ergibt das eine Jahresstromproduktion von 5,5 TWh. Sie wird die bisherige sudanesische Stromproduktion ungefähr verdoppeln. Zur gesamten Anlage gehört der Neubau von insgesamt rund 1000 km Strom-Übertragungsleitungen nach Khartum und Port Sudan, sowie in die benachbarten Orte Merowe und Dunqula.

Bewässerung

Als weiterer positiver Effekt ist geplant, neben der Stromerzeugung Wasser über etwa 400 km lange Kanäle abzuleiten und zur landwirtschaftlichen Bewässerung nutzbar zu machen. So soll ein arides Gebiet von rund 400.000 ha zu fruchtbarem Ackerland gemacht werden.

Auftragnehmer

Als Auftragnehmer sind mehrere ausländische Firmen an dem Projekt beteiligt:

  • China International Water&Electric Corp. und China National Water Resources and Hydropower Engineering Corp.: Bauarbeiten Staudamm, Hydromechanik.
  • Lahmeyer International (Deutschland): Planung, Projektmanagement, Bauingenieurarbeiten.
  • Alstom (Frankreich): Generatoren, Turbinen.
  • Harbin Power Engineering Company und Jilin Province Transmission und Substation Project Company (China) unterzeichneten einen Vertrag über 460 Millionen US-Dollar zum Bau von Strom-Übertragungsleitungen.[1]
Hinweistafel an der Brücke über den Nil bei Merowe.

Geldgeber sind vier Banken aus arabischen Staaten und die China Exim Bank, die zusammen 850 Millionen US-Dollar zur Verfügung stellten. Die Gesamt-Baukosten werden auf 1,8 Milliarden Dollar geschätzt und von der China National Petroleum Corporation finanziert. Die staatliche chinesische Ölgesellschaft finanziert auch den Ausbau von Straßen in Sudan. Begleitend zum Merowe-Dammprojekt finanzierte sie mit 10 Millionen Dollar den Bau der ersten Brücke über den Nil in Sudan nördlich der Hauptstadt. Die Brücke wurde von chinesischen Unternehmen gebaut, im Januar 2008 eingeweiht und verbindet die beiden Orte Merowe und Karima.[2] Investitionen in die Infrastruktur, seit etwa 2000 zunehmend von chinesischen Unternehmen im Zusammenhang mit der Erdölgewinnung oder mit Staudammprojekten begleitend durchgeführt, werden von der Bevölkerung als Entwicklungshilfe positiv aufgenommen und stärken den Einfluss der chinesischen Wirtschaft allgemein im Land.

Nachteile und Proteste

Das Staudamm-Projekt ist umstritten.[3]Vor dem steigenden Wasser des Stausees mussten bereits tausende Menschen fliehen, es wird mit 50.000 gerechnet, die aus dem fruchtbaren Niltal in die unfruchtbare Nubische Wüste umgesiedelt werden müssen (siehe z.B. Dar al-Manasir). Auch archäologische Stätten aus 5.000 Jahren werden oder wurden bereits überflutet.

Proteste gegen den Staudamm führten im April 2006 zu mindestens drei Todesopfern. Zwischen August 2006 und Januar 2009 wurde der Stausee eingestaut und 100 Familien mussten ihre Häuser aufgeben, ohne dass eine Information oder Warnung seitens der Behörden erfolgt wäre. Berichten zufolge erhielten die Betroffenen keine Unterstützung nach ihrer Vertreibung, waren zeitweise ohne Nahrung und Unterkunft und wurden teilweise dauerhaft obdachlos. Der UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf angemessenes Wohnen rief deshalb im August 2007 zu einem Baustopp am Merowe- und Kajbar-Staudamm auf, bis eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe durchgeführt würde[4].

Anfang Oktober 2008 wurden die Schleusen des Staudamms geschlossen. Ein Teil der lokalen Bevölkerung oberhalb des Damms protestierte weiterhin und versuchte, sich in den Siedlungen gegen das steigende Nilwasser zu schützen. Bereits 30.000 Menschen sollen bisher insgesamt vertrieben worden sein. Im Juli 2008 wurde der Zugang zu dem Gebiet für Ausländer und Journalisten untersagt.[5]

Inbetriebnahme

Der Staudamm hatte im Januar 2009 seinen beabsichtigten Wasserstand erreicht. Anfang Februar wurden die ersten beiden Turbinen in Betrieb genommen. Im März soll die Stromproduktion anlaufen.[6] Die letzten beiden Turbinen sollen ab April 2010 Strom liefern.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ali Askouri: China’s investment in Sudan: destroying communities. Pambazuka News, 14. 12. 2006
  2. Vivien Foster, William Butterfield u.a.: Building Bridges. Chinas Growing Role as Infrastructure Financier for Sub-Saharan Africa. Weltbank, Washington 2008, S. 50
  3. World Organization Against Torture: Sudan. Ongoing violence against communities resisting dam construction in the northern nile valley. Genf, 30. November 2007
  4. UN News Centre: UN rights expert urges suspension to dam projects in northern Sudan.
  5. Merowe dam floods thousands in area closed to outsiders. Sudan Tribune, 3. Oktober 2008
  6. DIU Celebrates the Running of Merowe First and Second Turbines. Project's News, Merowe Dam Project, 6. Februar 2009 Darstellung der sudanesischen Regierung
  7. Merowe Electricity Generation to be launched 3rd March 2009. Sudan Online, News & Information Centre, 8. Februar 2009

Weblinks


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