Bur Sudan

Bur Sudan
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Bur Sudan (Sudan)
Bur Sudan
Bur Sudan
Klimadiagramm der Stadt
Container-Verladehafen. Kulisse der abendlichen Flaniermeile

Bur Sudan (arabisch ‏بور سودانBūr Sūdān; Alternativschreibung Port Sudan) ist die Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaates al-Bahr al-ahmar am Roten Meer. Sie ist die wichtigste Hafenstadt des Landes und die größte Stadt außerhalb der Hauptstadtregion. Port Sudan liegt im Nordosten des Sudan rund 680 Kilometer von Khartum entfernt.

Inhaltsverzeichnis

Bevölkerung

Für die Stadt werden 579.942 Einwohner (Berechnung 2011) angegeben.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner[1]
1906 (k.A.)[2] 4.289
1973 (Zensus) 132.632
1983 (Zensus) 209.938
1993 (Zensus) 305.385
2011 (Berechnung) 579.942

Auf der Suche nach Arbeit sind Bedscha-Nomaden, die ursprünglichen Bewohner des Gebietes, in verschiedenen Stadtteilen um das Zentrum sesshaft geworden. Zu ihnen zählen Clans der Beni Amer, Hadendoa, Ammarar oder al-Nourab. Arabische Händler waren schon vor der ägyptischen Herrschaft im Land. Die jüngste Bevölkerungsgruppe in der Stadt sind Chinesen, die als Arbeiter und Ingenieure vor allem für die Erdölindustrie angeworben worden sind.

Geschichte

Koloniale Häuserzeile im Marktzentrum. Typische Rundbogenarkaden. Die feinen Holzverkleidungen, die an die früheren arabischen Handelshäuser von Suakin erinnern sollten, sind fast verschwunden
Englisches Hauptpostgebäude. Die ehemalige griechisch-orthodoxe Kirche dahinter, von griechischen Händlern Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, wurde zur koptischen Kirche umgewidmet

Die Entwicklung zu einer modernen Stadt begann Anfang des 20. Jahrhunderts, die Geschichte eines Hafenortes an dieser geschützten Stelle reicht weiter zurück. In Ptolemäus (um 100-175) Geografie-Atlas hieß der Ort Theo Soteiron. Der portugiesische Seefahrer Juan de Castro lieferte um 1540 eine wohlwollende Beschreibung des Tradate genannten Seehafens nördlich von Suakin.[3] De Castros Beschreibung von Tradate wird Anfang 19. Jahrhundert mit dem Grabmal des islamischen Gelehrten Marsa Sheikh Barghut (oder Baraud) in Verbindung gebracht.[4] Er wurde in einem Kuppelbau (Qubba) als Schutzheiliger der Matrosen verehrt. Der ganze Ort wurde auch jahrhundertelang mit dem Namen des Heiligen bezeichnet.

Unter Lord Cromer, dem ersten britischen Generalkonsul von Ägypten, wurde um 1900 der Ausbau zu einem modernen Hafen und die Umbenennung in Port Sudan beschlossen. 1906 wurde eine Bahnlinie eröffnet, die vom Hafen westwärts durch die Wüste nach Atbara führte, wo sie an die bestehende Strecke von Wadi Halfa nach Khartum anschloss. Die Bahnlinie endete im 60 Kilometer südlich gelegenen Suakin, das als Hafenstadt bald aufgegeben wurde. In diesem Jahr hatte Port Sudan 4289 Einwohner.[5] Die Verladeeinrichtungen, wozu elektrische Kräne gehörten, waren bis 1909 fertiggestellt. Eingeführt wurden Baumwollstoffe aus Indien, Bauholz und Zement. Ausfuhrgüter waren Gummi arabicum, Rohbaumwolle, Hirse, Sesam, Tierhäute und Kaffee aus Äthiopien.

Während des Zweiten Weltkriegs hatte Port Sudan strategische Bedeutung. Im Frühjahr 1941 besiegten Engländer die letzten italienischen Kriegsschiffe bei einem Seegefecht vor der Küste. Nach der Unabhängigkeit Sudans 1956 wurde etwas Industrie angesiedelt: eine Reifenfabrik, Getreidemühle und ab 1964 eine Ölraffinerie.

