Metallschaum

Metallschaum
Geschlossenporiger Aluminiumschaum

Als Metallschaum wird ein poröser Schaum aus metallischen Werkstoffen bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

Metallschäume besitzen eine durch Poren und Hohlräume bedingte geringe Dichte, weisen aber eine hohe Spezifische Steifigkeit und Festigkeit auf. Meist werden Aluminium oder Aluminiumlegierungen geschäumt, da die Ausgangsmaterialien bereits eine sehr geringe Dichte besitzen. Unter Verwendung geeigneter Treibmittel ist es ebenfalls möglich Schäume aus Kupfer, Zink, Blei oder Stahl/Eisen herzustellen.

Herstellung

Offenporiger Metallschaum im Rasterelektronenmikroskop („REM“), Vergrößerung 10fach

Die Herstellung von Metallschäumen geschieht häufig mittels Metallpulver und einem Metallhydrid, z. B dem Titandihydrid. Beide Pulver werden miteinander vermischt und dann durch Heißpressen oder Strangpressen zu einem Vormaterial verdichtet. Das Vormaterial wird dann auf eine Temperatur oberhalb des Schmelzpunktes des Metalls erhitzt. Dabei setzt das Titandihydrid gasförmigen Wasserstoff frei und schäumt das Gemenge auf.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten Metallschäume herzustellen. Beispielsweise kann man Gas in eine Metallschmelze einblasen, die zuvor durch Zugabe fester Bestandteile schäumbar gemacht wurde. Für Aluminiumlegierungen werden zur Stabilisierung 10-20 Vol.-% Siliziumkarbid oder Aluminiumoxid zugegeben. Die Zugabe von Kalzium ist ebenfalls möglich. Hierbei wird durch die Legierungsbildung eine Viskositätserhöhung und eine damit einhergehende Stabilisierung der Schmelze erreicht

Als weitere Verfahrensvariante steht das Schlickerreaktionsschaumsinter-Verfahren (SRSS-Verfahren) zur Verfügung, mit dem vor allem Eisen-, Stahl- und Nickelschäume hergestellt werden können. Bei diesem Verfahren wird mittels Wasserstoff, der durch die Reaktion von Säure mit dem jeweiligen Metallpulver gebildet wird, ein Schlicker geschäumt. Durch weitere Reaktionsprodukte wird die Schaumstruktur abgebunden und in einer Form getrocknet. Der so entstandene Grünling wird anschließend unter reduzierender Atmosphäre oder im Vakuum gesintert.

Anwendung

Metallische Schäume zeigen ein gutes Energieabsorptionsvermögen und es wird damit begonnen, Aluminiumschäume als Crashschutzelemente im Automobilbau einzusetzen. Im Audi Q7 werden Aluminiumschaumcrashabsorber in der Gepäcknetzhalterung eingesetzt, um die Insassensicherheit auch bei deformierter Karosserie zu gewährleisten. Im Werkzeugmaschinenbau sind Metallschäume für den Einsatz in dynamisch hoch beanspruchten Maschinen interessant. Beispielhaft lässt sich hier der Universalschlitten der Werkzeugmaschine Mikron HPM 1850 U nennen, der in Zusammenarbeit der Firma Niles-Simmons Industrieanlagen in Chemnitz und des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik entwickelt wurde. Die Maschine wurde erstmals zur METAV 2004 vorgestellt und wird in Serie gefertigt. Gegenüber der reinen Stahlschweißkonstruktion konnte die Masse deutlich reduziert werden. Analog wurden die dynamische Steifigkeit und die Dämpfungseigenschaften verbessert, was zu einem besseren dynamischen Verhalten mit optimierten Bearbeitungsergebnissen führt. Weitere Anwendungsfelder für metallische Schäume sind Hitzeschilde, Wärmekapselungen, Filter, Katalysatorträger, schallabsorbierende Verkleidungen oder die Herstellung sehr leichter, ausgeschäumter Walzen für die Druck- oder Papierindustrie.

In Finnland wird 2011 erstmals ein Binnenschiff zum Holzpellettransport aus Aluminiumschaum-Sandwich-Schiffbauplatten gebaut.[1]

Einzelnachweise

  1. Neue Leichtbaukonzepte aus Leipzig : Erster Frachter mit Aluminiumschaum entsteht als Binnenschiff in Finnland, Binnenschifffahrt-ZfB, Nr. 4, 2011, S.56/57

Literatur

  • Hipke T., Lange G., Poss R.: Taschenbuch für Aluminiumschäume; Düsseldorf 2007, ISBN 3-87017-285-1.
  • H. Dittmar-Ilgen: Wie der Kork-Krümel ans Weinglas kommt; Stuttgart 2006; S. 74: Metalle lernen schwimmen.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • TiH2 — Strukturformel Keine Strukturformel vorhanden Allgemeines Name Titandihydrid Andere Namen Titan(II) hydrid Summenformel TiH2 …   Deutsch Wikipedia

  • Titanhydrid — Strukturformel Keine Strukturformel vorhanden Allgemeines Name Titandihydrid Andere Namen Titan(II) hydrid Summenformel TiH2 …   Deutsch Wikipedia

  • Kunstkautschuk — Stäbchenmodell des Polypropylens, Kohlenstoff blau – Wasserstoff grau Als Kunststoff (umgangssprachlich: Plastik oder Plaste) bezeichnet man einen Festkörper, dessen Grundbestandteil synthetisch oder halbsynthetisch erzeugte Polymere mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Kunststoffe — Stäbchenmodell des Polypropylens, Kohlenstoff blau – Wasserstoff grau Als Kunststoff (umgangssprachlich: Plastik oder Plaste) bezeichnet man einen Festkörper, dessen Grundbestandteil synthetisch oder halbsynthetisch erzeugte Polymere mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Dysonsphäre — Kugelschnitt Diagramm einer idealisierten Dyson Sphäre mit einem Radius von 1 AE in Anlehnung an Dysons Originalkonzept Eine Dyson Sphäre [ˈdaɪ̯snˌsfɛːrə] ist ein hypothetisches Konstrukt, das einen Stern im Idealfall vollständig kugelförmig… …   Deutsch Wikipedia

  • Einzelantrieb — Historische Wälzfräsmaschine zur Zahnradherstellung als Beispiel für eine Werkzeugmaschine Eine moderne Werkzeugmaschine im …   Deutsch Wikipedia

  • Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik — IWU Institutsgebäude in Chemnitz Kategorie: Forschungseinrichtung Träger: Fraunhofer Gesellschaft …   Deutsch Wikipedia

  • Hartschaum — Flüssiger Schaum Fester Schaum: Bimsstein (mattgrau im Vordergrund) Unter einem Schaum (von lat. spuma) versteht man gasförmige Bläschen, welche von festen oder flüssigen Wänden eingeschlossen sind …   Deutsch Wikipedia

  • Hohlkugelstruktur — Hohlkugelstrukturen sind eine Untergruppe der zellularen Werkstoffe. Die Strukturen bestehen aus kugelförmigen Zellen enger Durchmesserverteilung. Man unterscheidet metallische und keramische Hohlkugelstrukturen. Eine mögliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Kunststoff — Stäbchenmodell des Polypropylens, Kohlenstoff blau – Wasserstoff grau Als Kunststoff (organisches Polymer) (umgangssprachlich Plastik, Plast oder Plaste) bezeichnet man einen Festkörper, dessen Grundbestandteil synthetisch oder halbsynthetisch… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”