- Militärorganisationen der SDAPR
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Die Militärorganisationen der SDAPR (Kurzform: Wojenka) waren Organe der Parteiorganisationen in den Einheiten der russischen Armee ab 1905. Diese Organisationen hatten die Aufgabe, die revolutionären Ziele und Kräfte in den Truppen zu stärken bzw. herauszubilden.
Die ersten Militär- und Kampforganisationen wurden von der bolschewistischen Partei in der Periode der Revolution von 1905/1907 gegründet. Nach deren Niederlage stellte sie ihre Tätigkeit ein. Während des Ersten Weltkriegs wurden sie wieder aktiv. Nach der Februarrevolution 1917 entfalteten sie ihre Tätigkeit in allen großen Garnisonen des Hinterlandes. Den größten Einfluss unter ihnen hatte die Militärorganisation beim Parteikomitee der SDAPR, die ab 15./28. April 1917 die Zeitung "Soldatskaja Prawda" herausgab.
Von 43 Militärorganisationen, die von Anfang Juni 1917 an der Front aktiv waren, wurden 36 auf Initiative dieser Militärorganisation gegründet. Seit 15./28. Mai 1917 wurden sie unmittelbar dem Zentralkomitee (ZK) der SDAPR unterstellt. Es war federführend bei der organisatorischen Abgrenzung der Bolschewiki gegenüber den „Vaterlandsverteidigern“, die den Menschewisten nahestanden.
Vom 16./29. Juni bis 23./6. Juli 1917 wurde eine Konferenz der Militärorganisationen der SDAPR an der Front und im Hinterland einberufen. Delegierte der Militärorganisationen nahmen an der Arbeit des VI. Parteitages 1917 teil, der den Kurs des bewaffneten Aufstandes beschloss (siehe dazu auch Meschrajonzy).
Die Sektion hielt es für notwendig, Frontkonferenzen und -kongresse der Militäroganisationen abzuhalten, Literatur an die Front zu schicken und engen Frontkontakt zu wahren. Im August 1917 beauftragte das ZK der SDAPR den Sekretär des ZK Jakow Michailowitsch Swerdlow und den späteren Leiter der Geheimpolizei Tscheka, Felix Edmundowitsch Dserschinski, die Anleitung des Allrussischen Büros der Militärorganisationen zu verstärken. In die Redaktion der Zeitung der Militärorganisationen, „Soldat“, wurde das ZK-Mitglied Andrei Sergejewitsch Bubnow delegiert.
Während der Niederschlagung des Putsches unter Führung von General Lawr Georgijewitsch Kornilow sammelten die Militärorganisationen Angaben über die Zahl der revolutionstreuen Truppenteile und der Rotgardistenabteilungen und sorgten für ihre Bewaffnung und Ausbildung. Zu den Truppen des Generals Kornilow wurden Agitatoren entsandt. Die Kronstädter Matrosen wurden nach Petrograd gerufen.
Nach Kornilows Niederlage erweiterten die Militärorganistionen ihr Netz auf dem Lande und in der Armee. Allein im Hinterland existierten 95 städtische (Garnisons-)Militärorganisationen, an den Fronten (außer an der Kaukasusfront zählten sie etwa 50.000 Bolschewiki und bis zu 40.000 Sympathisianten.
1917 hatte die SDAPR schätzungsweise etwa 350 Militärorganisationen. Die größten waren in Petrograd, Moskau, Kronstadt, Helsingfors (Helsinki), Saratow, Krasnojarsk sowie an der Nord- und an der Westfront. Ihre Arbeit wurde besonders nach dem Beschluss des ZK der SDAPR vom 10./23. Oktober 1917 über den bewaffneten Aufstand forciert.
Die Militärorganisationen bildeten Rotgardistenabteilungen aus und beteiligten sich an der Gründung des Petrograder Revolutionären Militärkomitees in den verschiedenen Orten. Ihre führenden Mitglieder - Wladimir Alexandrowitsch Antonow-Owsejenko, Wladimir Iwanowitsch Newski, Nikolai Iljitsch Podwoiski, Nikolai Wassiljewitsch Krylenko, Pawel Jefimowitsch Dybenko, Pjotr Wassiljewitsch Daschkewitsch, Michail Sergejewitsch Kedrow, Konstantin Alexandrowitsch Mechonoschin u.a. - arbeiteten aktiv im Stab des bewaffneten Aufstandes, im Petrograder Revolutionären Militärkomitee.
Nach der Oktoberrevolution wurden die Militärorganisationen als Parteireserve in die verschiedensten Partei- und Staatsfunktionen delegiert. Im Zusammenhang mit der Demobilisierung der alten Armee begannen sich die Bedeutung und Anzahl der Militärorganisationen zu verringern. Auf dem VII. Parteitag der SDAPR wurde die Auflösung der Militärorganisationen beschlossen.
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