- Mihály Vajda
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Mihály Vajda (* 1935 in Budapest) ist ein ungarischer Philosoph und Germanist. Bis zu seiner Emeritierung war er Professor für Philosophie an der Kossuth-Lajos-Universität in Debrecen und ist Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Mihály Vajda wurde 1935 in Budapest geboren. Er war neun Jahre alt, als die deutschen Truppen Ungarn im März 1944 besetzten. Während in ganz Ungarn im Laufe des Jahres 1944 nahezu 400.000 Juden zusammengetrieben, nach Auschwitz abtransportiert und dort ermordet wurden, überlebte die Mehrheit der Budapester Juden den Holocaust, da sie wegen der Umzingelung von Budapest durch die Russen nicht mehr abtransportiert werden konnten.
Mihály Vajda schloss sich schon als Jugendlicher der kommunistischen Bewegung an. Nach anfänglichem Chemie-Studium wechselte er zum Studium des Marxismus und – als ihm erste Zweifel kamen, es war das Jahr nach Stalins Tod – zur Philosophie. Hier fand er gute philosophische Lehrer, die als überzeugte Marxisten in Gegnerschaft zur Staatsideologie standen. Aus dieser Sicht verstand der junge Vajda auch die ungarische Revolution von 1956 als einen Befreiungsversuch zu einem wahren Sozialismus. Nach ihrer Niederschlagung schloss er sich nur noch dichter an die sog. Budapester Schule um Georg Lukács an. Erst nach den Liberalisierungen in den 60er Jahren bekam er eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und konnte sich so auf seine geplante Dissertation zur Philosophie von Edmund Husserl konzentrieren, die 1968 erschien.
1973 verloren die Mitglieder der Budapester Schule als ideologische Abweichler ihre Stellen und bekamen Publikationsverbot. Einige der Mitglieder der Gruppe verließen Ungarn ganz, auch Mihály Vajda ging als Gastprofessur auf die Wanderschaft: zunächst an die Universität Bremen, dann an die New School for Social Research in New York weiter an die Trent University in Peterborough in Kanada und schließlich an die Universität Siegen. Erst 1989 wurde er in Ungarn offiziell rehabilitiert und auf den Lehrstuhl für Philosophie der Kossuth-Lajos-Universität in Debrecen berufen, wo er von 1996 bis 2000 Direktor des Instituts für Philosophie war und wurde zum Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ernannt. 2004 nahm er die Franz-Rosenzweig-Gastprofessur an der Universität Kassel war.
Schriften (Auswahl)
- Wissenschaft „in Klammern“. Zur Kritik der Wissenschaftsauffassung der Husserlschen Phänomenologie. (ungarisch), Budapest 1968.
- Fascism as a Mass Movement. London und New York 1976. (übers. ins Franz. 1979).
- Sistemi sociali oltre Marx. Società civile e stato burocratico all'Esti. Mailand 1980.
- The State and Socialism. Political Essays. London und New York 1981.
- Russischer Sozialismus in Mitteleuropa. (ungararisch Budapest 1989, deutsch, Wien 1992).
- Frei nach Marx, oder Warum bin ich kein Marxist mehr?. (ungararisch), Budapest 199O.
- Der Philosoph und die Politik. Über Heidegger und Lukács, in: Kommune. Forum für Politik, Ökonomie, Kultur, 9. Jg., Nr. 8 (August) 1991, S. 6-11.
- Der postmoderne Heidegger. (ungarisch), Budapest 1993.
- Die Krise der Kulturkritik. Wien 1996.
- Die Budapester Schule. Studien über György Lukács. (ungarisch), Budapest 1997.
- Im Spiegel und Das ist keine Krankheit, eher Gesundheit. beide in: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hg.): Auseinandersetzungen mit dem zerstörten jüdischen Erbe. Franz-Rosenzweig-Gastvorlesungen 1990–2005. Kassel 2004.
- Wanderung der Botschaft. In: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik (Hg.): Franz Rosenzweigs „neues Denken“. Internationaler Kongreß Kassel 2004. 2 Bände, Freiburg und München 2006.
Sekundärliteratur
- Auseinandersetzungen mit dem zerstörten jüdischen Erbe. Franz-Rosenzweig-Gastvorlesungen 1990-2005, hg. von Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Kassel 2004, 167 ff.
Weblinks
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