Stadtbild

Stadtmitte Richtung Osten zum Haupthafen

Die Hafeneinfahrt ist durch eine breite Rinne im Korallenriff möglich. Dahinter zieht sich eine etwa fünf Kilometer lange natürliche Bucht landeinwärts, die zum Meer eine Landzunge eingrenzt, auf der die Kais des Containerhafens liegen. Dieser bildet die meerwärtige Silhouette für das gegenüberliegende Stadtzentrum. Das von den Engländern angelegte Geschäftszentrum mit zahlreichen Banken und Verwaltungsgebäuden orientiert sich um das koloniale Marktgeviert mit Rundbogenarkaden an zweistockigen Gebäudezeilen, die hier vollständiger erhalten sind als in anderen sudanesischen Städten. Die „noble“ Gegend liegt im Osten des Marktes Richtung Hafen. Nördlich des Zentrums überqueren eine Straßen- und eine Eisenbahnbrücke die Hafenbucht und führen in ein Industriegebiet mit Lagerhäusern, Güterbahnhof und zum kleinen Fischerhafen am Meer. Im Westen wächst über mehrere Kilometer das riesige Slumgebiet Deim Arab, in dem Bedscha Kleinhandwerk (Holzverarbeitung, Fahrzeugreparatur) betreiben. Deim Suakin ist ein einfaches, kompaktes Wohn- und Gewerbegebiet im Süden. Ein weiter Ring einfacher Wohnviertel (Deim) hat sich in allen Richtungen auf wüstem Land gebildet. Eine geplante Infrastruktur (Elektrizität, Abwasserleitungen) ist hier nicht vorhanden. Bei Regenfällen, die in den Sommermonaten, gelegentlich auch im Dezember fallen, kann es besonders in den Slumgebieten zu Überschwemmungen kommen. [6]

Derzeit (2008) funktioniert in der gesamten Stadt die öffentliche Stromversorgung nur unregelmäßig und wenige Stunden am Tag. Öffentliche Gebäude und Privathaushalte sind auf die Verwendung von eigenen Dieselgeneratoren angewiesen. Die Stromknappheit soll durch das Kraftwerk am Merowe-Staudamm behoben werden.

Entlang der Küste südlich der Stadt, wo auf einem Stadtplan von 1982 noch „Salzgewinnung“ eingetragen war, reihen sich Tanklager der ölverarbeitenden Industrie.

Wirtschaft

1964 nahm in Port Sudan die erste Erdölraffinerie des Landes ihren Betrieb auf. Sie war im Besitz der Firmen Shell und BP (Sudan) Ltd. und verfügte anfangs über eine Verarbeitungskapazität von 20.000 Barrel pro Tag (b/d), die Anfang der 1970er Jahre auf 25.000 b/d erweitert wurde. 1981 erfolgte die Gründung der White Nile Petroleum Company (WNPC), an der die sudanesische Regierung, die Chevron Overseas Petroleum Corporation, Shell und Apicorp beteiligt waren, um eine 1420 Kilometer lange Pipeline für Rohöl aus dem Fördergebiet Heglig über Kosti bis zu einem neuen Terminal südlich von Port Sudan zu bauen. Dieses Vorhaben wurde im März 1984 nach Angriffen der SPLA auf die Ölfelder aufgegeben, ebenso konnten weitere Probebohrungen, die Ende der 1980er Jahre geplant waren, wegen des anhaltenden Bürgerkriegs im Südsudan nicht durchgeführt werden.[7]

1990 erklärte Iran seine Unterstützung für Sudan, die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu westlichen Ländern waren auf dem Tiefpunkt. So wurde die Pipeline zum Heglig-Ölfeld erst 1999 fertiggestellt. Im August 1999 wurde die erste Schiffsladung Rohöl von einem neuem Terminal im Hafen Bashair, 25 Kilometer südlich von Port Sudan, nach Singapur exportiert. Anfang 2000 waren 15 Millionen Barrel Rohöl verschifft.[8]

An der informellen Siedlung Deim Arab ist der wirtschaftliche Aufschwung durch den Erdölexport bisher vorbeigegangen. Hier dominieren Kleinhandwerk und lokaler Handel

2006 betrug die Rohölproduktion 414.000 b/d. Alle Raffinerien im Land verfügten Anfang 2007 über eine Verarbeitungskapazität von 121.700 b/d. Die Raffinerie in Port Sudan ist mit einer Kapazität von durchschnittlich 21.700 b/d die kleinste. Die beiden anderen Raffinerien mit je 50.000 b/d (El Gily und Concorp) stehen bei Khartum. (Die Raffinerie von El Obeid ist hier nicht berücksichtigt.) Da die bis dahin bestehenden Raffinerien den Bedarf im Land nicht decken konnten, wurde im September 2005 mit Petronas ein Vertrag zum Bau einer neuen Raffinerie in Bashair bei Port Sudan abgeschlossen. Diese soll eine Kapazität von 100.000 b/d haben und 2009 fertig sein. Petronas und die sudanesische Regierung (Sudanese Ministery of Energy and Mining) sind eine Partnerschaft zu gleichen Teilen eingegangen.[9]

