Milchschorf

Milchschorf
Klassifikation nach ICD-10
L20.8 Sonstiges atopisches (endogenes) Ekzem
- Endogener Milchschorf
L21.0 Seborrhoea capitis
- Seborrhoischer Milchschorf
ICD-10 online (WHO-Version 2011)
Milchschorf bei einem zwei Monate alten Säugling


Milchschorf ist die umgangssprachliche Bezeichnung für den krustigen Hautausschlag im Gesicht und am behaarten Kopf im Rahmen der Erstmanifestation eines atopischen Ekzems (Neurodermitis) im Säuglingsalter. Der Begriff Milchschorf geht auf die Ähnlichkeit der Hautveränderungen mit „im Topf angebrannt-verkrusteter Milch“ zurück und bedeutet nicht, dass die Unverträglichkeit von Milch die Ursache ist.[1]

Symptome und Verlauf

Das atopische Ekzem des Säuglingalters erscheint selten vor dem dritten Lebensmonat[2][3] und ist meist symmetrisch am Scheitel und an den Wangen lokalisiert. Die akute Entzündung führt zu unscharf begrenzten, intensiv juckenden Rötungen der Haut mit Bläschenbildung und im weiteren Verlauf zu gelben Krustenauflagerungen[2]. Diese exsudativen Hautveränderungen können sich auch auf Rumpf und Extremitäten ausdehnen und einige Monate bis etwa zwei Jahre lang bestehen bleiben und dann abheilen[3] oder aber in die chronisch-entzündliche Form des atopischen Ekzems überleiten[2].

Differenzialdiagnose

Milchschorf hat äußerliche Ähnlichkeit mit dem sogenannten Kopfgneis, wird mit diesem häufig verwechselt und nicht nur von Laien oftmals gleichgesetzt (siehe Tabelle: Klassifikation nach ICD-10). Beide Hautveränderungen sind zwar typische Säuglingsekzeme (Eccema infantum), ihnen liegen aber grundsätzlich verschiedene Erkrankungen zugrunde: Milchschorf ist die Erstmanifestation eines atopischen Ekzems des Säuglingalters, Kopfgneis hingegen ist Ausdruck eines seborrhoischen Ekzems vom Typ I (Infantiles seborrhoisches Ekzem) als Folge einer übermäßigen Talgproduktion. Die unterscheidenden Kriterien sind in der folgenden Tabelle gegenübergestellt:

Kriterium Milchschorf Kopfgneis
Beginn: erscheint meist erst nach dem 3. Lebensmonat erscheint etwa 1 Woche nach der Geburt
Dauer: mehrere Monate bis zu 2 Jahre heilt nach dem 3. Lebensmonat ab (kann auch bis zum Grundschulalter vorhanden sein, heilt aber meistens innerhalb des ersten Lebensjahres ab.)
Prognose: kann in ein chronisches atopisches Ekzem übergehen wird niemals chronisch
Ursache: multifaktoriell Seborrhoe durch noch vorhandene mütterliche Androgene
Juckreiz: sehr intensiver Juckreiz kaum Juckreiz
Krusten: harte Schuppen weiche, fetthaltige Schuppen
Allgemeinbefinden: stark beeinträchtigt kaum beeinträchtigt
Therapie: juckreizstillende Maßnahmen, siehe Atopisches Ekzem Krusten können durch Öle und Bäder abgelöst werden

Einzelnachweise

  1. Gernot Rassner: Dermatologie - Lehrbuch und Atlas. 8. Auflage. Urban & Fischer, München/Jena 2007; S. 146, ISBN 3-437-42762-8
  2. a b c Helmut H. Wolff: „Hautkrankheiten.“ In: Klaus Betke, Wilhelm Künzer, Jürgen Schaub (Hrsg.): Lehrbuch der Kinderheilkunde – Keller/Wiskott. 6. Auflage. Thieme, Stuttgart/New York 1991; S. 946f, ISBN 3-13-358906-7
  3. a b Peter Fritsch: Dermatologie, Venerologie. 2.Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg/New York (u.a.) 2004; S. 292f, ISBN 3-540-00332-0
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