Mezzotinto

Mezzotinto
C. Corbutt: Sir William Howe (Britischer General im US-Sezessionskrieg), Mezzotinto

Die Schabtechnik, auch Mezzotinto oder Schwarzkunst genannt, ist ein Tiefdruckverfahren, das 1642 in Holland von dem Deutschen Ludwig von Siegen entwickelt wurde. Sie erlebte im 17. und 18. Jahrhundert in der englischen Porträtmalerei ihren Höhepunkt. Das erste bekannte Portrait in dieser Technik stammt aus dem Jahr 1642 und zeigt die Landgräfin Elisabeth von Hessen. Die Schabkunst wurde vor allem für Einzelblätter angewandt und eher selten für Buchillustrationen.

Bei der Schabtechnik wird die geglättete Kupferplatte mit einem gezähnten Wiegemesser oder mit dem Kornroller (Roulette), einem mit Zähnen besetzten Rädchen oder einer Kugel (Moulette) durch Eindrücken kleiner Vertiefungen vollständig aufgeraut, bis die Platte mit einem dichten, völlig gleichmäßigen Raster bedeckt ist. Würde in diesem Zustand ein Abzug der Druckplatte hergestellt, entstünde ein gleichmäßig, samtig-schwarzer Druck.

Auf der vorbereiteten Fläche glättet der Künstler mit einem Schabeisen oder Polierstahl die Stellen, an denen er Helligkeit wünscht. Die Platte muss umso stärker poliert sein, je heller der Druckton gewünscht ist. Beim folgenden Einschwärzen wird dann das Kupfer je nach Glätte und Rauheit weniger oder mehr Farbe aufnehmen und beim Druck dem Papier abgeben. Dadurch lassen sich sämtliche Tonwerte von ganz hell bis ganz dunkel für eine kontrastreiche Licht-Schatten-Wirkung erzeugen.

Das grafische Verfahren, das mit einem hohen Zeitaufwand einhergeht, eignet sich besonders zur Wiedergabe der Wirkung großer Gemälde. Da die Platten aber sehr empfindlich sind, ist höchstens eine Auflage von 1000 Drucken pro Druckplatte in hoher Qualität möglich.

Inhaltsverzeichnis

Beispielhafte Arbeiten in Mezzotinto

Charles Turner (1773-1857): Portrait of Charlotte, Countess of Cholmondeley, 1805 , Mezzotinto

Aufgrund des hohen Arbeitsaufwands, der mit dieser Technik verbunden ist, gibt es wenig moderne Arbeiten in Mezzotinto. Dies gilt umso mehr, als sich mit der Aquatinta ein zumindest ähnlicher Effekt erzielen lässt. Es gibt aber zumindest zwei sehr bekannte Werke, in der diese Technik Anwendung fand:

Erkennungsmerkmale eines Mezzotintos

Neben den generellen Merkmalen einer Tiefdruckgrafik weist ein Mezzotinto folgende Charakteristika auf:

  • plastische, malerische Wirkung
  • verlaufende, meist samtartig wirkende Töne in allen Abstufungen von tiefstem Schwarz bis zum hellsten Weiß
  • unter einer Lupe lassen sich kleine, regelmäßige Kreuzchen oder Sternchen erkennen, die durch die Kreuzpunkte der vorbereitenden Wiegeschnitte entstehen.

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Autenrieth: Techniken der Radierung und der Edeldruckverfahren - Vom "Hexenmehl und Drachenblut" zur Fotopolymerschicht - Tipps, Tricks, Rezepte und Anleitungen. Ein Werkstattbuch. Krauchenwies 2006, ISBN 3-00-016757-9 (→ Online-Ausgabe)
  • Walter Koschatzky: Die Kunst der Graphik. Technik, Geschichte, Meisterwerke. Dtv, München 2003, ISBN 3-423-30742-0
  • Lothar Lang: Der Graphiksammler. ein Buch für Sammler und alle, die es werden wollen. Hauswedell, Stuttgart 1995, ISBN 3-7762-0395-1
  • Carol Wax: The Mezzotint, art of darkness. Stone & Press Galleries, New Orleans, LA 1996 (Ausstellungskatalog)
  • Carol Wax: The mezzotint. History and technique. Abrams, New York 1990, ISBN 0-8109-3603-8

Weblinks


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