Tscheka

Tscheka

WeTscheKa (russisch ВЧК) ist die Abkürzung für die Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage (russisch Всероссийская чрезвычайная комиссия по борьбе с контрреволюцией, спекуляцией и саботажем [Wserossijskaja tschreswytschainaja komissija po borbe s kontrrewoljuziej, spekuljaziej i sabotaschem]), die am 20. Dezember 1917 gegründete sowjetrussische Staatssicherheit – die politische Polizei der UdSSR. Hiervon abgeleitet wurde der propagandistische Ausdruck Tschekisten für die Mitarbeiter von Geheimdiensten in den Staaten des Warschauer Pakts.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Felix Dserschinski, der erste Leiter der Tscheka

Am 6. Dezember 1917 beauftragte die sowjetrussische Regierung unter dem Vorsitz Lenins das Mitglied des Militärrevolutionären Komitees von Petrograd (MRKP) Felix Edmundowitsch Dserschinski mit der Bildung einer Spezialkommission zur Bekämpfung des Streiks der zaristischen Beamten, welcher schon wenige Tage nach der Oktoberrevolution begonnen hatte. Dserschinsky, der im MRKP Erfahrungen gesammelt hatte, wurde nach der Ermordung von Moissei Solomonowitsch Urizki zum Leiter der Tscheka bestimmt.

Die Tscheka, welche die Bolschewiki selbst als „den bewaffneten Arm der Diktatur des Proletariats“ bezeichneten, wurde hauptsächlich zur Bekämpfung der Opposition und der Konterrevolution, sowie ausländischer Geheimdienstaktivitäten, eingesetzt.

Die Berichte der im Juni 1919 von General Anton Iwanowitsch Denikin, dem Oberbefehlshaber der Weißen Armee im Süden Russlands, eingesetzten „Untersuchungskommission für bolschewistische Verbrechen“ enthalten Darstellungen zu zahlreichen in der Ukraine, im Kuban-Gebiet, am Don und auf der Krim teilweise schon im Januar 1918 von Roten Garden und Tscheka-Einheiten verübten Grausamkeiten und Verbrechen.

Ab August 1918 erfolgte auf Anweisung Lenins die Einrichtung der ersten Gefangenenlager – sie wurden offiziell Konzentrationslager genannt [1] – in der Provinz Pensa zur Unterbringung von Häftlingen (politischen Gegnern). Die Zahl der in Lagern Festgehaltenen betrug im Mai 1921 ca. 16.000 Personen und stieg bis September 1921 auf über 70.000.

Im Februar 1922 wurde die (parteiliche) Tscheka aufgelöst und das Archiv der Organisation auf Anweisung Lenins vernichtet; ihre Aufgaben wurden der neu gegründeten militärischen und damit staatlichen GPU übertragen.

Entwicklung der Mitarbeiterzahlen

  • März 1918: 600
  • Juni 1918: 12.000
  • Ende 1918: 40.000
  • Anfang 1921: 280.000

Einsätze

  • 11./12. April 1918 stürmen 1000 Einsatzkräfte 20 von Anarchisten besetzte Häuser in Moskau, Verhaftung von 520 Anarchisten, Hinrichtung von 25 Personen
  • 8.–11. Juni 1918 Erste Gesamtrussische Tscheka-Konferenz unter Vorsitz Dserschinski
  • 28. Juli 1918 Hinrichtung von 428 Gegnern der Bolschewiki in Jaroslawl
  • 31. März 1919 Verhaftung von 1.900 Sozialrevolutionären und Menschewiki in Moskau, Tula, Smolensk, Woronesch, Pensa, Samara, Kostroma
  • 8. Februar 1922 Umbau der Tscheka zur GPU

Ein berühmter Tschekist war William Fischer alias Rudolf Iwanowitsch Abel (Rudolf Ivanovich Abel, alias Emil Goldfus und etliche weitere Namen). Der sowjetische Atomspion in den USA wurde bekannt, als er am 10. Februar 1962 gegen den CIA-Agenten und U 2-Piloten Captain Powers auf der Glienicker Brücke an der Grenze von West-Berlin nach Potsdam (DDR) ausgetauscht wurde.

Als Tscheka wurde im Parteijargon, aber ebenso in der Öffentlichkeit, auch die Gruppe von Mitarbeitern der KPD bezeichnet, die diese in den frühen 20er Jahren u.a. zum „Schutz gegen Parteifeinde“ unterhielt und gegen die 1925 der Staatsgerichtshof verhandelte.

Literatur

  • P. G. Sofinow: Geschichte der Außerordentlichen Kommission, Moskau 1960.
  • S. P. Melgunow: Der rote Terror in Russland (1918–1924), 1924.
  • Courtois, Werth, Panne, Paczkowski, Bartosec, Margolin, Gauck, Neubert: Das Schwarzbuch des Kommunismus.
  • Borys Lewytzkyi: Die rote Inquisition: Geschichte der sowjetischen Sicherheitssysteme, 1967.
  • Helmut Roewer: Skrupellos. Die Machenschaften der Geheimdienste in Russland und Deutschland 1914–1941, Leipzig 2004.
  • Walter Zeutschel: Im Dienst der kommunistischen Terror-Organisation (Tscheka-Arbeit in Deutschland), Berlin 1931.
  • Helmut Roewer/Stefan Schäfer/Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert, München 2003.

Einzelnachweise

  1. Joel Kotek, Pierre Rigoulot, Das Jahrhundert der Lager. Gefangenschaft, Zwangsarbeit, Vernichtung, Propyläen 2001, ISBN 3-549-07143-4, S. 129.

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