Der Hafen wird seit 1974 von der staatlichen Sudan Ports Corperation verwaltet. Am 1663 Meter langen Nordkai stehen 11 Verladeplätze für allgemeine Fracht zur Verfügung, der Südkai ist 733 Meter lang und bietet vier Verladeplätze, darunter zwei Containerterminals.[10] Bis 1980 war der Hafen hauptsächlich auf den Weitertransport per Bahn ausgerichtet, erst danach wurden für LKW Zufahrtsmöglichkeiten zur Verladung geschaffen. 2006 unterzeichnete die sudanesische Regierung einen Vertrag mit einem chinesischen Unternehmen zum weiteren Ausbau des Hafens.[11]

Abgesehen von Erdöl und mit Ausnahme des äthiopischen Kaffees blieben die Exporte über den Hafen Port Sudan dieselben wie um 1900. Zucker, Erdnüsse und Lebendvieh sind hinzugekommen. Die wichtigsten Abnehmerländer sind – wiederum abgesehen von Erdöl, das nach China geht – Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Importiert werden Nahrungsmittel wie Weizen, Industrieprodukte, Chemikalien, Textilien und Hilfsgüter bei Hungersnöten, insbesondere ab Mitte der 1980er Jahre ein Großteil der Hilfslieferungen für die Operation Lifeline Sudan.

Die Umgebung der Stadt besteht aus Wüste. Trinkwasser wird in nicht ausreichender Menge über eine Pipeline aus dem Wadi Arbaat in den Bergen am Roten Meer herangeführt, daher ist seit September 2006 eine Firma mit dem Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage beauftragt. Studien über Pipelines, die Nilwasser ableiten sollen, wurden bereits durchgeführt.[12]

Die Tauchgründe am Roten Meer zählen zu den besten weltweit, nicht nur um das bekannte Wrack der Umbria. Allerdings ist die Infrastruktur für Bootstouren im Sudan wenig entwickelt. Touristische Badestrände sind nicht vorhanden.

Infrastruktur

Port Sudan ist der einzige Seehafen des Landes. Die Fähre nach Dschidda, die von Mekka-Pilgern, Arbeitsmigranten und selten auch von Touristen benutzt wird, legt wie seit Jahrhunderten in Suakin ab. Auf der Bahnstrecke (Bahnhof:19° 37′ 29″ N, 37° 12′ 46″ O19.62472222222237.212777777778) von Atbara nach Port Sudan verkehrte bis 2003 wöchentlich ein Personenzug, der für diese Strecke 24 Stunden benötigte. Bis etwa 2007 fuhr dieser Zug noch alle zwei Wochen, danach wurde die Personenbeförderung eingestellt. Ein Güterzugverkehr besteht weiterhin. Die beiden Straßenverbindungen nach Atbara und Kassala sind asphaltiert und in gutem Zustand. Der größte Teil aller Ein- und Ausfuhrgüter von und nach Khartum wird per LKW (Sattelzug kombiniert mit Anhänger) über Atbara transportiert.

Ausbildungsstätte

Campus der Red Sea University

Die Red Sea University (Jameat Al Bahar Al Ahmar) im Geschäftszentrum wurde 1994 gegründet und ist auf Ingenieurwissenschaften und Meeresforschung (Institute of Marine Research) spezialisiert.[13] Sie ist neben der Universität in Kassala die einzige höhere Bildungsstätte im Osten.

Einzelnachweise

  1. World Gazetteer: Sudan: Die wichtigsten Orte mit Statistiken zu ihrer Bevölkerung.
  2. Encyclopedia Britannica von 1911: Band 22, Seite 134
  3. Robert Kerr (Hrsg.): General History and Collection of Voyages and Travels, Arranged in Systematic Order. 1811-1820. Band 6, Kapitel 3: The Voyage of Don Stefano de Gama from Goa to Suez, in 1540, with the intention of Burning the Turkish Galleys at that port; written by Don Juan de Castro, then a Captain in the Fleet; afterwards governor-general of Portuguese India. Online
  4. Ad. Chr. Gaspari, G. Hassel u.a.: Vollständiges Handbuch der neuesten Erdbeschreibung. Sechste Abtheilung, erster Band, welcher die nördliche Hälfte von Afrika enthält. Weimar 1824, S. 331
  5. Encyclopedia Britannica 1911
  6. Port Sudan Floods OCHA Situation Report No. 1. Relief Web, 13. Oktober 2005
  7. Helen Chapin Metz: Sudan. A Country Study. Library of Congress, USA, 1991. Kapitel: Petroleum Use and Domestic Resources.
  8. Sudan: Oil and Gas. Mbendi, 29. Juli 2008
  9. Sudan Energy Data. EIA, Energy Information Administration, April 2007
  10. Sea Ports Corporation: Infrastructures.
  11. China, Sudan sign $79 mln contract to deepen Port Sudan harbour. Sudan Tribune, 10. Juni 2006
  12. UNIDO Project Concept on Solar Powered Water Desalination in Port Sudan.
  13. Red Sea University. africa.msu.edu

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