- Seborrhoische Dermatitis
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Klassifikation nach ICD-10 L21 Seborrhoisches Ekzem L21.0 Seborrhoea capitis
- Seborrhoischer MilchschorfICD-10 online (WHO-Version 2006) Als Seborrhoisches Ekzem oder Seborrhoische Dermatitis oder Morbus Unna wird ein Hautausschlag (Ekzem) bezeichnet, der besonders auf der Kopfhaut und im Gesicht auftritt und meist mit Schuppungen verbunden ist. Die spezielle Form des Ausschlags bei Neugeborenen ist unter dem volkstümlichen Namen Grind oder Kopfgneis bekannt und wird häufig mit Milchschorf verwechselt oder mit diesem gleichgesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Epidemiologie
Die Erkrankung kommt oft bei Säuglingen im Alter von weniger als drei Monaten vor. Daneben tritt das Seborrhoische Ekzem hauptsächlich zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr auf. Betroffen sind ca. 1-5% der Gesamtbevölkerung, Männer häufiger als Frauen. Frauen erkranken bevorzugt in der Menopause.
Symptome und Beschwerden
Es entsteht ein Hautausschlag (häufig mit gelblichen Schuppen), der die behaarte Kopfhaut (Gneis) und angrenzende Bereiche, die Haut um die Nase, das Kinn, die Augenbrauen, die Augenlider und die Haut um die Ohren betreffen kann. In schweren Fällen kann auch das Brustbein und der Rücken entlang der Wirbelsäule betroffen sein. Ein starker Juckreiz kann auftreten, aber auch völlig fehlen.
Folgen und Komplikationen
Durch Kratzen kann die geschwächte Haut verletzt werden und sich zusätzlich entzünden und bluten. Die betroffenen Stellen können kosmetisch sehr beeinträchtigen, verheilen aber in aller Regel ohne Narbenbildung.
Ursachen
Die Pathogenese des Seborrhoischen Ekzems ist nicht vollständig geklärt.
Nach Schätzungen verfügen etwa die Hälfte aller Menschen über eine genetische Prädisposition für die Erkrankung. Das bedeutet aber keineswegs, dass sie auch tatsächlich erkranken.
Der Zustand des zentralen Nerven- und des Immunsystems scheint von Bedeutung zu sein. Das seborrhoische Ekzem tritt vermehrt beim Morbus Parkinson und bei AIDS-Patienten auf; bei letzteren sind bis zu 80% betroffen.
Stressfaktoren scheinen eine Rolle zu spielen. [1]
Androgene stimulieren die Talgproduktion. Abweichungen in der Talgzusammensetzung wurden bei den Betroffenen festgestellt.
Schwitzen, atmungsinaktive Kleidung oder Okklusion durch ungeeignete, d. h. zu fette Hautpflegeprodukte begünstigen die Symptome.
Man geht davon aus, dass die Hautausschläge eine Reaktion auf Stoffwechselprodukte des Hefepilzes Malassezia furfur (vormals Pityrosporum ovale genannt) sind. Dieser eigentlich harmlose Besiedler der menschlichen Haut vermehrt sich unter den genannten Bedingungen übermäßig und erreicht so Krankheitswert.
Behandlung
Eine Heilung im eigentlichen Sinne ist derzeit nicht möglich, da eine starke genetische Komponente vorliegt, es können jedoch lange symptomfreie Zeiträume erreicht werden.
Kortikoide
Cortisonhaltige Salben sind eine Therapieoption, die vor allem bei akuten Problemen schnell Linderung verschafft. Da sie nur kurzzeitig angewendet werden, halten sich die Nebenwirkungen in Grenzen. Rezeptfrei erhältliche cortisonhaltige Salben sind nicht wirksam genug und zögern den Therapieerfolg nur heraus. In jedem Fall muss zur Diagnoseabklärung ein Hautarzt aufgesucht werden.
Antimykotika
Am häufigsten werden Mittel gegen Pilzbefall eingesetzt, die auch bei ausgeprägten Symptomen wie Rötungen, Abschuppung und Nässen symptommindernd wirken. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind Ketoconazol, Ciclopirox und Octopirox. Auch Pilzmittel sollten möglichst nicht täglich eingesetzt werden, da sie die weitere Talgproduktion fördern können. Üblich ist eine Anwendung 2-3 mal in der Woche, im akuten Stadium aber auch täglich. Sind die Symptome verschwunden, kann mit einer wöchentlichen Anwendung ein Wiederauftreten evtl. verhindert werden.
Sonstige Wirkstoffe
Haarshampoos mit dem Wirkstoff Selendisulfid sind in vielen Fällen hilfreich. In manchen leichteren Fällen helfen auch pyrithion-haltige Anti-Schuppenshampoos. Die genannten Wirkstoffe wirken auch antimykotisch. Ebenso werden Shampoos mit dem Wirkstoff Salicylsäure empfohlen. Kosmetische Produkte (z.B. Cremes) mit dem Wirkstoff Urea (Harnstoff - nicht zu verwechseln mit Harnsäure) zeigen je nach Schwere ebenfalls sehr gute Behandlungserfolge. Sie können helfen, akute Zustände zu vermeiden bzw. diese sogar ohne zusätzliche Medikation abklingen zu lassen.
Pflege und andere Maßnahmen
Regelmäßige Reinigung der betroffenen Stellen mit Wasser und pH-neutraler Seife, sanftes Peeling (z. B. mit einem Waschlappen) sowie die anschließende Verwendung von Feuchtigkeitscremes können die Beschwerden eindämmen und mildern. Beim regelmäßigen Waschen mit Kochsalzlösung kann sich ebenfalls ein positiver Effekt einstellen.
Regelmäßige Aufenthalte an der Sonne sind dem Abheilen der Symptome sehr förderlich, auch UV-Strahlung (besonders im Winter) wird von vielen Ärzten empfohlen. Der Grund dafür ist, dass die UV-Strahlung das Wachstum des Hefepilzes Malassezia furfur hemmt, der als Auslöser des Ausschlages vermutet wird. [2]
Durch einen sehr kurzen Haarschnitt (dadurch kommt mehr Luft und Sonne an die betroffenen Stellen) und durch häufiges Haarewaschen, spätestens alle zwei Tage, können die Symptome in manchen Fällen ebenfalls gelindert oder sogar verhindert werden.
Neue Therapiemaßnahmen
Um die Nebenwirkungen der cortisonhaltigen Salben zu umgehen und zusätzlich längere symptomfreie Intervalle zu schaffen, hat man verschiedene Salben entwickelt. Der Wirkstoff Pimecrolimus in Verbindung mit Lithiumsuccinat und Zinksulfat wird als Therapiemaßnahme empfohlen. Auch hier zeigen sich jedoch Nebenwirkungen, zudem ist auch Pimecrolimus ein Immunsuppressivum.
Siehe auch
Weblinks
- DermIs (Bilder zur Diagnose)
- Das seborrhoische Ekzem - Ein Spannungsfeld in der Dermatologie (PDF; 1,63 MB)
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