Zeiss Ikon

Zeiss Ikon
Logo der Zeiss-Ikon AG

Die Firmengruppe Zeiss Ikon (ZI, Zeiss Ikon AG) war lange Zeit einer der bedeutendsten Dresdner Kamerahersteller und bis zum Zweiten Weltkrieg Weltmarktführer bei Schmalfilmkameras. Zeiss Ikon ist auch ein Markenname, der für Produkte genutzt wird, die nicht mit dem Unternehmen Zeiss Ikon bzw. seinen Rechtsnachfolgern in Verbindung stehen.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmens- und Produktgeschichte

Messestand des VEB Zeiss Ikon Dresden (1952)

Von der Gründung bis 1945

Die Zeiss Ikon AG entstand im Herbst 1926 durch Zusammenschluss mehrerer deutscher Kamerahersteller:

Treibende Kraft des Zusammenschlusses und Eigentümer der Zeiss Ikon AG war das Unternehmen Carl Zeiss. Kurz darauf gingen noch weitere Hersteller in der Zeiss Ikon AG auf:

Hahn war ein Tochterunternehmen der Goerz Photochemische Werke AG. Firmenstandorte waren u.a. Stuttgart und Berlin. Der Hauptsitz von Zeiss Ikon befand sich in Dresden.[1] Der erste Gesamtkatalog erschien 1927 und enthielt noch zahlreiche Produkte der Vorgängerfirmen.

Zwar besonders bekannt für seine Kameras, stellte das Unternehmen jedoch auch Sicherheitstechnik, Spiegelleuchten und Buchungsmaschinen her. Der Ingenieur Sylvester Wöhrle, der zuvor bei der Hahn AG für Optik und Mechanik in Ihringshausen bei Kassel angestellt war, entwickelte einen Profilzylinder, der 1924 zum Patent angemeldet wurde. [2] Mit der Übernahme der Goerz AG ging dieses Patent an Zeiss Ikon. Dieser Profilzylinder ist heute in Europa quasi zum Standard geworden und wird weiter auf Basis der Erfindung Wöhrles produziert.

Zeiss Ikon Telma
Detailansicht einer Zeiss Ikon Ikonta mit Compur-Verschluss und Carl Zeiss Tessar-Objektiv
Zeiss Ikon Box Tengor
Zeiss Ikon Ikoflex
Contax S: die erste SLR mit seitenrichtigem Sucherbild
Zeiss Ikon Contaflex Super
Zeiss Ikon Contaflex III mit Pro-Tessar 1:4/115
Zeiss-Ikon Contessamatic

Die stückzahlmäßig bedeutendsten Kameras aus dem Hause Zeiss Ikon waren in der Zeit von 1930 bis 1939 die Klappkameras vom Typ Ikonta, die in verschiedenen Negativ-Formaten, Ausstattungen und Bestückungen angeboten wurden. Die Serie wurde nach unten ergänzt durch die etwas abgespeckten Kameras der Nettar- und Bob-Reihe. 1932 wurde die - als Konkurrenz zur erfolgreich im Markt agierenden Leica gedachte - Systemkamera Contax vorgestellt, der 1936 die Contax II folgte, die erste Messsucherkamera der Welt.

Bereits 1933 richtete sich der Konzern auf die neuen Machthaber ein und brachte die "Baldur" heraus, eine nach dem NS-Reichsjugendführer Baldur von Schirach benannte Boxkamera für das Aufnahmeformat 4,5 × 6 cm. 1934 folgte mit der Super Nettel eine 135er-Klappkamera mit Schlitzverschluss "ideal für Wehrtechnik und Sport". 1936 die Contaflex, eine zweiäugige Spiegelreflexkamera für den Kleinbildfilm, jedoch die erste Kamera mit eingebautem fotoelektrischem Belichtungsmesser. 1938 stellte Zeiss Ikon die Tengor II vor, eine überarbeitete Goerz Box-Tengor für das Aufnahmeformat 6 × 9 cm. 1937 kam die Tenax auf den Markt, eine Schnellschussskamera für das Format 24x24 mm auf 135er-Film. Ihr folgte noch kurz vor Kriegsausbruch die einfachere, im Taschenfomrat gehaltenen Tenax I.

