Michaeliskirche (Bautzen)

Michaeliskirche (Bautzen)
Michaeliskirche
Ansicht von Südwesten

Ansicht von Südwesten

Daten
Ort Bautzen, Sachsen
Baujahr nach 1429
Höhe 45 m
Grundfläche 640 m²
Blick vom Eselsberg auf Michaeliskirche, Mühltor und Alte Wasserkunst
Darstellung im Schreiberplan

Die Michaeliskirche (obersorbisch Michałska cyrkej) in Bautzen befindet sich nahe der Alten Wasserkunst auf dem Südwestbogen des Felsspornes über der Spree, auf dem die Bautzener Altstadt erbaut wurde. Der Platz zwischen der Kirche, der Wasserkunst sowie der Inneren und Äußeren Stadtmauer wird als Wendischer Kirchhof bezeichnet.

Das Ensemble aus Wasserkunst und Michaeliskirche ist das Wahrzeichen der Stadt Bautzen. Stilisiert fand es Anwendung bei vielen städtischen Zeichen und Beschriftungen. Nach den berühmten Dresdener Bauwerken und Schloss Moritzburg ist es außerdem eines der am häufigsten verwendeten Motive für die touristische Werbung in Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Im Zuge der Hussitenkriege wurde Bautzen im Jahr 1429 von der Westseite her belagert[1]. Diese Stelle stellte einen der schwächsten Punkte der Stadtbefestigung dar, da vor der ursprünglich verlaufenden Stadtmauer (deren Reste heute noch erkennbar sind) sich ein Plateau, mithin der heutige Kirchplatz, befand, auf dem die Angreifer lagerten. Die Bewohner verteidigten ihre Stadt tapfer und als die Angriffe der Hussiten am stärksten waren, soll - so die Sage - der Erzengel Michael am Himmel erschienen sein, der sein Schwert schwang und den Bautzenern so half, die Angreifer abzuwehren. Zum Dank errichteten die Bürger an dieser Stelle später eine Kapelle und nannten sie „St. Michael“. Die Michaeliskapelle wurde erstmals 1473 erwähnt. Die Stadtmauer wurde später verlegt, so dass sie an die alte Wasserkunst angrenzte und das Plateau bzw. den Kirchplatz mit einschloss.

Geschichte

Die Michaeliskirche nach dem Zweiten Weltkrieg

Die genannte Kapelle bildet den Ostteil der Kirche, 1495 erbaute man an der Südseite den Turm und im Westen das Langhaus. Um 1520 waren das Gewölbe und das Dach vollendet. Seitdem nannte man das Gotteshaus „Michaeliskirche“. Nach der Reformation und dem Einzug des Protestantismus in der Oberlausitz wurden in der Kirche 99 Jahre lang keine Gottesdienste mehr abgehalten. Erst im Sommer 1619 wurde auch der evangelische Gottesdienst auf Sorbisch im Königreich Böhmen, zu dem Bautzen damals gehörte, erlaubt. So richtete der Bautzener Stadtrat die Michaeliskirche als Pfarrkirche der protestantischen Sorben ein und im September 1619 wurde erstmals wieder ein Gottesdienst abgehalten.

Beim ersten großen Stadtbrand von 1634 wurde die Kirche nur leicht beschädigt, das Dach brannte aus. Doch obwohl in der Kirche etwa 5 Tonnen Pulver lagerten, ging dieses nicht in Feuer auf. Als eines der wenigen erhaltenen Gebäude überstand die Michaeliskirche den Stadtbrand und diente zwischenzeitlich als Gotteshaus für die Petri-Gemeinde, da der Petridom zerstört war.

Im Inneren der Kirche befinden sich der 1693 von Stöckel und Kanderbach gefertigte Altar sowie die im Herbst 1784 geweihte Orgel. Beim Umbau 1892 wurden die Emporen erbaut, die Südfenster verbaut und Treppenhäuser an der Außenseite angelegt. Im Zuge der Umgestaltung wurden auch eine neue Eule-Orgel und drei neue Kirchenglocken eingebaut.

Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts bestand außerdem eine eigene Michaelisschule, die im Eigentum der Gemeinde stand. Die Michaeliskirche verfügte aus Platzmangel über keinen angeschlossenen Friedhof, da der Wendische Kirchhof als Teil einer wichtigen Verkehrsverbindung vom Spreetal hinauf zum Inneren Lauentor und in die Altstadt fungierte.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges während der Schlacht um Bautzen brannte die Turmhaube aus, eine Glocke von 1929 blieb jedoch erhalten und konnte als einzige in der ganzen Stadt Neujahr 1946 einläuten. Bei Renovierungsarbeiten von 1964 bis 1976 wurden die meisten Umbauten von 1892 rückgängig gemacht, die Anbauten entfernt und die Fenster wieder freigelegt. 1992 erhielt die Kirche ein neues Geläut, seit 2005 ist eine Fassadensanierung im Gange.

Anmerkungen

  1. siehe Belagerung von Bautzen

Weblinks

 Commons: Michaeliskirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
51.18096666666714.420955555556

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Michaeliskirche — Michaeliskirche, St. Michaeliskirche, Michaelskirche, St. Michaelskirche oder Michaelerkirche bzw. einfach St. Michael, auch Erzengel Michael Kirche, ist der Name zahlreicher Kirchen, die das Patrozinium des Erzengels Michael tragen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Bautzen — Bautzen,   sorbisch Bụdyšin [ diʃin],    1) Große Kreisstadt in Sachsen und Verwaltungssitz von 2), in der Oberlausitz, auf einem Granitplateau über der Spree, 219 m über dem Meeresspiegel, 46 400 Einwohner; politisches Zentrum der Sorben mit… …   Universal-Lexikon

  • Bautzen — (wend. Budissin), Hauptstadt der gleichnamigen sächs. Kreishauptmannschaft, die erste der sogen. Vierstädte, auf einer steilen Anhöhe (210 m ü. M.) an der Spree, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Dresden Görlitz, Schandau B. und B. Königswartha,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bautzen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • St. Michaeliskirche — Michaeliskirche, St. Michaeliskirche, Michaelskirche, St. Michaelskirche, St. Michaels Kirche oder Michaelskirche bzw. einfach St. Michael ist der Name zahlreicher Kirchen, die in der Regel dem Erzengel Michael geweiht sind. Unter anderem gibt es …   Deutsch Wikipedia

  • Nikolaifriedhof (Bautzen) — Die Ruine der Nikolaikirche auf dem Felsvorsprung Die Sankt Nikolai Kirche in Bautzen ist heute im Wesentlichen eine Ruine eines sakralen Gebäudes vor dem historischen Nikolaitor der Stadt. Sie wurde am Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut. In die… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann Eule Orgelbau Bautzen — Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gründung 1872 Sitz Bautzen, Deutschland Leitung Anne Christin Eule (Geschäftsführung) Christoph Kumpe (Werkstat …   Deutsch Wikipedia

  • Belagerung von Bautzen — Die Stadt Bautzen wurde in ihrer Vergangenheit mehrfach belagert und war Kulisse für weitere Schlachten. In den Jahren 1429 und 1431 wurde die Stadt zweimal erfolglos durch die Hussiten belagert. Bereits in den Jahren zuvor waren die Hussiten… …   Deutsch Wikipedia

  • St.-Nikolai-Kirche (Bautzen) — Die Ruine der Nikolaikirche auf dem Felsvorsprung Die Sankt Nikolai Kirche in Bautzen ist heute im Wesentlichen eine Ruine eines sakralen Gebäudes vor dem historischen Nikolaitor der Stadt. Sie wurde am Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut. In die… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedensbrücke (Bautzen) — Massive Pfeiler der Friedensbrücke Gesamtansicht, im Vordergrund Alte Wasserkunst und …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”