- Messsucherkamera
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Eine Messsucherkamera ist ein Fotoapparat, dessen optischer Sucher mit einer Scharfeinstellhilfe ausgestattet ist, die mit der Entfernungseinstellung des Objektivs gekoppelt ist. Dieser Entfernungsmesser ist meist als Schnittbildentfernungsmesser oder Mischbildentfernungsmesser ausgeführt.
Kameras, die die Verwendung von Wechselobjektiven unterstützen, bieten meist auch eine Anpassung des Sucherbilds an die Brennweiten der Objektive.
Dies geschieht in den meisten Fällen durch das Einblenden von Leuchtrahmen in das Sucherbild. Passend zur jeweiligen Brennweite zeigen die Rahmen die Begrenzung der Aufnahme an.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die erste Messsucherkamera gemäß der obigen Definition war die von Zeiss Ikon seit 1936 gebaute Contax II. Die bekannteste (und bis heute gebaute) Kleinbildkamera dieser Bauart ist die Leica M. Zahlreiche andere Konstruktionen sind vornehmlich durch die weite Verbreitung der Spiegelreflexkameras in den 1970er Jahren vom Markt verschwunden. Im Massenmarkt sind Messsucherkameras vollständig von Kompaktkameras mit Autofokus verdrängt worden.
Basierend auf diesem Leica-Standard hat es in den letzten Jahren eine ganze Reihe von neuen Messucherkameras gegeben, die von Konica und Cosina (Hexar, Voigtländer Bessa, Epson R-D1, Zeiss Ikon, Rollei 35RF) hergestellt wurden bzw. werden. Im Mittelformat gibt es die Messsucherkameras Mamiya 6 und 7 bzw. 7II mit Wechselobjektiven. Frühere Hersteller von Messsucherkameras waren u.a. Nikon (S-Serie, wobei zwei Modelle, S3 und SP, vor einigen Jahren in begrenzter Sonderauflage neu hergestellt worden sind), Canon (Canonet), Olympus (XA-Baureihe mit fest eingebautem Objektiv), Zenza-Bronica (mit der RF645) und Minolta (in Kooperation mit Leica, CL und CLE). Contax, der Erfinder dieses Kameratyps, hatte 1994, über 30 Jahre nach dem Ende der Produktion von Messsucherkameras, mit dem G-System sogar noch einmal einen Neueinstieg in den Markt versucht, der allerdings 2005 mit dem Rückzug des Mutterkonzerns wieder endete.
Vorteile
Das Konzept des Messsuchers bietet einige Vorteile gegenüber den weit verbreiteten Spiegelreflexkameras.
So fällt der Spiegel der Spiegelreflexkamera weg. Daher ist zum einen das Sucherbild permanent sichtbar, auch während langer Belichtungszeiten. Zum anderen entstehen durch einen Schwingspiegel Vibrationen, welche bei langen Belichtungszeiten zu Verwacklungsunschärfe führen. Daher kann mit Messsucherkameras ein bis zwei Stufen länger belichtet werden, ohne dass ein Stativ nötig wird. Außerdem fällt das Auslösegeräusch einer Messsucherkamera deutlich leiser als das einer Spiegelreflexkamera aus.
Ein heller Messsucher ermöglicht auch bei solchen Lichtverhältnissen eine exakte Fokussierung, bei denen die Mattscheibe einer Spiegelreflex kein deutliches Bild mehr zeigt und die meisten Autofokussysteme schon lange nicht mehr in der Lage sind zu fokussieren.
Ein weiterer Vorteil liegt in den geringen Ausmaßen. So sind die Messsucherkameras nicht nur leichter zu transportieren sondern haben auch eine deutlich weniger aufdringliche Wirkung auf die fotografierten Personen. Viele überzeugte Anwender von Messsucherkameras beschwören gerade die Tatsache, dass durch die Messsucherkamera die Intimität zwischen Fotograf und abgebildeten Personen weniger leidet als durch relativ laute Spiegelreflexkameras mit großen Zoom-Objektiven. Fotografieren mit der Messsucherkamera kann deutlich diskreter vonstatten gehen.
All diese Vorteile führen dazu, dass das Konzept der Messsucherkamera auch heute noch bei professionellen Reportage-Fotografen äußerst beliebt ist.
Nachteile
Aufgrund der Trennung von Aufnahmeobjektiv und Sucher ergibt sich ein leicht unterschiedlicher Blickwinkel. Dieser Effekt wird auch Parallaxe genannt.
Die Parallaxe führt dazu, dass bei Objekten die sich näher als drei Meter vor der Kamera befinden, der Ausschnitt nicht mehr genau festgelegt werden kann. Das endgültige Foto stimmt nicht mehr mit dem Sucherbild überein. Moderne Messsucherkameras gleichen diese Parallaxe aus, indem zum Beispiel die Leuchtrahmen im Sucher wandern.
Weiterhin gestaltet sich die Verwendung von Objektiven mit unterschiedlichen Brennweiten schwierig. Entweder werden wieder durch Leuchtrahmen innerhalb des Suchers die verschiedenen Brennweiten angezeigt, oder mit Hilfe eines Aufstecksuchers wird der Bildwinkel der gewählten Brennweite nachvollziehbar. Eine Ausnahme bildete die Contax G, die über einen sog. Realbildsucher verfügte, der sich automatisch der gewählten Brennweite anpasste. Bei der Benutzung von Aufstecksuchern dagegen muss zunächst über den Messsucher fokussiert werden und dann über den Aufstecksucher der Bildausschnitt festgelegt werden. Schnelles Fotografieren von bewegten Objekten wird hier äußerst schwierig. Des Weiteren ist es bauartbedingt so, dass ein Einsatz von Brennweiten länger als 135mm (Kleinbild) schwierig ist, da der entsprechende Sucherrahmen sehr klein wäre und genaue Bildkomposition und Fokussierung extrem schwierig macht; die einzige Alternative wäre, eine so starke Suchervergrößerung zu wählen, dass auf der anderen Seite der Einsatz von Weitwinkelobjektiven praktisch unmöglich würde. Leica hatte über viele Jahre deswegen den so genannten Visoflex im Angebot, andere Hersteller (wie Contax, Voigtländer und Zeiss Ikon) bieten gar keine Objektive mit einer längeren Brennweite als 90mm an.
Digitale Messucherkameras
Die erste digitale Messucherkamera war die Epson R-D1 aus dem Jahr 2004, von der bis 2009 diverse Varianten mit kleineren Überarbeitungen erschienen. Leica stellte 2006 seine erste digitale Kamera der M-Serie vor, die M8. Im September 2009 wurde die Leica M8 (und M8.2) von der M9 mit Kleinbild-Sensor abgelöst.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Rangefinder cameras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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