Ab 1940 wurde die gesamte deutsche Industrie auf Kriegswirtschaft umgestellt. Zeiss Ikon konnte nur noch Sonderserien der so genannten Kriegs-Tengor 54/2 und der Tengoflex bis 1944 ausliefern. Die Dresdner Zeiss Ikon-Werke waren währen des Zweiten Weltkriegs mit rund 6000 Mitarbeitern größter Rüstungsbetrieb der Stadt. Neben zahlreichen Zwangsarbeitern (vor allem russischer Herkunft) gab es eine 400 Mitarbeiter starke jüdische Abteilung. Die Behandlung der Juden war offenbar vergleichsweise gut. Die Werkleitung setzte sich zusammen mit der Wehrmacht Mitte Januar 1942 erfolgreich gegen die Deportation betriebsangehöriger Juden in das KZ Auschwitz-Birkenau zur Wehr. Die Werkleitung drohte damit, das Werk in diesem Fall zu schließen.

Im Krieg wurden die Goerz-Werke in Berlin stark zerstört. Das Contessa-Nettel-Werk in Stuttgart blieb völlig unzerstört. Die Dresdner Werke Ernemann und Ica hatten nur geringfügige Bombenschäden. Nach Kriegsende erfolgte eine weitgehende Demontage aller Werke.

nach 1945

1948 wurde das Unternehmen enteignet und in einen Staatsbetrieb mit Sitz in Dresden umgewandelt. Durch einen Hauptversammlungsbeschluss vom 3. März 1948 wurde daraufhin der Sitz der Zeiss Ikon AG rechtsgültig von Dresden nach Stuttgart verlegt. Damit waren alle Rechte, vor allem die Namensrechte in Westdeutschland.

Entwicklung in der DDR

Der am Dresdner Standort verbliebene Betrieb hieß ab 1953 VEB Mechanik Zeiss Ikon, ab 1955 VEB Zeiss Ikon.[3] 1958 erfolgte eine weitere Umbenennung in VEB Kinowerke Dresden. Unter dem Namen VEB Kamera- und Kinowerke Dresden entstand dann im folgenden Jahr ein neuer Großbetrieb, in dem weitere Unternehmen der Dresdner optischen Industrie integriert wurden. Ab 1964 firmierte das Unternehmen als VEB Pentacon Dresden. Der VEB Feinoptisches Werk Görlitz wurde zusammen mit dem Pentacon-Stammbetrieb in Dresden und dem Ihagee Kamerawerk AG i. V. 1968 in das Kombinat VEB PENTACON Dresden eingegliedert.[4] Pentacon ging seinerseits 1985 im Kombinat VEB Carl Zeiss Jena auf.

Hergestellt wurden in der Nachkriegszeit unter anderem Sicherheitsschlösser und Kameras. 1949 stellte der VEB Zeiss Ikon die weltweit erste Kamera mit Reflex-Prisma und nicht spiegelverkehrtem Sucherbild vor (Contax S) her. Mittelformat- beziehungsweise Boxkameras wurden unter dem Namen Zeiss Ikon von 1951 bis 1956 hergestellt. Das letzte Modell dieser Art von Zeiss Ikon war die Turbo-Tengor 56/2.

Nachfolgebetriebe des ehemaligen Dresdner Kombinats VEB Pentacon Dresden beziehungsweise der Pentacon GmbH produzieren heute wieder Spezialkameras und Digitalkameras, besonders für den chinesischen Markt. Zu den Nachfolgebetrieben gehören die Kamerawerk Dresden GmbH durch Rückübertragung an die Firma Noble und die Pentacon GmbH, die nach Insolvenz durch Schneider Kreuznach übernommen und weitergeführt wurde. In Großbritannien gibt es die Praktica (GB) Ltd, eine Tochter der Pentacon GmbH.

Zeiss Ikon AG (West)

Die nach Stuttgart verlegte ZEISS IKON AG gründete 1950 ein Werk in Kiel für die Produktion der aus dem Ernemann-Erbe stammenden Produktlinie der Kinoprojektoren. Weiterhin wurde die Produktionsstätte in Berlin-Zehlendorf als Zweigstätte wieder aufgebaut. Als neuer Unternehmenszweig wurde die Tochterfirma Zeiss IKON Büromaschinen GmbH gegründet.

Im Jahr 1956 wurde Zeiss Ikon mit Voigtländer in der Carl-Zeiss-Stiftung zusammengefasst, ein weiteres Werk in Schelklingen gegründet und das Zett-Geräte-Werk, Braunschweig, übernommen. Es entstand so die Situation, dass unter dem Dach eines einzigen Unternehmens eine ganze Reihe zueinander inkompatibler Kamerasysteme angeboten wurde. Es handelte sich vor allem um die Icarex 35, die Bessamatic, die Ultramatic und die Contarex.

Die Objektivproduktion wurde 1970 nach Braunschweig verlagert, die Kameraproduktion verblieb in Stuttgart. 1972 wurde das ehemalige Werk von Contessa-Nettel in Stuttgart geschlossen und die Produktion von fotografischen Geräten vollständig eingestellt. Wenig bekannt ist, dass die die ZEISS IKON AG in Berlin bis 1988 mit einigem Erfolg Leuchten hergestellt hat.

1989 wurde die Zeiss Ikon AG von dem finnischen Unternehmen Abloy OY übernommen. Seitdem firmiert der Hersteller unter der Bezeichnung Ikon AG. Heute gehört das Unternehmen zum finnisch-schwedischen Assa-Abloy-Konzern. Im Januar 2003 wurde die Firma in die Ikon GmbH umgewandelt. Am 1. April 2005 ist die Ikon GmbH mit der Firma eff eff aus Albstadt zur ASSA ABLOY Sicherheitstechnik GmbH fusioniert. Sie beschäftigt sich ausschließlich mit der Herstellung und dem Vertrieb von mechanischen und elektromechanischen Schließsystemen und Türöffnungs- und Verschlussprodukten. Der Hauptsitz befindet sich in Albstadt, ein weiteres Werk in Berlin.

Zeiss Ikon Kameras (2005)

2005 gab es eine Wiederbelebung der Marke Zeiss Ikon (ZI) durch die Carl Zeiss AG. Die neue ZI ist eine völlig neu entwickelte klassische Messsucherkamera für 35mm-Kleinbildfilm mit hochwertigen Wechselobjektiven (kompatibel zu Leica M). Sie wurde von Zeiss, Oberkochen entwickelt (Design stammt vom Büro Henssler & Schultheiss). Die Serienfertigung findet in Japan bei Cosina statt.

Produktübersicht

Aus der Zeit vor den Kleinbildkameras stammen Faltkameras wie die Derwal, die Telma und die Ikonta. Zeiss Ikon Kameras waren in vielen Bereichen technologisch führend: so baute Zeiss Ikon mit der Contax die erste Messsucherkamera, mit der Contaflex die erste Kamera mit eingebautem Belichtungsmesser und mit der Contax S die erste Kamera mit Reflex-Prisma und seitenrichtigem Sucherbild. Weitere Beispiele die Contarex und die Ikoflex.

Weiterhin wurden die einfachen Boxkameras wie beispielsweise die Box Tengor in diversen Varianten für die Aufnahmeformate 6 × 9 cm, 4,5 × 6 cm und 6,5 × 11 cm gebaut. Weitere Kameras waren die Era sowie die Balilla.

Zu den Produkten gehörten aber auch andere optische Geräte und Bauteile. Beispiele sind

  • Filmkameras (Movikon, AK8) und Filmbetrachter (Moviskop)
  • Objektive für die Film- und Diaprojektion (Orikar, Talon) oder
  • Diaprojektoren (Ikolux, Perkeo, Paracolor, Unimat).

Heute produziert das Unternehmen nur noch Schließanlagen und Sicherheitstechnik. Objektive für Kameras und seit 2005 auch wieder Kameras wurden und werden bis heute durch die Carl Zeiss AG hergestellt.

Literatur

  • Paul Gerhard Escher (Hrsg.): Carl Zeiss. Leben und Werk. Jena 1966

Weblinks

Modellreihen und einzelne Kameramodelle:

Quellen

  1. Praktica Zeiss Ikon AG
  2. Verschließen und Verstecken - Schlösser und Beschläge unserer Zeit ,PDF S. 7 (abgerufen am 18. Januar 2011)
  3. http://www.praktica-collector.de/Pentacon.htm
  4. http://exakta.photobutmore.de/meyer/

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